Folteropfer: Nicht neu, aber täglich wieder schrecklich

55.000 schreckliche Bilder von 11.000 übel zugerichteten, zu Tode gefolterten Menschen. “Tötung im industriellen Ausmaß” schrieb der Guardian dazu in seinem Artikel. Es ist das blanke Grauen, sich diese Bilder anzuschauen, die ein Militärpolizist aus den Folterkellern des Assad-Regimes herausgeschmuggelt hat. Die Geschichte ist nicht neu – und doch jedes Mal aufs neue wieder grausam. […]

55.000 schreckliche Bilder von 11.000 übel zugerichteten, zu Tode gefolterten Menschen. “Tötung im industriellen Ausmaß” schrieb der Guardian dazu in seinem Artikel. Es ist das blanke Grauen, sich diese Bilder anzuschauen, die ein Militärpolizist aus den Folterkellern des Assad-Regimes herausgeschmuggelt hat.

Die Geschichte ist nicht neu – und doch jedes Mal aufs neue wieder grausam. Nicht erst seit 2011 hören wir davon, dass in Syrien unter Assad immer wieder Menschen verhaftet, gefoltert und später wieder frei gelassen werden. Oder eben auch in den Folterkellern verschwinden und nicht wieder freikommen. Wir kennen die Geschichte, warum im März 2011 der Aufstand in Syrien begann: Kinder wurden festgenommen und gefoltert, weil sie Graffiti an eine Mauer geschrieben haben sollen.

support for women's hunger strik in adra prisonTrotzdem hat der Bericht eine neue Qualität. Denn das Material ist so aufbereitet, dass es für eine Anklage gegen die Verantwortlichen vor internationalen Gerichten ausreichen sollte. Und er kommt zu einer Zeit, da er den politischen Prozess rund um die Genf II-Verhandlungen beeinflussen kann: Weg von den militärischen Auseinandersetzungen, hin zur Unterdrückung und dem Leiden der Menschen im Land.

Denn das Gleiche passiert jeden Tag wieder: Mindestens 200.000, manche sagen 250.000 Menschen, wurden in Syrien zwischen dem Beginn der Revolution und Sommer 2012 festgenommen. In dieser Zeit war noch kaum jemand in der Opposition bewaffnet. Sollen das alles Terroristen sein?

Vor zwei Jahren haben wir AktivistInnen unterstützt, dass sie Orte haben, sich zu verstecken und Internetkontrollen zu umgehen. Die zivilen AktivistInnen sollten nicht festgenommen werden. Später haben wir geholfen, ihnen Anwälte zu finanzieren, um politische Gefangene wieder frei zu bekommen. Inzwischen geht es für die syrische Zivilgesellschaft angesichts der eskalierten militärischen Lage jedoch um noch viel mehr: Es geht einfach um das Überleben jeglicher zivilen Strukturen im Land. Denn das sind diejenigen, die Verhaftungen und Angriffe dokumentieren, wenn nicht gerade einmal ein Militärpolizist die Folterbeweise frei Haus liefert.

Helfen Sie mit, unterstützen Sie syrische Zivilgesellschaft!

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Der Guardian hat eine sehr gute Übersicht über die Festnahmen in Syrien im zeitlichen Verlauf erstellt. Er greift die Daten des Violations Documentation Centers (VDC) unserer Kollegin Razan Zaitouneh auf, die als wichtige Stimme des zivilen Aufstands in Syrien gilt, im Dezember aber selbst von Unbekannten verschleppt wurde.