Anhaltendes Misstrauen gegenüber dem neuen syrischen Oppositionsbündnis- Anzeichen für eine Einigung der bewaffneten Opposition und was „Normalität“ dieser Tage in Damaskus heißt

Ungleich Frankreich, der Türkei und den Golf Staaten hat die englische Regierung die neue syrische Opposition, die sich vergangenes Wochenende in Doha bildete, noch nicht anerkannt. Allerdings hat der britische Außenminister William Hague, nach einem Treffen mit Kabinettsmitgliedern über die britischen Optionen am Donnerstag, die neue Oppositionsführung nach London eingeladen. Hagues meinte dazu: „We would […]

Ungleich Frankreich, der Türkei und den Golf Staaten hat die englische Regierung die neue syrische Opposition, die sich vergangenes Wochenende in Doha bildete, noch nicht anerkannt. Allerdings hat der britische Außenminister William Hague, nach einem Treffen mit Kabinettsmitgliedern über die britischen Optionen am Donnerstag, die neue Oppositionsführung nach London eingeladen. Hagues meinte dazu: „We would like to be in a position to recognize them as the sole legitimate representatives of the Syrian people,” und weiter: „But I do want to hear more about their plans, about who they are going to appoint to particular positions, about whether the Kurds will be included, and how much support they have inside Syria.” Weitweg von einer Anerkennung des neuen Oppositionsbündnisses ist Russland. So ließ der russische Außenminister Sergei Lavrov, nach einem Treffen in Riadh mit arabischen Staaten, verlautbaren: „There was no unification of all the opposition.“ Weiter betonte er, dass in der neuen Opposition lediglich die Gruppen vertreten seien, die in Doha anwesend waren und nicht die Gruppen, die entscheidend für eine Einigung der Opposition gewesen wären.
 
Die Internetseite Strategic Research and Communication Centre berichtet zudem davon, dass sich nach der Einigung der politischen Opposition nun zunehmend auch die bewaffnete Opposition unter eine Division stellt. So soll der Oberste Befehlshaber der Higher Military Council of the rebel Free Syrian Army General Mustaf al-Shaikh in einem Video gestern die Formation von fünf neuen Armeedivisionen angekündigt haben. Das Ziel sei, so die verschiedenen Armeebatallione, die in Syrien kämpfen, unter eine neue Führung zu stellen.

Jean Carrere, die für die kurdische Website Rudaw aus Aleppo berichtet, ist der Ansicht, dass es an der Front eigentlich gar keine Unstimmigkeiten gebe. Die FSA-Rebellen unterschiedlicher Brigaden arbeiteten bereits jetzt zusammen, ungeachtet ideologischer Differenzen und sagen, die Streitigkeiten gebe es nur hinter den Schreibtischen.

Einblick über den Kampf der im Internet zwischen Regimeanhängern und oppositionellen Aktivisten tobt, gibt Stephan Faris in seinem detaillierten Bericht in der Businessweek. Er zeigt, wie trotz größter Vorsicht, die friedlichen Computer-Aktivisten vom Sicherheitsdienst des Regimes festgenommen werden und welche Konsequenzen das hat.

Aus Antakya berichtet Raniah Salloum für Spiegel online über türkische Asad-Sympathisanten. Als Hauptgrund sieht sie die Lesart der Aufstände durch diese Gruppe als „von den USA aufgehetzte fundamentalistische Religiöse“, die Syrien „islamisieren“ und spalten wollten.

Wie das Leben derzeit in Damaskus aussieht, zeigen zwei Berichte. Zum einen berichtet Lina Sinjab von ihrem Alltag in der „neuen Normalität im zerstörten Damaskus“. Das Zeugnis ihrer Erfahrungen ist sehr persönlich: „I try to sweep aside the images of dead bodies and crying children. I want to survive. I hate myself even more because of this.”

Anas Zarzar berichtet für al-Akhbar über die Situation im Palästinenser-Camp Yarmuk (Süd-Damaskus), wo die Anspannung zwischen Asad-Anhängern, die sich der syrischen Armee eingegliedert haben und denen, die sich der Freien syrischen Armee angeschlossen haben, wächst. Die Situationen im Camp ist kompliziert: „[N]ew factions have decided to join the FSA, announcing the creation of two brigades christened ‘Palestine’ and ‘al-Asifa,’ or the Storm. These brigades are made up of Palestinians opposed to the regime and the policies of the Popular Front for the Liberation of Palestine-General Command (PFLP-GC), a faction close to, and supported by, the Syrian regime.” So kommt der Camp-Bewohner Abu Majd zu dem Urteil: „Palestinian refugee camps have seen many wars and fierce battles throughout its history, but we have never seen incidents as bloody as the ones the camp is witnessing today.” Auch ihm sind die Fronten im Camp nicht ganz klar: „Whenever I have tried to leave my home, I have encountered militants in the streets. I do not know whether they belong to the FSA or the popular committees that answer to Ahmad Jibril [of the PFLP-GC], or even the Syrian army or security forces.”

 

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