Filme zur syrischen Revolution im Cinema for Peace-Screening September 2012

Das monatliche Cinema for Peace widmete sich am 3.9. dem Syrien Konflikt. Die Filme „SOS – Siege on Syria“  und „The Suffering Grasses“ werden am 10.9. in Hamburg (Abaton Kino) und am 24.9. in Frankfurt (Orfeo’s Erben) noch einmal gezeigt. Der Kurzfilm „SOS – Siege on Syria“ ist eine doppelte Wachrüttel-Kampagne. Die syrische Exilgemeinde veranstaltete […]

Das monatliche Cinema for Peace widmete sich am 3.9. dem Syrien Konflikt. Die Filme „SOS – Siege on Syria“  und „The Suffering Grasses“ werden am 10.9. in Hamburg (Abaton Kino) und am 24.9. in Frankfurt (Orfeo’s Erben) noch einmal gezeigt.

Der Kurzfilm „SOS – Siege on Syria“ ist eine doppelte Wachrüttel-Kampagne. Die syrische Exilgemeinde veranstaltete im Frühjahr 2012 in Detroit einen Flashmob, um die Öffentlichkeit auf die Revolution in Syrien und die Gewalt des Regimes gegen sein Volk aufmerksam zu machen. Der Flashmob verschmilzt in dem 12-minütigen Film mit Szenen aus Syrien und anderen Flashmobs, die weltweit für Syrien abgehalten wurden. Am Ende weist einen der Film darauf hin, dass während man den Film gesehen hat, minidestens ein Syrer getötet wurde.

Der Film „The Suffering Grasses“ von Iara Lee (Trailer) schildert die Ausgangssituation der syrischen Revolution, Aktivisten aus verschiedenen Regionen Syriens kommen zu Wort. Qantara erläutert, der Name des Films sei von einem Sprichwort abgeleitet: „When elephants fight, it is the grass that suffers.”

Einblenden syrischer Kurzproduktionen über die Revolution lockern den Film auf. Dadurch wird erneut die Wirkung der syrischen Revolutionskunst deutlich. Humor und Satire sind Waffen des zivilen Widerstands. Im zweiten Teil des Films besucht Iara Lee Flüchtlingslager in der Türkei; es kommen Flüchtlinge mit ihren Erlebnissen und Haltungen zur Revolution zu Wort. Eine Frage, die sich durch den ganzen Film zieht, ist die nach gewaltsamem oder friedlichem Widerstand. Die Haltungen hierzu sind durchaus unterschiedlich. Durch die gewaltsame Verweigerung jeglicher Reformen und Rechte durch den Staat halten einige Waffen schon allein zur Selbstverteidigung für nötig.

„The Suffering Grasses“ ist trotz des vielleicht irreleitenden Titels ein eindrucksvoller Film, der die Situation der Syrer darstellt und Diskussionen und Ansichten Raum gibt. Sehr offenkundig ist die Spur der Verwüstung und Gewalt, die Syrien und seine Bürger bislang erlitten haben.

Die anschließende Diskussion zwischen Kristin Helberg, Ghied Alhashmy und Sebastian Sons dreht sich um Konfessionalisierung und Gewalt. Kristin Helberg, Nahostjournalistin, war langjährig in Syrien akkreditiert; Ghied Alhashmy ist eine syrisch-stämmige Politik- und Erziehungswissenschaftlerin und auch in Deutschland aktiv; Sebastian Sons vom Deutschen Orient Institut Berlin leitete das Gespräch.

Beide Rednerinnen sind sich einig, dass die Gefahr der Konfessionalisierung des Konflikts besteht. Dass das Regime ein konfessionelles Spiel treibt, ist laut Frau Helberg offensichtlich. Es wendet im großen Stil gezielt und systematisch Gewalt gegen einzelne Gruppen an, um die Bevölkerung konfessionell gegeneinander aufzubringen. Das Massaker von Houla sei ein Beispiel dafür. Frau Alhashmy meint, durch Provokationen kochen die Emotionen und Rufe nach Rache zwar hoch, jedoch legt sich dies mit Abstand und durch Gespräche. Dass z.B. nach Houla keine Massaker an Alawiten begangen wurden, wertet Frau Helberg als Zeichen, dass das Bewusstsein der syrischen Bevölkerung für dieses Problem groß sei.

Frau Alhashmy erwähnt einen interessanten Aspekt: Die Alawiten seien v.a. in den ländlichen Regionen in Bildung und Infrastruktur extrem vernachlässigt und gar dumm gehalten worden. Besonders aus diesen Gebieten stammten viele der pro-Assad-Kämpfer. Es darf vermutet werden, dass die Assads diese Bevölkerungsgruppen mit Absicht so leicht beeinflussbar gehalten haben. Sie haben kaum Chancen in der syrischen Gesellschaft und sind daher mit den stetigen Warnungen vor der sunnitischen Bevölkerung und einer islamistischen Gefahr leicht an die Waffen zu mobilisieren. Es zeigt sich erneut, dass das Regime nur auf seinen Machterhalt aus ist.

Frau Helberg spricht an, dass der kolportierte Widerspruch von bewaffnetem und zivilem Widerstand vor Ort so nicht existiert, sondern diese beiden Dinge vor Ort oft Hand in Hand gingen. In Syrien gibt es ein großes Schattennetzwerk der Opposition, das den Außenstehenden oft verborgen bleibt. „Adopt a Revolution“ kann hierbei vielleicht eine Mittlerfunktion in die deutsche Gesellschaft hinein einnehmen, sodass die Syrer nicht alleine stehen. Frau Alhashmy äußert, dass auf der derzeitigen Eskalationsstufe der Sturz des Regimes leider noch lange dauern könne. Daher betonen die Redner, dass humanitäre Hilfe nun von allen Seiten dringend nötig sei. Die wirtschaftliche Lage in Syrien macht es vielen schwer, den Alltag aufrechtzuerhalten. Hinzu komme die fehlende Sicherheit. Moralische Unterstützung sei jedoch genauso wichtig, z.B. sind deutsche Solidaritätsstimmen bei hiesigen Demos sehr rar.

Die Veranstaltung am Montagabend war in dieser Hinsicht wichtig, die Lage in Syrien dem Publikum nahezubringen und das Augenmerk auf die notwendige moralische und humanitäre Unterstützung zu lenken, die auch von Deutschland aus geleistet werden kann.

Informationen kann man im Netz finden oder unter info@cinemaforpeace.com erhalten.