Eine Normalisierungswelle zieht durch die EU und die Türkei
Im Nordosten Syriens kam es zu Protesten gegen die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Abu Al-Zindain. Die Demonstranten wollen eine Normalisierung der Beziehungen zwischen der Türkei und Syrien verhindern. Der Grenzübergang Abu Al-Zindain verbindet die von der Regime in Damaskus kontrollierten Gebiete mit den von der Türkei und ihren Söldnern besetzten Regionen im östlichen Teil der Provinz Aleppo. Inmitten der Spannungen schlugen in der Umgebung des Übergangs Mörsergranaten ein.
Kurz davor forderten Italien, Österreich und sechs weitere europäische Länder in einem gemeinsamen Schreiben die Einsetzung eines EU-Syrien-Beauftragten und zehn sogenannte „sichere Zonen“ in den von dem syrischen Regime kontrollierten Regionen auszuweisen, in die syrische Geflüchtete in Europa zurückgeführt werden könnten. Obwohl Deutschland nicht zu den Unterzeichnern gehörte, entschied eines der obersten Verwaltungsgerichte des Landes Ende Juli, dass „keine allgemeine Gefahr mehr für alle Zivilisten durch den lang anhaltenden Konflikt in Syrien besteht”.
Festnahmen im Libanon: Syrische Geflüchtete in Seenot
Der Libanon hat kürzlich 204 Syrer*innen festgenommen, die versuchten, das Land auf dem Seeweg zu verlassen. Diese Festnahmen sind Teil eines verstärkten Grenzschutzes, der unter anderem von der Europäischen Union finanziert wird. Die Aktion wirft Fragen zur Behandlung von Geflüchteten und zur Verantwortung der Internationalen Gemeinschaft auf. Im Mai hat die EU mit Libanon ein Hilfsmittelpaket in höhe Höhe von einer Milliarde Euro über drei Jahre abgeschlossen. Im Gegenzug verlangen sie, dass der Libanon dabei kooperiert, die Überseeflucht zu verlangsamen.
Naturkatastrophen und Gewalt: Erdbeben trifft auf Angriffe
Ein Erdbeben der Stärke 5,4 erschütterte den Nordwesten Syriens in der Nacht zum 13. August. Doch damit nicht genug: Unmittelbar nach dem Beben griff das Assad-Regime zwei Dörfer in der Region im Nordwesten an. „Bomben und Erdbeben – hier ist alles instabil, sogar der Boden, auf dem wir stehen“ sagt Huda, eine Zeugin des Erdbebens. Denn nicht nur Naturkatastrophen und Regimeangriffe gängeln die Region, auch die wirtschaftliche Situation ist verheerend. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung Syriens lebt unterhalb der Armutgrenze. Millionen sind auf humanitäre Hilfen angewiesen, die jedoch in den letzten Jahren immer wieder gekürzt wurden.
„Bomben und Erdbeben – hier ist alles instabil, sogar der Boden, auf dem wir stehen“ – Huda
Opfer des Konflikts: Zivilist*innen unter Beschuss
In Ostsyrien eskaliert die Gewalt erneut. Elf Zivilist*innen, darunter sechs Kinder, wurden beim Beschuss durch pro-Assad Kämpfer getötet. Außerdem gibt es fünf Verletzte. Der nächtliche Angriff traf ein Gebiet, das von den mit den USA verbündeten Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) kontrolliert wird. Die Auseinandersetzungen zwischen der SDF und Regimetreuen Truppen führen immer wieder zu schweren Verlusten unter der Zivilbevölkerung.
Gewalt und Unsicherheit: Mehr Waffenkriminalität
Seit Anfang 2024 hat das Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) den Tod von 247 Menschen durch Waffengewalt in Syrien dokumentiert. Diese alarmierende Zunahme wird laut der SOHR auf verschlechterte Lebensbedingungen, Waffenverbreitung und Vergeltungsakte zurückgeführt.
Diese Entwicklungen zeigen, dass der Krieg in Syrien nach wie vor viele Leben fordert und kein Teil des Landes sicher ist.