Weil ich eine Frau bin … RAMA

Im Sommer 2024 wird Rama al-Abdullah in der Türkei Opfer rassistischer Gewalt und bürokratischer Willkür. Trotz gültiger Papiere wird sie nach Syrien abgeschoben – getrennt von ihrer Familie, die zurückbleibt.

Im Sommer 2024 wird das Leben der syrischen Flüchtlingsfamilie von Rama al-Abdullah in Gaziantep, Türkei, zum Albtraum.* Zuerst wird ihr Mann auf dem Heimweg von der Arbeit brutal mit einem Messer angegriffen – der Täter sticht ihm mehrmals in die Schulter. Rassistische Übergriffe auf Syrer*innen haben in der Türkei in den letzten Jahren stark zugenommen. Geflüchtete werden von gewalttätigen Mobs regelrecht gejagt, während die Regierung unter Präsident Erdoğan kaum eingreift. Stattdessen hat Erdoğan versprochen, eine Million Syrer*innen abzuschieben, was den Hass weiter schürt.

Nach der Messerattacke ist Rama, Mutter von drei Kindern, plötzlich allein für die Familie verantwortlich. Während sie ihren verletzten Ehemann pflegt, verschlechtert sich der Gesundheitszustand ihres Sohnes dramatisch. Er ist Diabetiker. Anfang Juli verfällt das Kind in einen Schock. Die Mutter muss schnell handeln. Auf dem Weg ins Krankenhaus wird Rama von einem Fahrzeug der türkischen Sicherheitskräfte aufgehalten. Ihre verzweifelten Bitten sie gehen zu lassen, weil das Leben ihres Kindes auf dem Spiel stehe, werden ignoriert. Stattdessen verlangen die Beamten nach ihren Papieren – die sie in der Aufregung Zuhause vergessen hat. Zur Strafe schlägt ein Beamter sie mit einem harten Gegenstand.

Während ihr Kind schließlich in einem Krankenwagen behandelt wird, nehmen die Behörden Rama fest. Ihre Fingerabdrücke werden genommen, ihre gültigen Papiere ignoriert und behauptet, ihre Daten seien nicht aktuell. Die erste Nacht verbringt sie mit anderen Frauen und Kindern hinter Gittern in der Polizeistation, die zweite in einem Flüchtlingslager. Sie zeigt den Wärtern ihre Verletzungen durch die Schläge, bittet sie um medizinische Versorgung. Vergeblich. Nach 48 Stunden voller Angst und Schmerzen wird Rama an die syrische Grenze gebracht.

Monatlich deportieren türkische Behörden mehr als 20.000 Syrer*innen unter dem Vorwand der Freiwilligen Rückkehr nach Nordsyrien. Dabei herrschen in den von der Türkei kontrollierten Gebieten katastrophale Zustände: Die Lager sind überfüllt, Hunger und Obdachlosigkeit prägen das Leben der Menschen. Am 8. Juli 2024 wird Rama, trotz gültiger Dokumente, nach Syrien abgeschoben – getrennt von ihrem Mann und ihren Kindern, die in Gaziantep zurückbleiben.

*aus dem Bericht “Place Your Fingerprint Here and Stay Silent, Or I Will Detain You and Your Family for a Month” der “Syrians For Truth & Justice”

DIE SITUATION IN DER TÜRKEI

Rassistische Übergriffe auf Syrer*innen haben in der Türkei in den letzten Jahren stark zugenommen. Geflüchtete werden von gewalttätigen Mobs regelrecht gejagt, während die Regierung unter Präsident Erdoğan kaum eingreift. Stattdessen hat Erdoğan versprochen, zwei Millionen Syrer*innen abzuschieben, was den Hass weiter schürt. Monatlich deportieren türkische Behörden