Ein Buch zum zehnten Jahrestag des Aufstands in Syrien steht im Zeichen der unvermeidbaren Frage: Kann man, zehn Jahre später und angesichts von Millionen Vertriebenen, rund einer halben Million Toten, Hunderttausenden Gefolterten und Verstümmelten, noch von einer »Revolution« sprechen, obwohl das Assad-Regime wieder fest im Sattel sitzt und seine Verbrechen weiter andauern?
Dieses Buch wird diese Frage stellen, beantworten wird es sie nicht. Stattdessen zeichnet es Erfahrungen, Erklärungen und Antworten von vielen unterschiedlichen Menschen nach, die das, was 2011 ursprünglich unzweifelhaft als Revolution begann, gestaltet und vorangetrieben haben und in vielen Fällen bis heute zu bewahren versuchen. Selbst wer zum Ergebnis kommen mag, dass das, was inmitten der syrischen Katastrophe von der Revolution übrig bleibt, die Opfer niemals wert war, wird verstehen, dass wir es den Opfern schuldig sind, diese Erfahrungen zu bewahren – auch um damit zu verhindern, dass alles, was am Ende von dieser Katastrophe bleibt, die Erzählungen derjenigen sind, die sich heute als Sieger sehen. Vergeblich wäre diese Revolution in jedem Falle dann gewesen, wenn wir die Erfahrungen jener Jahre dem Vergessen anheimgeben würden.
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