Ehemalige Projekte

Im Folgenden finden Sie eine Liste aller ehemals von Adopt a Revolution geförderten Projekte.

Das Ziel unserer Organisation ist es, insbesondere kleinere Projekte zu fördern. Die meisten der hier aufgelisteten Projekte haben sich im Laufe der Zeit entweder zu etwas anderem gewandelt, haben sich reorganisiert, wurden nur während des Zeitraums ihres Aufbaus gefördert, sind mittlerweile so groß geworden, dass sie von institutionalisierten Förderern getragen werden oder sich selbst finanzieren können. In anderen Fällen mussten die Projekte aufgeben werden, weil die AktivistInnen wie in Manbij vom IS oder wie in Aleppo oder Ost-Ghouta vom Assad-Regime vertrieben wurden.


MENSCHENRECHTE


Human Rights Guardians

Über 100.000 Syrer*innen verschwanden bislang in Haftzentren oder an Checkpoints. Die Organisation Human Rights Guardians dokumentiert akribisch Einzelfälle und setzt sich für die Aufklärung dieser Verbrechen ein. Das Team besteht aus Anwält*innen und Rechercheur*innen in ganz Syrien. Sie suchen Zeug*innen auf, sammeln alle verfügbaren Belege und versuchen so nachzuweisen, in wessen Gewalt sich ein*e Verschwundene*r wahrscheinlich befindet. Die gesammelten Informationen geben sie an die zuständigen Stellen der Vereinten Nationen weiter, um auf diese Weise zur Aufklärung des Schicksals der Verschwundenen beizutragen.


LOKALE KOORDINATIONSKOMITEES & ZIVILE ZENTREN


Gegen das unerträgliche Schweigen der Welt im Syrienkrieg: Die Menschenrechtsaktivisten Razan Zeitouneh, Samira al-Khalil, Wael Hamadeh und Nazem Hammadi wurden Anfang Dezember 2013 von Unbekannten im Damaszener Vorort Douma entführt und werden seitdem vermisst

Newroz Zentrum, Amude

Für die AktivistInnen im kurdischen Amuda ist Solidarität mit dem arabischen Teil Syriens zentral. Im Mittelpunkt steht die Solidarität mit den Opfern der Assad-Diktatur. Ob Menschen unter Belagerung leben oder mit Fassbomben angegriffen werden – Ethnien und Konfessionen spielen hier keine Rolle. Auch nach dem Rückzug des Assad-Regimes blieben sie aufmüpfig: Gegen die willkürliche Festnahme durch lokale Polizeikräfte organisierten sie eine Platzbesetzung und einen Hungerstreik, ihr Zentrum dokumentierte Menschenrechtsverletzungen und seit die Spannungen zwischen Arabern und Kurden zunehmen, vermitteln sie intensiv zwischen den Bevölkerungsgruppen.

Café Riwaq Beirut, Libanon

Von alternativen Aktivist*innen gegründet, war das Café Riwaq Treffpunkt für alle: Vertriebene syrische Aktivist*innen, alternative Künstler*innen, Aktivist*innen der emanzipatorischen Bewegung des Libanons. Die Explosion zerstörte Fensterscheiben, Inneneinrichtung und Mobiliar. Doch statt sich einen anderen Ort zu suchen, kamen die Gäste weiter. Nicht zum Kaffeetrinken, sondern um selbstorganisiert eine Gemeinschaftsküche aufzubauen. Von hier aus versorgen sie die Bewohner*innen der Protestcamps vor Ministerien, Botschaften oder dem Parlament, die politische Konsequenzen fordern. Oder ein Rückkehrrecht für migrantische Arbeiter*innen verlangen, die wegen der schweren Wirtschaftskrise arbeits- und obdachlos geworden sind. Oder strafrechtliche Konsequenzen für die korrupte politische und juristische Elite, die von der explosiven Fracht im Hafen wusste, aber nichts unternommen hat.

AktivistInnen-Netzwerk der Local Coordination Committees (LCC)

Die LCC waren während der ersten zwei bis drei Jahre das Herzstück des zivilen Aufstandes in Syrien. Landesweit sammelten die AktivistInnen der LCC Informationen über Angriffe, Verwundete, Getötete, dokumentierten die Vorgänge und bereiteten sie für die internationale Öffentlichkeit auf. Darüber hinaus arbeiteten in zahlreichen Städten Gruppen an lokalen Aktionen, Demonstrationen und Kampagnen. Die Bewaffneten mahnten sie regelmäßig zur Einhaltung der Grundsätze von Recht und Gerechtigkeit. Von lokalen Autoritäten forderten sie Transparenz und Partizipation und vom Regime die Einhaltung von Menschenrechten. Am 10. Dezember 2013 wurde Razan Zaitouneh, Menschenrechtsanwältin und Sprecherin des Netzwerks, in Douma, einem Vorort von Damaskus, verschleppt. Ihr Verbleib ist bis heute unklar. Über das Netzwerk haben wir im Laufe der Jahre verschiedene Gruppen in 16 Städten mit durchschnittlich 500 Euro im Monat bei ihrer Arbeit unterstützt.

Union Kurdisch-Syrischer SchülerInnen und Studierender (UKSS)

In zahlreichen vornehmlich kurdisch geprägten Städten hat die UKSS Büros eröffnet, um junge Menschen für Demokratie, Menschen- und Minderheitenrechte zu begeistern. Dazu gehörten Kampagnen zur Stärkung der Solidarität zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen im gemeinsamen Kampf für politische Freiheiten.

Watad Center Yarmouk

Im palästinensisch geprägten damaszener Stadtteil Yarmouk gründeten Aktivisten 2012 das Watad-Center. Watad bedeutet Pflock – mit dem zivilgesellschaftlichen Zentrum wollten die AktivistInnen des Centers Menschen in Yarmouk Halt bieten, wie der Pflock ein Zelt am Boden befestigt. Das Zentrum soll AktivistInnen der Revolution Raum bieten, sich mit ihren aktuellen Problemen auseinandersetzen und ein Bewusstsein für soziale, gemeinschaftliche, demokratische Arbeit entwickeln. Neben Workshops und Veranstaltungen organisierten die AktivistInnen aber bald auch Nahrungsmittelversorgung: Sie bauen Gemüse an gegen den Hunger – denn Yarmouk wird vom Assad-Regime brutal belagert.

Ende März 2015 dringen IS-Dschihadisten in das palästinensische Flüchtlingslager Yarmouk ein und zerstörten das oppositionelle Zentrum, die Aktivisten fliehen ins benachbarte Yalda. Dort bauen sie ihr Zentrum wieder auf. Immer wieder werden Mitglieder der Gruppe das Ziel von (teils erfolgreichen) Mordanschlägen, Entführungen und islamistischen Diffamierungskampagnen und geben dennoch nicht auf – bis Anfang 2018 das Assad-Regime auf Süd-Damaskus vorrückt. Die Mitglieder des Watad-Teams werden vom Assad-Regime nach Nordsyrien vertrieben. In Azaz bauen Sie zusammen mit anderen Aktivisten, die aus anderen Teilen Syriens vertrieben wurden, das “Hooz-Center” auf. (Beiträge zum Zivilen Zentrum in Yalda und zum Kontext finden Sie hier)

Union Freier Syrischer Studierender (UFSS)

Landesweit koordinieren sich Studierende in der UFSS, um in den Universitätsstädten für die Rechte von Studierenden, aber auch für Menschen-, Minderheiten- und Frauenrechte einzutreten. In Raqqa, der “Haupstadt” von ISIS, koordinierten AktivistInnen Flashmobs, in Dair az-Zur, wo die Universität bei Kämpfen zerstört wurde, organisierten Studierende die Lehrveranstaltungen selbst.

Ziviles Zentrum Erbin

Trotz jahrelanger Belagerung und regelmäßigem Beschuss brach in Erbin das kulturelle Leben nicht zusammen – auch Dank des Zentrums, das Schulen betrieb, Bibliotheken, Kindergärten, Fortbildungszentren betrieb. Während der finalen Schlacht um die Stadt, wurde das Zentrum bei einem Luftangriff getroffen. Die Aktivisten nach der Rückeroberung durch das Regime vertrieben.

Ziviles Zentrum Manbij

Aufbauend auf ihren Erfahrungen im Protest gegen die Assad-Diktatur hatten AktivistInnen ein Zentrum für Zivilgesellschaft aufgebaut. Ihr Schwerpunkt war es, Frauen zu ermutigen für ihre Rechte einzustehen und LehrerInnen weiterzubilden, damit sie Unterricht für eine plurale, demokratische Gesellschaft anbieten können. Mit einem Generalstreik versuchten sie zudem, die Akzeptanz für die ISIS-Terrormiliz zu untergraben, weshalb mehrere Aktivistinnen mit dem Tod bestraft werden sollten. Aus Sicherheitsgründen musste das Zentrum geschlossen werden, als die Dschihadisten Manbij 2014 übernahmen.

Komitee Zabadani, Damaskus

Das Komitee Zabadani hielt trotz Belagerung ein Mindestmaß ziviler Infrastruktur für die verbliebenen BewohnerInnen aufrecht. Die AktivistInnen organisierten den Schmuggel von Lebensmitteln, warnten vor Angriffen und sorgten für den Unterricht der Kinder.

Komitee Atareb

„Wir lassen nicht zu, dass Dummköpfe und Extremisten unsere Revolution missbrauchen!“ Mit solchen Plakaten wandten sich die Menschen in Atareb gegen die radikalen Islamisten von Jabhat al-Nusra. Durch kreativen Widerstand trieben die EinwohnerInnen der Stadt für Jabhat al-Nusra den Preis der Besatzung immer höher – und hatten damit Erfolg: Im August 2015 zogen sich die Islamisten weitgehend zurück! Dank der jahrelangen Arbeit des lokalen Komitees haben es die Menschen in Atareb geschafft, stabile zivile Strukturen aufzubauen. Sie organisieren Demonstrationen und Veranstaltungen, koordinieren humanitäre Hilfe, dokumentieren die regelmäßigen Luftangriffe des Regimes und helfen beim Wiederaufbau der teilweise zerstörten Schulen. Auch die Einrichtung eines Kulturzentrums und eines Kindergartens haben sie auf die Beine gestellt. Ihre Arbeit führen sie heute mit einem ebenfalls von uns geförderten Zivilen Zentrum fort.

Kulturzentrum Erbin

Maßgeblich vom lokalen Komitee Erbin getragen, war das Kulturzentrum in einem ehemaligen Möbelhaus entstanden. Tagsüber arbeiteten die AktivistInnen vor allem mit Kindern, boten psychosoziale Betreuung, Nachhilfeunterricht und Zeichenkurse an. Abends stand es für Treffen von zivilen AktivistInnen und anderen Gruppen zur Verfügung. So trafen sich hier Apotheker aus Erbin und benachbarten, ebenfalls vom Regime abgeriegelten Vorstädten, um Erfahrungen mit der Eigenproduktion von dringend benötigten Medikamenten auszutauschen.

Komitee Salamiyya

In der Stadt leben besonders viele Angehörige von Minderheiten, darunter Ismaeliten. Das Komitee hat mit der Freien Syrischen Armee ausgehandelt, dass sie den Versuch unterlässt, Salamiyya einzunehmen, weil sonst Massaker der Regime-Armee an der Zivilbevölkerung befürchtet wurden, die anderen in die Schuhe geschoben werden sollen. Außerdem produzierten die Aktivistinnen die Lokalzeitung Hanta, die in der Türkei gedruckt und dann auf Schleichwegen durch die Checkpoints geschmuggelt wurde.

Komitee Erbin

Das Komitee in Erbin war besonders fündig, wenn es darum ging, Probleme zu lösen. Mit gerade einmal 14 Mitgliedern schafften es die AktivistInnen, noch weitere Projekte aufzubauen und die Menschen der Stadt dafür zu gewinnen. In dem belagerten Vorort vor Damaskus haben sie nicht nur Schulen und ein Kulturzentrum aufgebaut, sondern auch Suppenküchen organisiert, eine bibliothek eingerichtet und ein Medienzentrum etabliert. Nach dem Chemiewaffenangriff vom 21. August 2013 waren sie als erste vor Ort, um Verwundete zu versorgen und das Grauen zu dokumentieren: An diesem Tag gingen ihre Bilder um die ganze Welt.

Komitee Latakia

Die meisten der AktivistInnen des Komitees von Latakia müssen nach wie vor im Geheimen agieren. Sie haben sich ein persönliches Netzwerk aufgebaut, über das sie informationen über Verhaftungen, Angriffe und Zerstörungen dokumentieren. Wir haben dazu beigetragen, dass sich die InformantInnen anonym im Internet bewegen können und so mit der Außenwelt kommunizieren.

Komitee Madaya

Weil es hier weniger Angriffe gab, flüchteten viele Menschen in das ländliche Madaya. Aktivistinnen des Komitees haben ein Zentrum für geistig und körperlich behinderte Kinder aufgebaut. Bei regelmäßigen Treffen mit Angehörigen stellt die Gruppe geeignete Spielgeräte her und leistet psychologische Betreuung von Traumatisierten. Seit die Stadt belagert wurde, versuchten die AktivistInnen den Folgen für Zivilbevölkerung entgegenzuwirken.

Komitee Masyaf

Das Gebiet von Masyaf wird weiter vom Assad-Regime kontrolliert, Sicherheitsorgane und Geheimdienst sind allgegenwärtig. Öffentliche Aktionen wie Demonstrationen sind daher viel zu gefährlich. Das Komitee kümmerte sich um politische Gefangene und deren Familien, etwa indem sie Medikamente und Lebensmittel für die Häftlinge besorgten.

Alternative Stadtverwaltung Daraa

Einige Stadtteile von Daraa werden von Aufständischen gehalten, andere von der Assad-Armee – und dazwischen wird ständig mit unterschiedlicher Intensität gekämpft. Nach dem Rückzug des Bürgermeisters haben AktivistInnen die Stadtverwaltung vollständig übernommen. Sie kümmern sich jetzt genauso um Krankenhaus und Müllabfuhr, wie um die Wasser- und Stromversorgung – und das in allen Stadtteilen, ob unter Regimekontrolle oder bei den Aufständischen.

Sila Center, Daraa

Öffentliche Debatten über Demokratie oder Frauenrechte gibt es in Syrien erst seit dem Aufstand von 2011. In der ländlichen Region Daraa trug das Sila Center die entsprechenden Kurse und Diskussionsrunden auch in abgelegene Ortschaften.

Komitees Provinz Daraa

Vetternwirtschaft droht auch unter den lokalen oppositionellen Autoritäten. Mit großen Kampagnen und Aktionstagen machen die Komitees im südlichen Daraa den Räten Druck und sorgen schon mal selbst für Verkehrsregelung oder Müllbeseitigung.

Komitee Qudssaya

Die AktivistInnen in Qudssaya, einem Vorort von Damaskus, haben viel Erfahrung damit, sich um Binnenflüchtlinge zu kümmern, denn in kaum einer anderen Gegend sind so viele von ihnen untergekommen. Das Komitee bot konkrete Hilfsleistungen an, machte Medienarbeit und beteiligte sich an der lokalen Selbstverwaltung.


ALTERNATIVE MEDIEN, MEDIENZENTREN & KAMPAGNEN


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Zeitung Enab Baladi

Bereits seit 2012 erschien in Daraya, einem Vorort von Damaskus, alle zwei Wochen die lokale Zeitung Enab Baladi mit unabhängigen Informationen und Berichten. Sie hat inzwischen einen hohen qualitativen Standard und ihre Online-Ausgabe wird landesweit gelesen. Heute wird Enab Baladi vom türkischen Gaziantep aus publiziert, verfügt über ein landesweites Korrespondentennetz in Syrien und gehört zu den führenden oppositionellen Presseerzeugnissen.

Sard Network

In Kriegen und großen Konflikten erzählt der Sieger die Geschichte. Es bleibt nichts übrig von den Träumen und Geschichten der Menschen, die durch den Krieg zerstört wurden. Und es bleiben oft auch keine Beweise übrig, dass es sie gab. Die Aktivist*innen von Sard stellen sich dem entgegen: Auf ihrem Blog bewahren sie das individuelle und kollektive Gedächtnis der syrischen Zivilgesellschaft und geben den einfachen Menschen eine Stimme. Dank ihres großen Netzwerks können die Aktivist*innen Geschichten im ganzen Land sammeln und beschreiben unter Pseudonym auch die Erinnerungen aus den Gebieten des Assad-Regimes – damit der Aufstand von 2011 und seine Geschichten Teil der Identität Syriens bleiben.

Welat Medien, Qamishli

Unabhängige Medien mit einer kritischen Berichterstattung, die zugleich ihre eigene Rolle kritisch reflektieren, sind für friedliche Konfliktbewältigung und Demokratisierung von großer Bedeutung. Während der Assad-Diktatur war der öffentliche Gebrauch der kurdischen Sprache verboten. Das Welat Magazin nutzte die neuen Freiheiten und möchte seine Leser*innen in ihrer eigenen Sprache ansprechen. Jede Ausgabe hat jedoch auch arabische Seiten, um Binnenflüchtlinge zu erreichen. Inhaltlich dreht sich das Magazin um lokale und gesamtsyrische Nachrichten, immer mit einem gesellschaftlichen Blick „von unten“. Dieses Konzept hat das Team von Welat auch beibehalten, als sie ihren Radiosender konzipierten.

Zeitung Ayn al-Madina, Dair az-Zur

Als eine der wenigen Untergrundzeitungen im IS-besetzten Gebiet lieferte Ayn al-Madina wichtige Einblicke in die Entwicklungen im Osten Syriens. Aufgrund der Verfolgung durch die Dschihadisten konnte zwischenzeitig nicht mehr jede Ausgabe in gedruckter Form erscheinen. Ihre Redakteure sind heute anerkannte Experten.

Zeitung Freedom Rise

In allen Regionen Syriens einen oppositionellen Diskurs ermöglichen, diesen Anspruch hat „Freedom Rise“. Die Redaktion legt viel Wert darauf, die monatliche Zeitschrift in allen Provinzen des Landes zu verbreiten.

Roj Magazin

Das Roj Magazin ist ein Kindermagazin in kurdischer Sprache. Unter dem Assad-Regime war der gesamte Schulunterricht auf arabisch. Kurdisch durfte auch nicht als Zweitsprache gelehrt werden. Nach dem Rückzug des Regimes soll Kindern nun die Möglichkeit gegeben werden, ihre Muttersprache auch lesen und schreiben zu lernen – und dabei die gesamtsyrische Perspektive nicht zu vergessen.

Nabaa Medienzentrum, Daraa

In Syrien sind soziale Medien wichtig, Falschbehauptungen häufig – und besonders schädlich. Das Nabaa Medienzentrum arbeitet mit strengen journalistischen Standards und bereitet Informationen aus dem Süden Syriens auf. Zum Repertoire gehört das komplette Programm einer Nachrichtenagentur: Berichte, Reportagen, Eilmeldungen und Kommentare. Darüber hinaus bilden sie junge AktivistInnen journalistisch aus, um die Zuverlässigkeit von Nachrichten zu steigern.

Revolutionäre Jugend Aleppo

Inmitten des Kriegs, in einer Stadt in der Scharfschützen und Bombenangriffe den Ton angeben, forderten die AktivistInnen der Revolutionären Jugend mit Demonstrationen und kulturellen Aktivitäten weiter Demokratie und Menschenrechte ein – auch von den Bewaffneten der Opposition. 2013 gründete sie ein Jugendzentrum, um Kindern und Jugendlichen eine Perspektive abseits der Waffen und der Zerstörung zu bieten. 2015 wird es bei einem Luftangriff zerstört. Trotz der eskalierenden Lage machen die AktivistInnen weiter mit ihren Aufklärungskampagnen: Um die Folgen der vom Assad-Regime durchgesetzten Hungerblockade zu mildern bringen sie ZivilistInnen bei, wie auf ihren Dächern und in den wegen des Mangels an Heizmaterials längst gerodeten Parks Nutzpflanzen ziehen können. Ende 2016 werden sie mit der Rückeroberung Aleppos durch das Regime vertrieben.

Filmkollektiv Reaktion, Süd-Damaskus

Im belagerten Süden von Damaskus haben junge Medien- und Filmschaffende die Gruppe Ridd Fael (dt.: Reaktion) gegründet. Mit Kurzfilmen und Sketchen dokumentieren und karikieren sie den Alltag und gestalten einen Umgang mit der ununterbrochen lebensbedrohlichen Situation. Der Kurzfilm „Empfang“ wurde zur Hommage an den Kollegen Hassan Hassan, der beim Versuch, Yarmouk trotz Belagerung zu verlassen, festgenommen und in einem Regime-Gefängnis zu Tode gefoltert wurde.

Zeitschrift „Sormi“

Bereits vor Beginn des Aufstands wurde das kurdischsprachige „Sormi“ im Untergrund veröffentlicht, die Herausgeber mehrfach interniert. Nach ihrer Freilassung griffen sie den Faden wieder auf und belebten das zweimonatige Debattenmagazin wieder. Auf jeweils 80 Seiten legen sie die Grundlagen für offene politische Diskussionen. Damit stellen sie eine Basis für demokratischen Austausch her – etwas, das in der Diktatur streng verfolgt wurde.

Frühlingsfestival und Friedensmarathon (PEL), Qamishli

Das friedliche Zusammenleben der verschiedenen ethnischen und religiösen Bevölkerungsgruppen im kurdisch geprägten Nordosten Syriens zu fördern – das ist das Ziel von PEL. Die Organisation initiierte in Qamishli das Mandela Haus, ein Zentrum für Zivilgesellschaft, und organisierte ein kulturelles Frühlingsfestival und einen Friedensmarathon. Der Stadtlauf für Frauen und Männer führt durch Checkpoints aller militärischer Gruppen und durch Stadtteile der verschiedenen Ethnien und Konfessionen.

Revolution Spring, Damaskus

Revolution Spring erinnert an die Grundideen des Aufstands und versucht seine ursprünglichen Werte am Leben zu erhalten: durch professionelle Medienarbeit genauso wie durch öffentliche Aktionen, Graffiti oder Straßenkino.


BILDUNGSINITIATIVEN


Freie Schulen in Erbin

Als die BewohnerInnen des belagerten Damaszener Vororts Erbin im Herbst 2012 erfuhren, dass islamistisch ausgerichtete Gruppen Schulen aufbauen wollten, ergriffen sie kurzerhand selbst die Initiative. In kürzester Zeit richtete ein Basiskomitee sechs Schulen für mittlerweile tausende Mädchen und Jungen ein – in Kellerräumen, wo sie vor Bombeneinschlägen geschützt sind. Im Unterricht verzichten die 180 LehrerInnen auf die Lehrpläne der Diktatur genauso, wie auf Religionsunterricht. Denn statt der Radikalisierung inmitten des Bürgerkriegs Vorschub zu leisten, setzen sie auf die toleranten Traditionen der syrischen Gesellschaft, in der verschiedene Religionen und Ethnien seit Jahrhunderten weitgehend friedlich zusammenleben. Als während der Belagerung die Lebensmittel knapp und teuer werden, organisiert das Basiskomitee zusätzlich eine Schulspeisung für unterernährte Kinder. Als die Kämpfe um die Region eskalierten dienten die Schulen hunderten Familien als Luftschutzbunker – dann wurden sie durch ein bunkerbrechendes Geschützt getroffen, bevor das Assad-Regime Erbin zurückeroberte. In diesem Interview mit einem der Gründer erfahren Sie mehr über das Projekt, das tausenden Kindern eine Zukunft bewahrt hat. Die Förderung durch Adopt a Revolution geschah in Kooperation mit medico international.

Amal Frauenzentrum

Für Frauen ist das Leben in Idlib besonders schwierig – wegen der Armut, wegen der Extremisten, wegen des Krieges. Deswegen bieten die Aktivist*innen des Zentrums psychosoziale Unterstützung an, helfen den Frauen dabei, das Erlebte zu verarbeiten. Außerdem sensibilisieren sie für politische Themen – regelmäßig finden Diskussionsrunden über Bürger- und Frauenrechte statt. Hinzu kommen politische Workshops und eine Rechtsberatung. Und nicht zuletzt streiten die Frauen für eine gewaltlose Erziehung: Inmitten des Kriegs bilden sie Lehrer*innen weiter, beraten Eltern und betreiben eine als Vorzeigeprojekt eine Vorschule – im Keller, wo die Kinder sicher vor Beschuss sind.

Frauenzentrum Douma

Im belagerten Douma versuchten Aktivistinnen die Frauen zu empowern. Das Zentrum bot etwa Alphabetisierungskurse, Computerkurse und Strick- und Nähkurse für die ärmsten der dort lebenden Frauen. Durch einen kleinen Verdienst konnten sie sich aus der größten Not befreien. Viele haben männliche Familienangehörige verloren oder sind Opfer von Bombardements geworden. Lesen Sie hier einen ausführlichen Bericht über die Arbeit des Zentrums.

Bibliothek Douma

Im von der Armee belagerten Douma betrieb eine Frauengruppe die lokale Bibliothek. Sie boten den BewohnerInnen der Stadt eine kulturelle Alternative zum Kriegsalltag und widersetzten sich mit speziellen Angeboten für Frauen den Vorstellungen islamistischer Bewaffneter.

Gefahrenaufklärung Hazeh

Gesundheitsaufklärung für Kinder – das bedeutete in den östlichen Damaszener Vororten vor allem, auf die Gefahren durch Blindgänger, Bombensplitter oder kontaminiertes Wasser aufmerksam zu machen. Im Krieg braucht es solche Grundkenntnisse, sobald Kinder im Freien spielen. Die Vororte von Damaskus wurden jahrelang belagert und beschossen. Auch mit international geächteter Streumunition. Lesen Sie hier einen ausführlichen Bericht über das Projekt.

Jugend- und Kulturzentrum Raqqa

Bevor die Terrormiliz ISIS die Provinzhauptstadt Raqqa zu ihrer syrischen Hochburg ausbauen konnte, versuchten AktivistInnen dem zunehmenden Einfluss der Dschihadisten entgegenzuwirken. Getarnt als Café richteten sie ein Jugend- und Kulturzentrum ein, an dem Kampagnen und Aktionen für Demokratie und Menschenrechte geplant wurden und Workshops stattfanden. Doch mit dem wachsenden Einfluss von ISIS mussten die AktivistInnen fliehen oder in den Untergrund gehen, um weiter die Verbrechen der Dschihadisten zu dokumentieren – als Bürgerjournalisten wurden sie unter dem Namen “Raqqa is being slaughtered silently” weltweit bekannt.

Bildungsinitiative Olivenzweig, Daraa

Wie ein Olivenzweig haben sich die AktivistInnen vorgenommen, Hoffnung zu verbreiten, mit einem besonderen Fokus auf Kinder und Jugendliche. Im Süden Syriens hat das Assad-Regime Schulen und Einrichtungen zur Kinderbetreuung zerstört. Die Gruppe hat es sich zur Aufgabe gemacht, Schulgebäude und Kindergärten wieder herzurichten und LehrerInnen zu finden, die den Unterricht sicherstellen können. Adopt a Revolution unterstützte das Team darin, Projekte aufzubauen, bevor größere Organisationen sie weiter finanzierten.

Tale Hope, Saraqeb

Die Folgen des Kriegs dokumentieren und Jugendliche psychosozial unterstützen – das bringen die psychologisch geschulten AktivistInnen von Tale Hope zusammen, indem sie Workshops für kreatives Schreiben anbieten.

Satirisches Puppentheater „Top Goon“

Mit Satire die Verhältnisse enttarnen, das ist das Ziel der Gruppe Masasit Mate. Wir haben das Team aus professionellen Schauspielerinnen, KünstlerInnen und Regisseuren bis Mitte 2013 dabei unterstützt, eine Serie von Handpuppen-Sketchen zu produzieren. „Top Goon – die Tagebücher eines kleinen Diktators“ stellt aktuelle Ereignisse der syrischen Revolution dar – die Hauptrolle spielt Bashar al-Assad.

Theatergruppe „Breadway“, Aleppo

Mit ihren Stücken verarbeiten die jungen KünstlerInnen die Traumata des Kriegs und eröffnen dem Publikum mit künstlerischen Mitteln neue Sichtweisen. Ihre wichtigste Botschaft: Eine Lösung für Syrien finden wir nur gemeinsam, nicht gegeneinander.

Theaterprojekt, Idlib

Das Theaterprojekt versteht sich als Kunstprojekt, ermöglicht aber Überlebenden auch zu verarbeiten, was sie in Haft durchleiden mussten und sensibilisiert durch öffentliche Aufführungen zugleich ihr soziales Umfeld.

Universität Erbin

Perspektivlosigkeit ist Hauptgrund für junge Männer, sich Milizen oder islamistischen Bewegungen anzuschließen. Die Uni Erbin wirkte dem entgegen, indem sie Fernkurse anbot, die international anerkannte Studien-Leistungspunkte bringen.

Jugend-Zukunftsbewegung, Manbij

Ihr Ziel war es, insbesondere Aktivitäten für Kinder und Jugendliche zu entwickeln, die sie an eine demokratische Gesellschaft heranführen, damit sie nicht in die Fänge der radikalen Islamisten geraten. Hierzu haben die AktivistInnen Theaterworkshops angeboten, Schulen wieder hergerichtet und regelmäßig Graffiti mit Hassbotschaften übermalt.


DIASPORA


Talking about the Revolution

Dass in der deutschen Syrien-Debatte die Perspektive, die Expertise und die Erfahrungen der nach Deutschland geflohenen SyrerInnen so wenig Gewicht haben, hat fatale Folgen: SyrerInnen werden oft nur als Opfer wahrgenommen, der Konflikt wird rein geopolitisch interpretiert. Unser Projekt “Talking about the Revolution” hat daher zum Dialog zwischen der deutschen Gesellschaft und syrischen AktivistInnen beitragen. In unserem Projekt Talking about the Revolution konnten sich die ehemals Aktiven der syrischen Revolution, die heute im deutschen Exil leben, zu MultiplikatorInnen in der Bildungs- und Informationsarbeit weiterbilden. Auf Informationsveranstaltungen für unterschiedlichste Zielgruppen traten sie selbst als ReferentInnen auf und warfen einen kritischen Blick auf die deutsche Syrien-Debatte.