Sarah Hegazi mit Regenbogenfahne

In Erinnerung an Sarah Hegazi

Die ägyptische Aktivistin Sarah Hegazi ist tot, aber solange wir an sie erinnern, haben ihre Mörder nicht gewonnen.

Sarah Hegazi mit Regenbogenfahne

2017 spielte die libanesische Band Mashrou’ Leila in Kairo, eine der vielleicht besten Bands der Region. Die offen lesbisch lebende Software-Entwicklerin und kommunistische Aktivistin Sarah Hegazi saß auf den Schulten einer Freund*in, schwenkte eine Regenbogenfahne.

Einige Tage später suchten ägyptische Polizisten nach Besucher*innen des Konzerts. Mindestens 75 Personen wurden verhaftet und wegen „Ausschweifungen“ zu bis zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. 

Dieser Beitrag ist Teil unseres Bonus-Pakets zur Adopt-Zeitung 2020

Unter den Festgenommenen war als einzige Frau Sarah Hegazi. Sie wurde in das al-Qanatir-Frauengefängnis nördlich von Kairo gebracht, gedemütigt, missbraucht und gefoltert. Nach drei Monaten kam sie auf Kaution frei. Doch sie verlor ihren Job, wurde vielfach angefeindet und floh schließlich nach Kanada, wo sie sich am 14. Juni 2020 das Leben nahm.

Hamed Sinno, der Sänger von Mashrou‘ Leila, schrieb anlässlich Sarahs Tod: „Wir verbringen den ersten Teil unseres Lebens damit, Luft in unseren Heimatländern zu fordern, und gehen dann in Länder, in denen uns Luft versprochen wird, nur um herauszufinden, dass uns die Lunge geraubt wurde.“ Die strukturelle Ungleichheit, die so viel Leid verursacht, weiterhin nicht anzugehen, sei ein Verbrechen.

In Ägypten, aber auch in fast allen anderen Ländern der Region werden LGBTQ* verfolgt und diskriminiert. So wie Homophobie zum elementaren Bestandteil der Ideologie autoritärer Regime und patriarchaler Gesellschaften gehört, gehört der Kampf für die freie Entfaltung queerer Identitäten und Lebensentwürfe zum Kern jeder vernünftigen Revolution.