Am 02.10.2013 lud die Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin zu einer Veranstaltung, um mit syrischen AktivistInnen über gewaltfreien Widerstand zu sprechen. Eingeladen waren:
Mayada Al-Khalil, Aktivistin bei „Adopt a Revolution“, Frauenrechts- und Medienaktivistin sowie Mitglied des Syrian Women’s Network,
Jameil Al-Abyad, syrischer Schauspieler und Regisseur,
Haid Haid, Programmkoordinator für Syrien der Heinrich-Böll-Stiftung in Beirut sowie
Dr. Bente Scheller, Leiterin des Büros der Heinrich-Böll-Stiftung in Beirut, Moderatorin des Abends.
Die Veranstaltung begann mit einem satirischen Video aus Kafranbel namens „The Syrian Revolution in 3 minutes“. Die AktivistInnen aus Kafranbel verkleiden sich im Video als Höhlenmenschen und stellen die Revolution in einem szenischen Spiel dar. Die internationale Gemeinschaft wird als primitive Gruppe dargestellt, die verantwortungslos handelt und nur auf eigene Vorteile bedacht ist. Die USA, EU und die arabischen Staaten schauen dem Geschehen in Syrien teilnahmslos zu – nur der Einsatz von Chemiewaffen wird von den USA untersagt. Dem weitergehenden konventionellen Töten wird jedoch kein Einhalt geboten.
Anschließend stellte Dr. Bente Scheller Fragen an die syrischen PodiumsteilnehmerInnen, um ihre persönlichen Geschichten zur Syrischen Revolution zu hören. Die Gäste berichteten darüber wann sie angefangen haben, sich an den Demonstrationen zu beteiligen, und wie sie versuchten, ihre Mitmenschen zum Demonstrieren zu motivieren.
Danach folgte der zweite satirische Kurzfilm namens „Nobody is perfect“ der Gruppe „Bidayyat“. Das Video zeigt den Versuch einer Gruppe von FSA-Kämpfern, die die Befreiung eines syrischen Gebiets bekannt geben möchten. Leider vergisst der Redner immer wieder seinen Text und Gelächter bricht unter der Gruppe aus. Mehrere Versuche sind nötig, um die Botschaft erfolgreich abzudrehen. Auch in Syrien gilt: “Nobody is perfect”.
Satire in der syrischen Revolution: “Who wants to kill a million?”
Im Anschluss diskutierte Dr. Bente Scheller mit Jameil Al-Abyad, der Mitglied der Theatergruppe „Massasit Mate“ (arab. Mate-Strohhalm) ist. Dabei erzählte Jameil von den Puppenspiel-Videos, die seine Gruppe regelmäßig auf Youtube (s.o.) hochlädt; sie erlangten Weltruhm. Die Videos handeln von der unterbelichteten und immer ängstlichen Puppe „Bisho“ (Anlehnung an Assads Vornamen „Bashar“), die ihre Dummheit bei jedem Video unter Beweis stellt, wie es der Kurzfilm „Who wants to kill a million?“ darstellt.
Die Gäste stellten auf der Podiumsdiskussion klar, dass ihr Kampf gegen das diktatorische Assad-Regime und für die Revolution auch nach ihrer „Flucht“ aus Syrien nicht beendet ist. Jameil betonte dabei: „Wir sind nicht die ersten, die eine Revolution angefangen haben und werden auch nicht die letzten sein.“
Bente Scheller ging auf die unterschiedlichen Videos aus Syrien ein, die sektiererische und rassistische Untertöne beinhalten und damit drohen, Religionsgruppen zu töten („Alawiten, wir werden euch schlachten“). Die o.g. Gruppe „Bidayyat“ hat daher das satirische Video „We are coming to slaughter you“ erstellt. Darin will die Gruppe – in musikalischer Weise – am liebsten alle Gruppen in Syrien schlachten, sodass es gar keine Probleme mehr in Syrien gibt.
Bewaffnete haben es schwer: “Nobody is perfect”
„Bei vergangenen Veranstaltungen der Heinrich-Böll-Stiftung haben wir immer auf die wichtige Rolle des zivilen Widerstands aufmerksam gemacht. Nun hatten wir endlich die Möglichkeit, direkt mit Leuten zu sprechen, die für den friedlichen Weg kämpfen, aus dem mörderischen Regime zu entkommen“, so die Moderatorin Bente Scheller zum Abschluss der Veranstaltung.