Revolte der Studierenden
Dieser Hintergrund entstand zu unserer Studierenden-Kampagne im Juni 2012. Die Kampagne ist inzwischen abgeschlossen, der Hintergrund nicht mehr aktuell. Der Text dokumentiert den damaligen Stand der Dinge und berücksichtigt nicht die militärischen Eskalationen seit Sommer 2012.
Die StudentInnenbewegung in Syrien wird im Protest für Menschenrechte, Demokratie und Freiheit in Syrien immer wichtiger. Denn gerade in den letzten Wochen und Monaten sind die Studierenden zu einem Eckpfeiler der unbewaffneten Proteste geworden. Gleichzeitig können die Studierenden Protestideen, die an den Hochschulen entwickelt wurden mit in ihre Dörfer und Städte tragen, wo viele zusätzlich noch einmal in den lokalen Komitees aktiv sind. Gerade fangen die Studierenden an, sich landesweit besser zu koordinieren und haben sich in der Union of Free Syrian Students (UFSS) zusammengeschlossen. Die UFSS ruft dazu auf, am Ende des Semesters die Prüfungen zu boykottieren, um Solidarität mit den inhaftierten und toten KommilitonInnen auszudrücken. Damit soll der Boykott zeigen: Nach über 12.000 Toten gibt keine Normalität mehr. Bei ihren zivilen Protesten für Freiheit und Demokratie brauchen Sie unsere und Unterstützung!
Studierendenbewegung in Syrien
Das Rückgrat der Proteste in Syrien ist nach wie vor der zivile Widerstand. Auch wenn die mediale Berichterstattung zu Syrien von Massakern und bewaffneten Kämpfen dominiert wird, sind es Streiks, die unbewaffneten Demonstrationen, die Freitags an über 600 Orten stattfinden, und die Aktionen der Studierenden, die diesen Widerstand aufrecht erhalten. Gerade dieser unbewaffnete Aufstand ist es, der das Assad-Regime in seinem Fundament erschüttert. Denn im Gegensatz zu den bewaffneten Kämpfen finden Demonstrationen landesweit statt und alle können sich daran beteiligen, nicht nur bewaffnete Männer.
Besonders in den letzten Wochen haben die Studierenden den Protesten noch einmal eine besondere Dynamik verliehen: Mit ihren Aktionen an den fünf großen staatlichen und 15 privaten Universitäten haben sie es geschafft, die Proteste in die Großstädte zu tragen, die bisher als Hochburgen des Assad-Regimes galten. Doch auch auf dem Campus geht das Regime gegen jede Form der Opposition mit Gewalt vor. Nun fangen die Studierenden an, ihre Proteste landesweit besser abzustimmen. War Studierendenvertretung bisher immer ein Teil der staatlichen Baath-Partei, und damit eine der Säulen des Assad-Regimes, wollen nun die Studierenden jetzt ein unabhängiges Gegengewicht dazu schaffen, das sich für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einsetzt.
Die Union Freier Syrischer Studierender (UFSS)
Bereits an zahlreichen Instituten und Fakultäten haben sich Räte und Komitees aus Studierenden gegründet, die sich auf Ebene der Universität, und schließlich sogar landesweiten abstimmen. Dafür haben sie den Dachverband der Union Freier Syrischer Studierender (UFSS) gegründet. Ihr gehören Delegierte von allen Universitäten an, um Aktionen koordinieren und gemeinsame Ideen verbreiten zu können. Personell wird die Union von Studierenden unterstützt, die wegen der Verfolgung ins Ausland fliehen mussten.
Dass die UFSS zum wichtigen Pfeiler der unbewaffneten Proteste wurde liegt daran, dass sie rein mit zivilen Mitteln agiert. Anstatt mit Waffengewalt, arbeiten die Studierenden mit Aktionen des zivilen Ungehorsams, unbewaffneten Demonstrationen und kreativen Protestformen. Sie wollen einen demokratischen, zivilen Staat, der nicht von religiösen Gruppen dominiert wird. Alle Kampagnen, die von der UFSS organisiert werden, müssen sich strikt an diese Grundsätze halten.
Examensboykott! – Unterstützt die studentischen Proteste
Wenn am Ende des Sommersemesters in ganz Syrien die Prüfungen und Examen stattfinden, wollen die AktivistInnen der UFSS zum Boykott aufrufen. Das Ziel der Aktion ist zu zeigen, dass es in dem Land keine Normalität mehr gibt – auch nicht an den Universitäten. Unter einem Regime, das gewaltsam gegen unbewaffnete Demonstrationen vorgeht, wollen die Studierenden keine Prüfungen ablegen. Denn auch zahlreiche ihrer KommilitonInnen wurden seit März 2011, als der Aufstand gegen die Diktatur begann, verhaftet, gefoltert oder sogar umgebracht. Viele weitere mussten wegen ihres Engagements untertauchen und können nicht mehr zur Universität kommen, ohne eine Festnahme mit anschließender Folter zu riskieren. Damit wird der Examensboykott auch zur Solidaritätserklärung.
Die Kampagne für den Boykott ist in vollem Gange. Doch damit sie erfolgreich wird, brauchen die Studierenden in Syrien unsere Solidarität und unsere Unterstützung. Sie wollen auch im Ausland eine breite Öffentlichkeit erreichen und für ihre Aktionen und Materialien brauchen sie Geld. Adopt a Revolution unterstützt die Kampagne der syrischen Studierenden. Machen Sie mit!
Unterstützen Sie die Proteste der Studierenden!
Stand: Juni 2012