Frieden und Freiheit, dass ist doch nicht zuviel verlangt! – Bericht aus Al Kadam

Für den aktuellen Bericht des Komitees Al Kadam konnten wir mit dem Aktivisten Abu H. über die gegenwärtige Lage in Damaskus bzw. seinem Viertel und die Arbeit des Komitees sprechen. AaR: Wie viele AktivistInnen engagieren sich in eurem Komitee und welche Aufgaben übernehmen sie? Abu H.: Im Moment kümmern sich sechs Aktivisten um die Koordination […]

Für den aktuellen Bericht des Komitees Al Kadam konnten wir mit dem Aktivisten Abu H. über die gegenwärtige Lage in Damaskus bzw. seinem Viertel und die Arbeit des Komitees sprechen.

AaR: Wie viele AktivistInnen engagieren sich in eurem Komitee und welche Aufgaben übernehmen sie?

Abu H.: Im Moment kümmern sich sechs Aktivisten um die Koordination der Arbeit. Das Medienteam besteht aus 10 AktivistInnen. Ihnen stehen zwei Kameras und zwei Smartphones mit 3G-Anschluss zur Verfügung – leider reichen die für die anfallende Medienarbeit überhaupt nicht aus. Im Team für humanitäre Hilfe engagieren sich mittlerweile zwischen 20 und 30 Aktivisten, außerdem werden wir insgesamt auch immer von den Einwohnern Al Kadams unterstützt.

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Video: Aktivisten hissen mitten am Tag die Fahne der Revolution.


Ist eure Arbeit gefährlich? Was macht sie gefährlich?

Ja, selbstverständlich! Jeder, der sich in der Protestbewegung engagiert, wird vom Regime gesucht – findet man uns, werden sie uns verhaften und im schlimmsten Fall hinrichten! Deshalb versuchen alle Aktivisten anonym zu bleiben, was unsere Arbeit sehr erschwert. Hier nur ein Beispiel: Wir brauchen eine neue Digitalkamera mit einem besseren Zoom – man kann sie hier in Damaskus noch kaufen, die kostet um die 500 €, aber man muss seinen Personalausweis vorlegen, und die Informationen über die Personalien werden dann direkt an den Geheimdienst weitergeleitet.

Was passiert bei euch gerade ganz aktuell?

Eben waren Soldaten da, begleitet von Shabiha. Sie haben Häuser und die wenigen offenen Geschäfte im Viertel durchsucht und einige Einwohner verhaftet. Panzer und bewaffnete Assadtruppen sind so positioniert, dass unser Stadtteil quasi in mehrere Teile zerlegt ist, sodass man die Gegend kontrollieren und Demos verhindern kann. Im Vergleich zum letzten Ramadan gab es dieses Mal weniger Demos und die, die es gab, waren insgesamt viel kleiner.

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Video: Demonstration in Al Kadam.

Was siehst Du, wenn Du aus dem Fenster schaust?

Das einzige Fenster im Raum ist verdunkelt und immer geschlossen. Aus Sicherheitsgründen.

Was hat euch in den letzten vier Woche am traurigsten gemacht?

Die humanitäre Lage wird Tag für Tag schlimmer und die Verluste werden immer größer.

Woran mangelt es euch gerade am meisten, was braucht ihr am dringendsten?

Eine neue Kamera mit mehr Zoom wäre sehr hilfreich… Angesichts der täglichen Massaker, wäre uns mehr moralische und tatkräftige Unterstützung von den Nationen der so genannten zivilisierten Welt für die zivile Bevölkerung in Syrien aber noch wichtiger.

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Video: Das Viertel Al Kadam wird bombardiert.

Wenn ihr euch etwas wünschen könntet: Was darf eurer Meinung nach auf keinen Fall passieren?

Wir wünschen uns Frieden und Freiheit – ist doch nicht zuviel verlangt! Wir wünschen uns, dass der syrischen Bevölkerung wirklich geholfen wird – nicht nur diese leeren Worte!
Wir wünschen uns aus tiefsten Herzen, dass unsere friedliche Protestbewegung mehr Unterstützung erfährt, denn sie ist die einzige Chance, einen Bürgerkrieg zu verhindern!

Und wie sieht Syrien nach euren Wünschen in einem Jahr aus?

Syrien ist die Wiege der Zivilisation! Wir wünschen uns und der Welt ein freies und freiheitliches Syrien, das in Frieden und für den Frieden lebt!

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