Ein spannendes Podium zum Thema Syrien haben der Deutsche Friedensrat e.V. und die Rosa-Luxemburg-Stiftung zusammengestellt. Zum Thema „Ein anderes Syrien ist möglich!“ diskutieren am Dienstag Michel Kilo, Samir Aita, Fayez Sarah, Prof. Dr. Norman Paech und Wolfgang Gehrcke. Wir finden zwar das Panel auffällig männlich und im Altersdurchnitt unausgewogen, können die Veranstaltung aber trotzdem nur empfehlen. So viele spannende, streitbare Persönlichkeiten kommen selten zum Thema Syrien zusammen.
Wir wollen Euch daher kurz die Referenten vorstellen:
Michel Kilo wurde 1940 in einer christlichen Familie in der syrischen Hafenstadt Latakia geboren, studierte Journalismus, Geschichte und Volkswirtschaft in Ägypten und Deutschland und schrieb für die libanesische Tageszeitung An-Nahar sowie für die in London erscheinende Al-Quds al-Arabi. Schon in den 1970er Jahren warf er Hafiz Al Assad die Unterdrückung allen demokratischen Gedankengutes vor. Im Jahr 2000 gehörte er zum «Damaszener Frühlings», einer kurzen Periode des politischen Aktivismus nach dem Tod von Hafez al-Assad. Unter anderem organisierte er 2003 gemeinsam mit Riad Al Turk den ersten national-demokratischen Runden Tisch in Syrien, zu dem Oppositionelle, Vertreter der Wirtschaft und die Intelligentsia eingeladen wurden. Im Februar 2012 gründete Kilo zusammen mit anderen prominenten Dissidenten das «Syrische Demokratische Forum». Er war in seinem Leben mehrfach inhaftiert. Als Teil der „alten Opposition“ prädiert er für einen Dialog mit Teilen des Regimes. In einem Interview erläutert er: „Ich glaube, dass es nach dem jetzigen Kampf einen Teil des Regimes geben wird, der bereit ist, über eine demokratische Zukunft des Landes zu verhandeln und eine friedliche Lösung zu suchen, zumal wir ja als Opposition die ganze Zeit sagen, dass wir künftig keine politische Richtung ausschließen möchten. Das bedeutet, dass auch die Mitglieder der Baath-Partei ihren Platz haben werden und in einem demokratischen System für ihr Programm eintreten können.“
Samir Aita ist Chefredakteur der arabischen Ausgabe von Le Monde diplomatique und hat jahrelang das syrische Regime bei seinem Reformprogramm beraten. Als der Auftstand im Frühjahr 2011 ausbrach, stellte er sich auf die Seite der Revolution. Er kritisiert vor allem die unsoziale, neoliberale Politik von Baschar al Assad. In einem Interview mit Karin Leukefeld erzählt er: „Während meiner Beraterzeit für die syrische Regierung habe ich einmal der damaligen Arbeitsministerin gesagt, die Regierung mache eine schlimmere und noch neoliberalere Politik als US-Präsident George W. Bush.“
Fayez Sarah (61) ist Journalist und Menschenrechtsaktivist. Unter anderem hat er das Komitee für die Wiedergeburt der Zivilgesellschaft gegründet und ist Mitglied des Damaskus Zentrums für Menschenrechte. Er gehörte zu der Gruppe Oppositoneller, die aktiv am Damaszener Frühling 2003 beteiligt waren und auch die Damaszener Erklärung unterzeichnet haben. 2008 wurde er wegen seines Engagements für demokratische Reformen verhaftet und zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt wegen „Schwächung des Nationalen Gefühls“. Kurz nach seiner Freilassung wurde er im April 2011 erneut verhaftet. Im Mai diesen Jahres wurden zwei seiner Söhne verhaftet. Anfang des Jahres hatte Fayez Sarah gemeinsam mit 100 anderen die „Association of Syrian Journalists“ gegründet, die sich mit den Zielen der Revolution solidarisch erklärte.
Norman Paech ist emeritierter Professor für Öffentliches Recht und war Abgeordneter des Bundestages für die Linke. Seit 1969 SPD-Mitglied trat er wegen des Afghanistan-Krieges aus der Partei aus. Seine Äußerungen zu Syrien ist von einer rigorosen pazifisten Haltung geprägt, die schwer erkennen lässt, ob er mit der Revolution solidarisch ist. Unter anderem unterschrieb er den Aufruf einiger Vertreter der Links-Partei „Kriegsvorbereitung stoppen! Embargo beenden! Solidarität mit den Völkern Irans und Syriens!“
Wolfgang Gehrcke ist Bundestagsabgeordneter der Linkspartei und Mitglied des Bundesvorstands der Linken. Seit 2009 ist er außenpolitischer Sprecher der Fraktion im Bundestag. Ehemals SPD-Mitglied, wechselte er 1961 zur verbotenen KPD, gründete die SDAJ mit, war in der DKP und wechselte schließlich zur PDS. In seiner Haltung zu Syrien unterstützt er die Forderungen der Revolution. In einer Rede vor dem Bundestag sagt er: „Ich habe mich immer an das gehalten, was die linken und demokratischen Kräfte in den betroffenen Ländern selbst vorschlagen und fordern.“ und „Nein zur Gewalt richtet sich in erster Linie an das Regime Assad.“
„Ein anderes Syrien ist möglich!“ am Dienstag, den 09.10.2012 um 18:00 Uhr im Konferenzsaal der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Franz -Mehring-Platz 1)
Für eine wöchentliche Zusammenfassung unserer Beiträge im Syrischer Frühling-Blog schicken Sie uns doch einfach eine Email an: newsletter[ätt]adoptrevolution.org.
Dieser Beitrag ist lizensiert als Creative Commons zur freien Verwendung bei Namensnennung. Bei kommerzieller Weiterverwendung bitten wir um eine Spende an Adopt a Revolution.