Das Regime begeht Massaker – Bericht aus Jdeidet Artouz

Im Komitee sind wir im Moment fünf Aktivisten in Jdaidet Artouz, einer befindet sich außerhalb Syriens. Acht Aktivisten wurden verhaftet. Unsere Arbeit wird immer gefährlicher. Alle verbliebenen Mitglieder unseres Komitees werden derzeit vom Regime gesucht, denn unsere Aktivitäten sind natürlich verboten – ebenso wie Demonstrationen, die Demokratie einfordern, nicht gestattet sind. Jeder, der sich daran […]

Im Komitee sind wir im Moment fünf Aktivisten in Jdaidet Artouz, einer befindet sich außerhalb Syriens. Acht Aktivisten wurden verhaftet. Unsere Arbeit wird immer gefährlicher. Alle verbliebenen Mitglieder unseres Komitees werden derzeit vom Regime gesucht, denn unsere Aktivitäten sind natürlich verboten – ebenso wie Demonstrationen, die Demokratie einfordern, nicht gestattet sind. Jeder, der sich daran beteiligt, wird verfolgt und verhaftet. Sehr aktive Personen oder Schlüsselfiguren der Bewegung werden meistens liquidiert.

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Video: Ankunft der Armee in Jdeidet Artouz.

Da wir seit einiger Zeit nicht mehr demonstrieren können, beschränkt sich unsere Arbeit auf die Verbreitung und den Austausch von Nachrichten über die aktuelle Lage und auf die Koordination von humanitärer Hilfsarbeit. Schwerpunktgebiete unserer Aktivitäten sind das Stadtgebiet von Jdeidet Artouz, Artouz und Al Fadl. Die Kommunikation untereinander und nach außen erfolgt mit Hilfe von Android Phones. Wir haben einen 3G-Anschluss, den wir mit Prepaid-Karten nutzen. Für Live-Gespräche verwenden wir oft das Programm ZELLO.

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Video: Bombardierung von Jdeidet Artouz.

Momentan hat man den Eindruck, dass das Regime die letzten verzweifelten Versuche startet, seinen Kopf zu retten – das heißt, sie drehen einfach völlig durch!
Jdeidet Artouz wird wie andere Vorstädte von Damaskus belagert und beschossen. Heute zum Beispiel sieht man wieder einige Rauchwolken über der Stadt, verursacht durch Bombardierungen oder Brände. Nach jedem dieser Angriffe mit schwerem Geschoss marschieren Militärs und Sicherheitskräfte ein, immer begleitet von Schabbiha – und dann geben sie den Einwohnern den Rest. Sie zerstören mutwillig Wohnhäuser und Geschäfte, nehmen willkürliche Verhaftungen vor und ermorden immer wieder Aktivisten und BürgerInnen.
Der neueste Einfall des Regimes sind die sogenannten „Bürgerkomitees“. Das sind bewaffnete Gruppen von Zivilisten, ähnlich den Shabiha. Wir glauben, dass sie sich hauptsächlich aus Mitgliedern der Baath-Partei zusammensetzen, denn diese wurden schon vor Monaten bewaffnet und in Bereitschaft versetzt. Man trifft sie meistens in Begleitung von Militär oder Sicherheitskräften an. Sie werden an den Kontrollcheckpoints positioniert und legen auch bei Verhaftungsrazzien Hand an.

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Video: Razzia in Jdeidet Artouz, bei der Bewohner verhaftet werden.

Am traurigsten machen uns die vielen Tote in Damaskus. Es werden täglich Dutzende ermordet, darunter auch Kinder. Jeden Tag entdeckt man mehrere Leichen, gelagert an irgendeinem Ort. Diese armen Seelen! Wir können uns auch nicht erinnern, was uns in den letzten Wochen wirklich Freude bereitet hätte, aber jedes Mal, wenn ein Verfolgter aus der Haft rauskommt, haben wir zumindest einen kleinen Anlass dazu.
Uns macht es auch traurig, dass wir kaum mehr demonstrieren können. Im Ramadan hat man versucht hier und da mal eine kleine Abenddemo zu starten. Diese Demonstrationen waren leider extrem kurzlebig, denn sie wurden umgehend attackiert und teilweise sogar mit Mörsern beschossen. Bei unserer letzten Demo haben uns Schabiha und Militär angegriffen und acht Aktivisten verschleppt. Wir wissen bis jetzt nichts darüber, was mit ihnen passiert ist. Momentan mangelt es uns neben all den materiellen Dingen am meisten an einem: an Sicherheit!


Bild: Beerdigung der Opfer des Massakers vom 01.08.2012 in Jdeidet Artouz.

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