Presse- und Blogschau: Männer schlugen sich, Frauen weinten, Kurden gingen

Auch in dieser Woche sorgte die Flucht eines hohen Angehörigen der Armee Assads für Schlagzeilen. Assads Kindheitsfreund und „charismatischer Frauenheld“, General Manaf Tlass, konnte sich  mithilfe syrischer Aktivisten ins Ausland absetzen. Offenbar vertrat er die Ansicht, Assad würde das Land in die Hölle führen, wie die BBC berichtet. Sie wertet seine Flucht als Zeichen der […]

Auch in dieser Woche sorgte die Flucht eines hohen Angehörigen der Armee Assads für Schlagzeilen. Assads Kindheitsfreund und „charismatischer Frauenheld“, General Manaf Tlass, konnte sich  mithilfe syrischer Aktivisten ins Ausland absetzen.

Offenbar vertrat er die Ansicht, Assad würde das Land in die Hölle führen, wie die BBC berichtet. Sie wertet seine Flucht als Zeichen der fortschreitenden Machterosion des syrischen Regimes, die inzwischen auch die syrische Hauptstadt Damaskus erreicht habe.

Einen Beleg für die Hölle, in die sich Syrien für einige immer mehr verwandelt, lieferte die Organisation Human Rights Watch durch die Dokumentation von 27 Folterarchipelen in Syrien mitsamt dazugehöriger Opferzeugnisse.

Über die Flucht Tlass‘ freuten sich auch die „Freunde Syriens“, die am Freitag zum dritten Mal in Paris zusammen kamen. Darüber hinaus war sich die von Frankreich, den Vereinigten Staaten, Deutschland, Großbritannien sowie Tunesien, Saudi-ArabienKatar und der Türkei geführte Gruppe zwar einig in der Forderung eines Rücktritts Assads, wie diesem aber – insbesondere bei einer fortgesetzten Verweigerungshaltung Chinas und Russlands – auf internationaler Ebene der Weg bereitet werden könnte, blieb offen.

Die Frankfurter Rundschau zweifelt gar an der Stichfestigkeit von Frankreichs Freundesstatus und analysiert, inwiefern es von kolonialer bis hin in die jüngere Vergangenheit alles andere als ein stetiger ami de peuple syrien war.

Auch der Versuch zur Einigung der syrischen Opposition auf einer sich unter der Schirmherrschaft der Arabischen Liga befindlichen Konferenz dieser Woche in Kairo zeitigte keinen greifbaren Erfolg. Im Gegenteil: „Männer schlugen sich, Frauen weinten, Kurden gingen“, konstatierte die taz.

Der syrische Aktivist Edwarde Dark hingegen zeigt sich skeptisch über Einigungsversuche und die viel beschworene „Uneinigkeit“ der Opposition. Er twittert: „a „united Syrian opposition“ is just an excuse for global inaction and foot dragging“.

Gegen Untätigkeit und Verzögerungstaktiken wendet sich auf Zeit online auch die syrische Aktivistin Jouejati in einer neuen Reihe über Akteure in den Transformationsstaaten in der arabischen Welt. „Die internationale Gemeinschaft kann und sollte mit modernen Kommunikationsmitteln und Anti-Überwachungstechnik helfen“, schreibt sie und fordert darüber hinaus, den Druck auf diejenigen Akteure zu erhöhen, die Assad weiter unterstützten und etwa Waffenlieferungen Russlands und die Zusicherung Venezuelas, Assad weiterhin mit Dieselkraftstoff zu versorgen, zu sanktionieren.