Anschlag in Damaskus: Augenzeugenbericht

Wir dokumentieren hier einen ersten Augenzeugenbericht vom Lokalen Komitee in Midan, wo heute ein Selbstmordanschlag stattgefunden hat. Das Komitee in Al Midan wird im Januar durch Adopt a Revolution gefördert. Al Midan – Damaskus, 06.01.2012 Gegen 11.00 Uhr, ungefähr eine Sunde vor dem Freitagsgebet explodierte eine Bombe an einer Polizeiabsperrung in Al Midan. Der Knall […]

Wir dokumentieren hier einen ersten Augenzeugenbericht vom Lokalen Komitee in Midan, wo heute ein Selbstmordanschlag stattgefunden hat. Das Komitee in Al Midan wird im Januar durch Adopt a Revolution gefördert.

Al Midan – Damaskus, 06.01.2012

Gegen 11.00 Uhr, ungefähr eine Sunde vor dem Freitagsgebet explodierte eine Bombe an einer Polizeiabsperrung in Al Midan. Der Knall war nicht sonderlich laut. Unmittelbar danach kamen viele Rettungswagen aus mehreren Seitenstraßen, begleitet von Schüssen und mehreren Shabiha-Bussen (d.h. Busse, mit der Sicherheitsleute und deren Schergen [Anm. d. Übers.]).

Sehr schnell, beinahe theatralisch, verteilten sich Sicherheitspersonal und Soldaten um den Platz, während andere in der Gegend patrouillierten und riefen: „Wir opfern unser Leben für Assad!“

Der Stadtteil wurde abgeriegelt, die wenigen Passanten verjagt und beschimpft. Alles wirkte übertrieben: ihre Zahl, die Fahrzeuge und ihre Schreie. Sie schworen Rache und beschimpften, wer Freiheit fordert. Einige der Sicherheitsleute trugen Bilder von Bashar Al Assad, marschierten in Richtung der Moschee (Dschami‘ Al Hassan), wo gerade das Freitagsgebet stattfand, umzingelten das Gebäude und drohten den Betenden, sie zu töten – „Heute werden wir euch schlachten und euch die Freiheit lehren!“

Der Stadtteil gleicht inzwischen (drei Stunden nach dem Anschlag [Anm. d. Übers.]) einer Kaserne. Unter den Sicherheitsleuten waren bekannte Gesichter: Viele der Shabiha und Assad-Anhänger waren die gleichen, die auch vor zwei Wochen beim Bombenanschlag auf den Geheimdienst in Kfar Souseh zu sehen waren (die heute offenbar ganz zufällig in der Nähe waren!). Sie schrien laut ihre Loyalität zu Assad heraus, schworen Rache und störten so das Freitagsgebet.

Es war komisch, wie schnell sie da waren und wie groß ihr Aufgebot war. Es war komisch, wie viele Shabiha mit Assad-Bildern, Lautsprechanlagen und Parolen auftauchten. Der Schaden der Explosion war nicht sonderlich groß…