ARA News berichtet über syrische Flüchtlingsfrauen in der libanesischen Hauptstadt Beirut, die das 2500 Jahre alte griechische Stück „Antigone“ von Sophokles aufgeführt haben. Möglich wurde dies mit Hilfe der Wohltätigkeitsorganisation Aperta Productions, die Flüchtlingen einen sicheren Ort anbietet, Traumata auszudrücken und sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Im antiken Stück trotzt die Hauptfigur Antigone dem Verbot des Königs Kreon und begräbt ihren ermordeten Bruder, der als Verräter gebrandmarkt wurde. Zur Strafe wird Antigone lebendig eingemauert, da sie die Stabilität des Staates riskiert habe. Aufgrund ihrer hoffnungslosen Lage begeht sie später Selbstmord. Im Beiruter Theaterstück wurden die während des syrischen Konflikts empfundenen Gefühle von Verlust und Trotz mit der ursprünglichen Geschichte verbunden. Wie Antigone haben auch viele der syrischen Flüchtlinge Brüder verloren. Während der Aufführung erzählte z.B. eine Darstellerin vom Verschwinden ihres Bruders und ihren vergeblichen Versuchen, ihn an verschiedenen Orten – darunter einem Staatsgefängnis, einer Basis der Freien Syrischen Armee und sogar bei der al-Nusra-Front – ausfindig zu machen.
Um die zeitgenössische Version des Stückes umzusetzen, stellte Aperta Productions den syrischen Regisseur Mohammed al-Attar ein. Er sieht Antigone als Frau, die sich in einer von Männern dominierten, patriarchalen Gesellschaft zu behaupten versucht.
Die Darstellerin Mona Fa fühlte sich unheimlich erleichtert, als das Publikum am Ende der Vorstellung mit stehenden Ovationen Gefallen ausdrückte: „Wir wollen den Menschen ein bestimmtes Bild vermitteln, damit sie uns auf eine andere Weise wahrnehmen“, sagte sie. Mit der Aufführung – der Höhepunkt nach drei Monaten Vorbereitung – konnten die syrischen Flüchtlinge einem Land ihre Geschichten mitteilen, das sich mit ihrer Anwesenheit zunehmend überfordert fühlt. Immer mehr LibanesInnen beschweren sich über die steigende Anzahl der syrischen Flüchtlinge und der damit verbundenen Überlastung der Infrastruktur. Die libanesische Regierung hat daher mehrmals um Errichtung eines internationalen Fonds gebeten, um den ungebrochenen Zustrom bewältigen zu können.
Allerdings berichtet u.a. die Tagesschau, dass ab Montag, dem 05.01.2015, im Libanon für SyrerInnen erstmals eine Visapflicht erlassen wurde. Die libanesische Regierung wolle so den Zustrom von SyrerInnen weiter beschränken; bereits seit Oktober 2014 wurde die Grenze zusehends für SyrerInnen geschlossen. Momentan sind im Libanon knapp 1,2 Millionen SyrerInnen als Flüchtlinge registriert. Das UNHCR-Hilfswerk erklärte zwar „grundsätzliches Verständnis“ für diesen Schritt, die Grenzen müssten aber für akut gefährdete Personen weiterhin offen gehalten werden. Das UNHCR appellierte bereits zuvor an reiche Staaten, Länder wie Libanon und Jordanien zu entlasten – zumeist vergebens.
Rozin al-Ali berichtet, ebenfalls für ARA News, über einen Workshop in der Stadt Darbasiya im nordöstlichen Syrien. Unter dem Motto „Zur Stärkung des inneren Friedens und des Zusammenlebens“ hat die kurdische Menschenrechtsorganisation in Syrien (DAD) in das Zalal-Zentrum für kurdische Kultur und Kunst eingeladen. Die Initiative begann die Arbeit bereits im Juli 2007, um mit angemessenen demokratischen Mitteln und auf Grundlage der international anerkannten Menschenrechte zu handeln.
Der Workshop ist Teil einer sechs Monate andauernden Reihe von Treffen und Projekten, um die Bedeutung des Dialogs und die Verurteilung der Gewalt in Syrien hervorzuheben. Die VertreterInnen verschiedener sozialer Schichten werden hierbei auch die friedliche Koexistenz, die Beseitigung von Gewalt in der Familie sowie die Organisationen der Zivilgesellschaft und deren Einfluss auf Gemeinschaft und Medien diskutieren. Ziel dieser Reihe sei es, alle ethnischen und religiösen Gruppen der Gesellschaft an einen runden Tisch zu bekommen, ohne Gruppen oder Individuen auszugrenzen. Des Weiteren soll eine Plattform geschaffen werden, um den interreligiösen Austausch auf Basis moderater Positionen zu ermöglichen. Institutionen der Zivilgesellschaft sollen im Alltag etabliert werden, um auch Kulturseminare anbieten zu können. Die Belange der Frauen und Kinder stehen hierbei im Mittelpunkt, damit deren Bedürfnisse nicht marginalisiert werden.
Mohammed al-Khatieb berichtet für Al-Monitor über die verbliebenen EinwohnerInnen in den von Rebellen kontrollierten Stadtteilen Aleppos, welche unter hohen Lebenshaltungskosten sowie den Luftangriffen des Regimes leiden. Vor Ausbruch des Konflikts war Aleppo die bevölkerungsreichste Stadt Syriens. Mittlerweile wird geschätzt, dass nur noch 300.000 Menschen in den belagerten Stadtteilen leben. Um für den Winter gerüstet zu sein, haben viele EinwohnerInnen wie Suleiman, 26, ihre zerschossenen Häuser in provisorische Bauernhöfe umgewandelt. Suleimans Familie verließ das Viertel, um sich in Sicherheit zu begeben. Er blieb alleine zurück und entschloss sich, eine Tierfarm mit Kaninchen, Enten, Hühnern und Tauben aufzubauen. „Ich wollte etwas Leben einhauchen, um Spaß in meiner Freizeit zu haben. Am wichtigsten ist es, dass uns die Tiere in der Belagerung helfen“, berichtet Suleiman.
Seine Idee der Eigenversorgung findet in der Nachbarschaft viele NachahmerInnen, sei es wegen der Belagerung oder nur als Zeitvertreib. Sie beschränkt sich nicht nur auf Erwachsene, denn auch Kinder wie Ahmed, 13, haben längst mit dem Anbau von Gemüse begonnen. „Ich pflanze Gemüse, damit wir Essen haben. Meine Familie ist arm und mein Vater seit seiner Verletzung gelähmt“, berichtet er. In Ahmeds bescheidenem Garten findet man Minze, Kartoffeln und Bohnen. Aleppo zu verlassen, stellt für ihn keine Option dar. „Die Flüchtlingslager nehmen keine neuen Familien mehr auf. Auch wenn ich in der Türkei Arbeit finde, kann ich dort nicht die hohen Lebenshaltungskosten tragen.“ Auf sein Haus zeigend sagt Ahmed, es gebe für ihn sowieso keinen Ort, der seine Würde besser erhalten könne als dieser.
Ein kürzlich erschienener Artikel auf Damascus Bureau geht der Frage nach, welche Probleme Frauen seit dem Verschwinden ihrer Ehemänner erleben. Die Scharia erlaubt ihnen eine neue Heirat, wenn sie die Männer seit 2 Jahren nicht mehr gesehen haben. Während des syrischen Konfliktes wurden viele Männer eingesperrt oder bleiben unter ungeklärten Umständen verschwunden. Die Ehefrauen sehen sich von der Gesellschaft unter Druck gesetzt, erneut zu heiraten. Doch was soll man machen, wenn vom Vater der Kinder jegliche Spur fehlt? Diese auf eigene Faust großziehen und auf die Rückkehr des Ehemannes warten – oder doch erneut heiraten? Während die Familien der zurückgebliebenen Frauen meist eine Heirat bevorzugen, tendieren die Familien der Männer zur Geduld. In vielen Fällen erwarten letztere sogar von der Frau, die Kinder bei ihnen zurückzulassen, v.a. im Falle einer erneuten Heirat.
Die kurdische Studentenbewegung (YUL) hat in der nordöstlichen Stadt Hasakah eine Ausstellung im Buhar Forum Center eröffnet (ARA News). Sie dauerte eine Woche an und umfasste Gemälde von lokalen KünstlerInnen sowie literarische Werke von prominenten AutorInnen. Ziel war es, die Realität in allen Einzelheiten ausdrücken zu können, darunter auch die schweren Lebensbedingungen und die Beschränkung der Meinungsfreiheit. Der kurdische Maler Majed Asaad wurde für seine Bilder stark kritisiert, da er die Gefühle von Traurigkeit und Pessimismus in den Vordergrund stellte. Seiner Meinung nach sei es jedoch der einzige Weg, das Elend seiner Region aufzuzeigen. Dass die anderen KünstlerInnen hoffnungsvolle Werke mitgebracht haben und so die Vielfalt der Stücke ermöglichten, sieht er positiv. Ausstellungen wie diese zeugen vom ungebrochenen öffentlichen Interesse an Kunst und Literatur, unabhängig von der anhaltenden Zerstörung durch den Krieg.
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