Geplante Zerstörung: Die Ziele der russischen Luftwaffe in Syrien

Wir haben eine 4-seitige Zeitungsbeilage über Syrien veröffentlicht und richten den Blick auf diejenigen, die weiterhin im Land für Zukunftsprojekte eintreten. Die AktivistInnen streiten vor Ort weiter gegen die Unterdrückung der Diktatur und den Terror der Dschihadisten – für ein Leben in Freiheit und Würde. Lesen Sie hier das Interview mit dem Medienaktivist Hassan Abou Nouh! […]

Wir haben eine 4-seitige Zeitungsbeilage über Syrien veröffentlicht und richten den Blick auf diejenigen, die weiterhin im Land für Zukunftsprojekte eintreten. Die AktivistInnen streiten vor Ort weiter gegen die Unterdrückung der Diktatur und den Terror der Dschihadisten – für ein Leben in Freiheit und Würde. Lesen Sie hier das Interview mit dem Medienaktivist Hassan Abou Nouh!

Wie sieht es in Talbiseh seit Beginn der russischen Luftangriffe aus?

Es verbreitete sich eine Stimmung des Entsetzens und der Hysterie. Die gesamte Bevölkerung der Stadt entschloss sich noch am Tag der ersten Angriffe, auf die angrenzenden Felder zu fliehen. Doch die russischen Kampfflugzeuge bombardierten in derselben Nacht genau diese Felder. Die Angst ergriff die ganze Region als das Gerücht aufkam, dass das Regime Truppen zusammenzieht. Und wie sich zeigte, war diese Angst berechtigt: Die Offensive des Regimes startete zwei Wochen später. Mit Unterstützung der Hisbollah versuchen die Truppen, Talbiseh und das Umland einzunehmen.

Warum wurde genau diese Region angegriffen?

Im Gouvernement Homs befindet sich außer dieser Gegend nördlich der Provinzhauptstadt kein Gebiet mehr unter Kontrolle der FSA, der Freien Syrischen Armee. Dieses Stück Land ist dem Assad-Regime ein Dorn im Auge, denn es bedroht das Projekt eines durchgängig regimetreuen Kleinstaates.

Wer lebt in Talbiseh seit der Befreiung der Stadt?

Talbiseh hat sich einen syrischen Charakter bewahrt. Keine ausländische Partei oder bewaffnete Gruppierung konnte hier Fuß fassen. Die Kämpfer der FSA stammen aus der Stadt, ihre Familien befinden sich auch hier. Das erklärt, warum sie die Stadt so standhaft verteidigen, obwohl sie militärisch deutlich unterlegen sind.

Wie wird es bei euch weitergehen?

Wir fordern jeden Menschen mit einem Gewissen auf, sich für unsere Stadt einzusetzen. Die Fassbomben und Angriffe sind Teil einer geplanten Zerstörung, an der sich selbst ein Mitglied des UN-Sicherheitsrates beteiligt. Sollten das Regime und seine Verbündeten die Umgebung einnehmen, dann drohen hier Massaker, die über das hinaus gehen, was die ständigen Luftangriffe bereits an Todesopfern fordern.

Wir haben mehr Zeitungen drucken lassen als den Zeitungen beiliegen. Möchten Sie einige Exemplare bestellen, um sie auszulegen, FreundInnen und Bekannten weiterzugeben oder bei Veranstaltungen zu verteilen? Dann schicken Sie uns eine Email an: info[ätt]adoptrevolution.org. Gerne senden wir Ihnen Exemplare der Zeitung kostenfrei zu.

Hassan Abou Nouh ist Aktivist beim unabhängigen Medienzentrum in Talbiseh, einem Projektpartner von Adopt a Revolution. Gemäßigte Rebellen kontrollieren die Stadt im nördlichen Umland von Homs. Am 30. September 2015 war die Stadt eine der ersten, die von der russischen Luftwaffe angegriffen wurde. Beim Angriff kamen 17 Menschen ums Leben.