Ismailitische Minderheit fordert Schutz aller SyrerInnen – Bericht aus Salamiyya

Das Regime lügt die internationale Gemeinschaft an. Es behauptet immer wieder, die Minderheiten in Syrien schützen zu wollen. Das ist aber nicht der Fall. Und selbst wenn es stimmt: Was bedeutet das eigentlich die Minderheiten zu schützen? Heißt das, die Mehrheit zu vernichten? Die Aufgabe der syrischen Regierung besteht darin, das ganze syrische Volk zu […]

Das Regime lügt die internationale Gemeinschaft an. Es behauptet immer wieder, die Minderheiten in Syrien schützen zu wollen. Das ist aber nicht der Fall. Und selbst wenn es stimmt: Was bedeutet das eigentlich die Minderheiten zu schützen? Heißt das, die Mehrheit zu vernichten? Die Aufgabe der syrischen Regierung besteht darin, das ganze syrische Volk zu schützen.

Ausgehend von dieser großen Lüge, versucht das Regime unsere Stadt nicht so brutal zu unterdrücken wie andere Städte, da die Mehrheit der Bevölkerung unserer Stadt der ismailitischen Minderheit angehört. Im Vergleich dazu, wie das Regime die Umgebung von Salamiah oder die anderen syrischen Städten behandelt, ist die Lage bei uns deshalb relativ ruhig. Aufgrund der konfessionellen Pluralität in unserer Stadt wird hier „nur geschossen“. 90% der Bevölkerung der Umgebung von Salamiyya gehört der sunnitischen Mehrheit an und wird vom Regime brutal unterdrückt. Wir selbst definieren uns in erster Linie als SyrerInnen und bedauern daher das, was um uns herum geschieht, von ganzem Herzen.

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Video: Streik der Frauen in Salamiyya: Ismailitinnen, Christinnen, Kurdinnen, Alawitinnen, Sunnitinnen und Atheistinnen fordern gemeinsam die Freiheit und einen säkularen Staat.

Die Situation in der Stadt Salamiyya unterscheidet sich also von der Situation in der Stadtumgebung. Während in der Umgebung wahllos bombardiert wird, wird innerhalb der Stadt bis jetzt nur geschossen. In Einzelfällen führen die Kräfte des Regimes auch Anschläge auf Orte innerhalb des Stadtgebiets durch, so wie zum Beispiel auf einige Bäckereien.

Schabbiha nennt man die bewaffneten Pro-Assad Milizen, die den Sicherheitskräften des Regimes dabei helfen, die Protestbewegung zu unterdrücken. Seine Sicherheitskräfte beruft das Regime normalerweise aus anderen Städte nach Salamiah ein, um zu garantieren, dass diese Sicherheitskräfte sich hundertprozentig loyal verhalten und um zu vermeiden, dass sie in irgendeiner Art und Weise emotional auf die AktivistInnen reagieren, die sie unterdrücken sollen. Ein großer Teil der Schabbiha-Milizen hingegen gehört komischerweise der eigenen Bevölkerung der Stadt an. Manche wollten und wollen ihre Stellung zum eigenen Vorteil ausnutzen und manche sind mit dem Regime ökonomisch, sozial oder politisch verbändelt. Und einige wurden aus Angst vor der Zukunft zu Regime-Anhängern.

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Video: Abendliche Demonstration in Salamiyya.

Die besten Gelegenheiten für Angriffe mit Schusswaffen bieten sich für das Regime bei Beerdigungen. Die sind mit Demonstrationen vergleichbar und häufig befinden sich dabei relativ viele Leute an einem Ort. Normalerweise überwachen Gruppen von Aktivisten die Umgebung des Ortes, an dem die Beerdigung stattfindet, um die DemonstrantInnen bei Gefahr zu warnen. Schaffen es die Sicherheitskräfte vor ihrer Entdeckung zu der Demonstration zu gelangen, nehmen sie alle fest, die sie dort finden und denen es nicht gelungen ist, schnell genug wegzulaufen.

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Video: Gemeinsame Demo des Umlandes von Hama zusammen mit dem Komitee Salamiyya

Trotz der Brutalität des Regimes gehen die BürgerInnen von Salamiah immer noch auf die Straße, um für die Freiheit zu demonstrieren. So häufig wie das früher möglich war, kann man natürlich gerade nicht mehr demonstrieren, aber unsere AktivistInnen versuchen eine gewisse Regelmäßigkeit beizubehalten und organisieren fast jeden zweiten Tag je nach Bedingungen eine Demonstration. Die Sicherheit der Demos ist für uns die oberste Priorität, denn die DemonstrantInnen sind meist SchülerInnen und StudentInnen. Es passiert häufig, dass eine Demonstration an einen anderen, sicheren Ort verlegt wird, wenn wir bemerken, dass sich Sicherheitskräfte in der Nähe des für die Demo vorgesehenen Ortes verbreiten.

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Video: Frauen des Komitees Salamiyya bereiten Essen für Flüchtlingsfamilien zu.

Aufgrund ihrer Lage ist die Stadt Salamiyya ein Anlaufpunkt für Flüchtlinge aus Hamah und Homs. Die Stadt ist zur Zeit voll von Menschen, die unter ihren extrem schwierigen Lebensbedingungen leiden, von denen Armut und Obdachlosigkeit nicht die einzigen sind. Unsere AktivistInnen fühlen sich verantwortlich für diese Flüchtlinge, wenn diese sich hilfesuchend an die Stadt und AktivistInnen von Salamiyya wenden.

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