Der Syrer Kamal wird seit einem Monat, wie mit ihm viele weitere syrische Flüchtlinge auch, in dem Haftlager „Gazi Baba“ im mazedonischen Skopje festgehalten. Bei dem Versuch, die Grenze nach Serbien zu überqueren, wurde er von der örtlichen Polizei aufgegriffen und festgenommen. Seit mehr als drei Wochen befindet er sich im Hungerstreik um gegen die Bedingungen seiner inhumanen und unrechtmäßigen Gefangenschaft in Mazedonien zu protestieren.
Kamal, der an der Damascus University Betriebswirtschaftslehre studierte, war ein aktiver Teil der syrischen Zivilgesellschaft und hat sich an der friedlichen Bewegung in Syrien beteiligt. Seit Beginn der Revolution hat er an vielen studentischen Demonstrationen teilgenommen und in Jaramana, dem Stadtteil Damaskus, in dem Kamal gelebt hat, selbst einige Kundgebungen und Protestaktionen organisiert. Neun Monate nach dem Ausbruch der Revolution ist er in die Ukraine geflohen, wo die Bedingungen für ihn allerdings kaum besser waren. Schlecht bezahlte Arbeit, kaum Perspektiven für die Zukunft und hinzu kam, dass sich die Situation auch in der Ukraine zusehends verschlechterte. Nachdem er zwei Jahren dort verbracht hatte, war die Sicherheitslage vor Ort so prekär, dass Kamal erneut fliehen musste, diesmal in die Türkei. Dort traf er seine vorerst letzte Entscheidung und beschloss, mit Hilfe von Schmugglern, die Reise nach Deutschland anzutreten. Nur mit Schwierigkeiten gelangte er über das Meer nach Griechenland und von dort über die Grenze nach Mazedonien, wo er mehrmals von Straßenbanden überfallen und schließlich von der Polizei festgenommen wurde. Diese brachte ihn nach Gazi Baba. Offiziell ein Aufnahmezentrum, ist Gazi Baba aber de facto eine Haftanstalt, die durch Gitter und Zäune von außen abgeschirmt ist. Des weiteren ist die Einrichtung komplett überfüllt und medizinische Versorgung fehlt vorne und hinten. Pro Asyl und Amnesty International berichten eindrücklich von den katastrophalen Umständen, denen die Flüchtlinge ausgesetzt sind. Unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen ist Kamal seither inhaftiert und wird es auch so lange bleiben, bis der Fahrer, mit dem er unterwegs war als er von der Polizei verhaftet wurde, seinen Prozess bekommt – und dies kann sich über Monate hinwegziehen! Um dagegen zu protestieren, ist der Syrer in den Hungerstreik getreten und verweigert seither die Nahrungsaufnahme. „Die Polizei wollte mich einschüchtern und drohte mir Schläge an, wenn ich nicht esse. Als ob das noch etwas ändern würde!“
Kamals Geschichte ähnelt der von vielen SyrerInnen, denen in ihrer Heimat nichts mehr geblieben ist und die sich dazu entschließen, ihr Leben dafür aufs Spiel zu setzen, sich vor den Verbrechen der Willkürherrschaft und der Unterdrückung zu retten. Diese geht jedoch auf ihrer Flucht häufig weiter – auch innerhalb Europas!