Naji ist schlank, fast hager und trägt halblanges, dunkles Haar. Er raucht viel, schaukelt nervös auf seinem Hocker vor und zurück und wippt mit dem Bein. “Wir sind doch auch Menschen”, sagt er immer wieder, “wir sind doch alle Menschen!” Das ist der Satz, den fast alle AktivistInnen gebrauchen, wenn sie von ihrer Arbeit und ihren Erlebnissen in Syrien in den letzten Monaten berichten.
Der Mittdreißger erzählt davon, wie sie in Salamieh, in der Provinz Hama, eine Vereinbarung mit der FSA getroffen haben: Die Stadt soll waffenfrei bleiben. Das ist wohl der größte Erfolg des Komitees der letzten Wochen, denn in der multikonfessionellen Stadt könnten bewaffnete Auseinandersetzungen zu immensen konfessionellen Konflikten führen. Dafür akzeptieren sie, dass die Stadt vom Regime kontrolliert bleibt und Soldaten an zahlreichen Checkpoints die Menschen schikanieren.
Eigentlich hat Naji Philosophie studiert. Jetzt arbeitet er für das Medienteam des Komitees und schreibt für die Untergrundzeitung, die sie alle zwei Wochen kostenlos verteilen. Um die Zeitung von der Druckerei in der Türkei in die Stadt zu bringen, koordiniert er sich mit der FSA, denn die kennt die Wege, auf denen AktivistInnen gefahrlos Reisen können. Daneben arbeitet er noch an einem Dokumentarfilm, quasi als Hobby. Dafür befragt er Kämpfer der FSA, wie sich die Gewalterlebnisse auf ihre Sexualität auswirken.
Warum dieses Thema? – Er lacht kurz auf, das erste Mal in diesem langen Gespräch. “Wir sind doch alle Menschen”, sagt er, und dabei schaut er schon wieder müde und traurig aus seinen dunklen Augen.