Adopt a Revolution unterstützt Hilfsaktion gegen Corona in Nord-Syrien

Mit einem neuen Hilfsprojekt in Idlib unterstützt Adopt a Revolution syrische Aktivist*innen, die den Ausbruch des Corona-Virus zu verhindern versuchen. Sollte das nicht gelingen, droht ein Massensterben.

Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“, mahnt Ferdinand Dürr, Geschäftsführer von Adopt a Revolution. „Die Menschen in den Flüchtlingslagern in Syrien werden allein gelassen, dabei sind sie die Schwächsten der Schwachen. Aktivist*innen der syrischen Zivilgesellschaft versuchen diese Lücke mit all ihren Möglichkeiten zu schließen und wir tragen mit unseren Ressourcen dazu bei.“ Die Menschenrechts-Organisation mit Sitz in Leipzig unterstützt bereits seit 2011 zivilgesellschaftliche Projekte in Syrien sowohl finanziell als auch mit Beratung und solidarischem Austausch auf Augenhöhe.

Im Fokus des neuen Projekts steht der präventive Schutz vor Ansteckungen mithilfe von Aufklärungskampagnen, Desinfektionsmaterial und Mundschutz. „Wir müssen in die Camps gehen und Gesundheitsaufklärung machen, nicht nur, aber nun insbesondere wegen Corona“, erklärt Souad, Aktivistin und eine der Initiator*innen des Hilfsprojektes. „Gesundheit hat hier oft keine Priorität – die Menschen hungern und brauchen Kleidung. Wenn wir ihnen aber Hygieneartikel geben, dann benutzen sie diese auch. Deshalb sind wir sehr dankbar, dass Adopt a Revolution uns unterstützt. Bereits seit Jahren ist die Organisation uns Menschen hier eine verlässliche Partnerin.

Neben der Hygiene ist aber auch die Wahrung des Abstandes zu anderen Menschen ein Problem. „Nach Monaten von Bombardement und Flucht, können wir hier in der Region Iblib endlich wieder auf die Straßen gehen“, erzählt Souad. „Ich war heute auf dem Markt: Die Leute standen dicht an dicht, ich habe Stunden gebraucht, um meine Besorgungen zu machen. Die Leute tätigen Hamsterkäufe, aber nicht wegen Corona, sondern wegen der Bomben, die sie bald wieder erwarten.

Zwar herrscht derzeit in Syriens Nordwesten ein Waffenstillstand. Im vergangenen Jahr wurden im Land jedoch 85 Krankenhäuser angegriffen, 2018 waren es sogar 142 – die überwältigende Mehrheit durch Luftangriffe Russlands und des Assad-Regimes. Dadurch und aufgrund der Flucht und Vertreibung zahlreicher Mediziner*innen ist die medizinische Infrastruktur im Land völlig unzureichend.

Am drastischsten wären die Auswirkungen einer Corona-Pandemie in der Region Idlib, wo drei Millionen Menschen auf engstem Raum zusammenleben, darunter rund eine Million Flüchtlinge, die vielfach ohne hygienische Mindeststandards in überfüllten Camps und informellen Siedlungen hausen. „Die Menschen in Syrien verlassen sich schon lange nicht mehr auf große internationale Organisationen“, so Dürr. „Sie helfen sich selbst, so gut es eben geht. Aber eine globale Krise braucht auch eine globale Antwort. Deshalb fordern wir die Bundesregierung, die EU und die Weltgemeinschaft auf, die medizinische Soforthilfe für Nordsyrien, Idlib und die Gebiete unter kurdischer Selbstverwaltung deutlich aufzustocken, um ein Massensterben zu verhindern.

Eine Aufhebung von Wirtschaftssanktionen gegen das Regime von Machthaber Bashar Al-Assad seien dagegen kein geeignetes Mittel im Kampf gegen das Corona-Virus, betont Dürr. „Der Gesundheitssektor ist von den Sanktionen ausgeschlossen. Außerdem zeigt die Erfahrung, dass Hilfsgelder stets die Klientel des Assad-Clans bedienen – aber medizinische Hilfe muss direkt alle Gruppen der syrischen Bevölkerung erreichen!