Rück- und Ausblick 20/21

2021 jährte sich die syrische Revolution zum zehnten Mal. Viele zivile Aktivist*innen der friedlichen Opposition arbeiten weiterhin an der Umwälzung gesellschaftlicher Verhältnisse. 17 solcher emanzipatorischen Projekte konnten wir in Syrien unterstützen sowie zwei Projekte im Libanon. Hierzulande steht die Bundestagswahl an – wir haben Syrer*innen gefragt, was ihnen wichtig ist, doch die meisten dürfen nicht wählen – wählen Sie für sie mit!

Unser Rück- und Ausblick 2020/2021 stellt die Projektarbeit von Adopt a Revolution des vergangenen Jahres dar und blickt zugleich nach vorne: Welche Rolle spielt das Thema Syrien bei der Bundestagswahl im September? Und vor allem: Welche Themen wären den rund 800.000 in Deutschland lebenden Syrer*innen bei den Wahlen wichtig, wenn sie denn schon wählen dürften? Unseren Schwerpunkt zur Bundestagswahl aus dem Rück- und Ausblick 2020/2021 finden Sie hier unten in der PDF der Printversion oder hier online:

Unsere Projektarbeit 2020/2021

2021 jährte sich die syrische Revolution zum zehnten Mal. Doch was ist von dieser Revolution übrig? Das Assad-Regime hält sich mit brutaler Gewalt an der Macht. Die bewaffnete Opposition zerfällt in größtenteils dschihadistische Milizen. Warum gibt es noch immer unsere Initiative namens „Adopt a Revolution„? Weil viele zivile Aktivist*innen der friedlichen Opposition, zu deren solidarischen Unterstützung Adopt a Revolution Ende 2011 ins Leben gerufen wurde, weiter an emanzipatorischen Projekten arbeiten. Denn auch wenn ein politischer Wandel in Syrien aktuell unwahrscheinlich scheint: Die Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse dauert an – und die wollen unsere Partner*innen mitgestalten.

Frauenzentrum
Sawaedna, Ariha (9.500€)
Das Frauenzentrum unterstützt Frauen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Es berät bei psychosozialen Problemen, bietet professionelle Aus- und Weiterbildung sowie gesundheitliche Aufklärung.

Ziviles Zentrum
Mandela House & PÊL-Frauennetzwerk, Qamishli (21.000€)
Das zivile Zentrum unserer Partner*innen von PÊL bietet viel Jugendarbeit und politische und kulturelle Veranstaltungen, um das Zusammenleben von Einheimischen und Binnenf üchtlingen zu verbessern. Mit einem Frauennetzwerk wirken sie insbesondere in die ländlichen Regionen hinein.

Frauenzentrum
Women Support and Empowerment Center, Idlib (46.464€)
Nach ihrer Vertreibung aus OstGhouta haben Partnerinnen von uns ein Frauenzentrum in Idlib aufgebaut. In einer stark von Islamismus und Patriarchat geprägten Umgebung bietet es Frauen gesundheitliche Aufklärung, Computerkurse, psychosoziale Hilfe, Rechtsberatung und vieles mehr.


Bildungsprojekt
Amal-Vorschule, Idlib (12.000€)
Die ursprünglich aus Zabadani stammende Gruppe von feministischen Aktivistinnen hat in Maret Misrin nahe Idlib-Stadt einen Kindergarten mit Vorschule gegründet. Ihre Mission: Gewaltfreie Erziehung. Das ist in Syrien nicht selbstverständlich.

Menschenrechtsprojekt
Human Rights Guardians (18.000€)
Rund 100.000 Syrer*innen verschwanden in Haftzentren. Die Anwält*innen und Rechercheur*innen dokumentieren Einzelfälle und setzen sich in Kooperation mit den Vereinten Nationen für die Aufklärung dieser Verbrechen ein.


Medienprojekt
Zaiton Zeitung, Idlib (12.000€)
Zaitoun („Olive”) ist ein Medienprojekt aus Idlib, das einst gedruckt verteilt wurde, inzwischen aber online erscheint. Ein Schwerpunkt ist die Berichterstattung über die syrische Zivilgesellschaft.


Medienprojekt
Welat, Qamishli (10.200€)
Welat ist ein Radiosender, der auf arabisch und kurdisch sendet – und dazu noch ein ebenfalls zweisprachiges Magazin herausbringt, das wir fördern. Zweisprachige Medienangebote sind zentral, um einen Austausch zwischen arabisch-sprachigen Binnenflüchtlingen, Minderheiten und kurdischer Mehrheitsgesellschaft zu fördern.


Corona-Nothilfe
Hygienekampagne in
Flüchtlingslagern, Idlib (143.600€)
Zuhause bleiben und Abstand halten – unmöglich für diejenigen, die in überfüllten Flüchtlingslagern hausen. Deshalb haben unsere Partner*innen vom Frauenzentrum Idlib angefangen, Selbsthilfe zu organisieren in informellen Flüchtlingslagern, die nicht von großen NGOs versorgt werden. Hier verteilen sie dringend benötigte Hygieneartikel und klären auf über Verbreitungswege von Krankheiten.


Bildungsprojekt
Freie Universität Aleppo, Azaz (6.300€)
Wer wegen Verfolgung, Vertreibung oder Krieg nicht weiterstudieren kann und vom staatlichen Bildungssystem ausgeschlossen ist, bekommt an der kleinen oppositionellen Universität eine neue Chance auf Hochschulbildung.


Frauenzentrum
Makers of Change, Idlib (5.200€)
Die Aktivistinnen der „Makers of Change“ mussten vor der Offensive des Assad-Regimes f iehen. Dank ihrer Erfahrungen in Selbstorganisation unterstützen sie Binnenf üchtlinge dabei, sich gegen die CoronaPandemie zu schützen und bauen derzeit ein landesweites Frauennetzwerk auf.

Frauenzentrum
Shawishka, Qamishli (16.600€)
Die Aktivistinnen unterstützen Frauen, die unter den Folgen von Vertreibung und Krieg leiden, ob als Binnenf üchtlinge oder wegen patriarchaler Strukturen.


Frauenzentrum
Dammeh, Idlib (15.000€)
Die Aktivistinnen von Dammeh bieten Frauen Rechtsberatung, damit Frauen ihre Rechte einfordern können. Auch ein
Kindergarten ging aus dem Projekt hervor.


Ziviles Zentrum
Hooz-Center, Al-Bab und Azaz (39.600€)
Soweit es unter der Kontrolle von türkisch finanzierten Bewaffneten möglich ist, wollen die Aktivist*innen des Hooz-Centers in Al-Bab und Azaz für freien Austausch sorgen. Sie bieten Diskussionsrunden, Filmabende und Workshops zu gesellschaftlichen Themen.


Ziviles Zentrum
Civil Society Center, Atareb (26.735€)
Das Zivile Zentrum Atareb bringt unter schwierigsten Bedingungen das zivilgesellschaftliche Leben Atarebs voran. Die Ziele: Austausch, Partizipation, politische Bildung – Milizenherrschaft und weiterhin drohenden Angriffen des Assad-Regimes zum Trotz.


Medienprojekt
Sard (7.800€)
Die Aktivist*innen von Sard sammeln, veröffentlichen und bewahren Erinnerungen an die syrische Revolution „von unten“ – damit nicht die Geschichte bestimmt, wer den Krieg gewinnt.


Winter-Nothilfe
Deir Ballout (7.500€)
Regelmäßig überf utet winterlicher Starkregen die Zelte in Flüchtlingslagern in Nordsyrien. Dagegen setzen unsere Partner*innen vom zivilen Zentrum Hooz die Selbstorganisation der Bewohner*innen. In Deir Ballout haben sie in Eigenleistung und mit lokalen Baustoffen Zelte durch feste Häuser ersetzt.


Libanon-Nothilfe
Syrian Eyes, Libanon (3.600€)
Die „Syrian Eyes” organisieren Hilfe in Flüchtlingslagern aber auch darüber hinaus – zum Beispiel kümmern sie sich
um Menschen, die dringend medizinische Hilfe brauchen, sich diese aber nicht leisten können. Syrian Eyes versteht sich dabei explizit nicht als „Organisation”, sondern als Netzwerk ohne Hierarchien und einem Schwerpunkt auf Selbsthilfe.


Libanon-Nothilfe
Café Riwaq, Beirut (2.800€)
Das Café Riwaq ist ein wichtiger Anlaufpunkt für syrische und libanesische Aktivist*innen und seit der Explosion vom 4. August immer wieder auch eine Suppenküche für alle, die sich kein Essen mehr leisten können. Das trifft im Libanon auf immer mehr Menschen zu.

Unsere Solidaritätsarbeit in Zahlen

Dank der Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender konnten wir im Jahr 2020 17 zivilgesellschaftliche Projekte in Syrien sowie auch zwei Projekte im Libanon unterstützen. Angesichts der Idlib-Offensive des Assad-Regimes, die Anfang 2020 über 1,5 Millionen Menschen zur Flucht zwang, und der verheerenden Explosion in Beirut vom 4. August 2020, förderten wir mehrere Nothilfeprojekte von langjährigen Partner*innen. In der weltweiten Corona-Pandemie ermöglichten wir selbstorganisierte Soforthilfe für die besonders Gefährdeten: Hygiene- und Aufklärungskampagnen in informellen Flüchtlingslagern.

Weitere Publikationen: