Syrien und das Öl

Kritiker sagen, die Nato hätte die Resolution 1973 für eine Flugverbotszone in Libyen zu weit ausgelegt – und sich vor allem wegen der dortigen Ölreserven zur Luftwaffe der Aufständischen gemacht. Die Folge war ein monatelanger Bürgerkrieg mit mindestens 30.000 Toten, darunter Diktator Muammar al-Gaddafi. Während Öl in Libyen die bedeutendste Einnahmequelle ist, spielt es in […]

Kritiker sagen, die Nato hätte die Resolution 1973 für eine Flugverbotszone in Libyen zu weit ausgelegt – und sich vor allem wegen der dortigen Ölreserven zur Luftwaffe der Aufständischen gemacht. Die Folge war ein monatelanger Bürgerkrieg mit mindestens 30.000 Toten, darunter Diktator Muammar al-Gaddafi. Während Öl in Libyen die bedeutendste Einnahmequelle ist, spielt es in Syrien eine deutlich untergeordnetere Rolle.

Trotzdem spielen Einnahmen aus dem Ölverkauf für das Regime von Bashar al-Assad eine nicht unbeträchtliche Rolle, kamen doch bis vor kurzem 25 bis 30 Prozent der Staatseinnahmen aus dem Ölexport in die EU. Zwar hatte die Union schon Anfang September ein Ölembargo gegen Syrien verhängt, doch verzögerte die italienische Regierung damals den Beginn bis auf Mitte November. Dann lief auch der letzte Ölvertrag mit dem staatlichen Energiekonzern ENI aus. Dabei ist das Embargo nicht nur deswegen relevant für das Assad-Regime, weil bisher 95 Prozent der Ölexporte in die EU gingen. Das syrische Rohöl hat darüber hinaus keine besonderes hohe Qualität, so dass nicht viele Raffinerien außerhalb der EU darauf eingestellt sind.

Der gestrige Großbrand an einer wichtigen Ölpipeline in der Nähe der Stadt Homs – egal ob er auf einen Anschlag von Aufständischen zurückzuführen ist oder auf einen Bombenabwurf der Armee – schränkt deshalb die Fähigkeit der syrischen Regierung weiter ein, sich gegen die Demokratisierungsbewegung an der Macht zu halten. Denn wenn nun auch noch eine von nur zwei syrischen Raffinerien ihre Produktion einstellen muss, wird der Diesel für Panzer und Militärfahrzeuge noch teurer.