In einem 25-minütigen Interview mit dem Fernsehsender Russia Today hat sich Bashar al-Assad erneut öffentlich geäußert. Wenig überraschend bieten seine Äußerungen keine Anhaltspunkte für einen Politikwechsel. Seine Argumente sind die ewig gleichen: Schuld sind die Terroristen; allein das syrische Volk entscheidet über seine Zukunft; der Westen, die Araber und Türken sind gegen ihn; Fehler habe er keine begangen. Reichlich zynisch: „I always believe in diplomacy and I always believe in dialogue […].“ Das Interview kann man bei RT abrufen. Interessant ist ferner die Einschätzung der RT-Journalistin, die Assad interviewte. Sophie Shevardnadze scheint Assads „Charme“ ebenso erlegen wie einst Jürgen Todenhöfer, denn sie meint: „[…] and he [Assad] is completely demonized by the press, because he is a very educated man, he is a very pleasant man.”
Mit dem anhaltenden Exodus aus Syrien beschäftigen sich gleich mehrere Berichte. Die Tagesschau bzw. das ARD-Magazin „Panorama“ berichten über den wachsenden Strom syrischer Flüchtlinge in die EU. Da die EU die Landgrenze zur Türkei „sicherer“ gestaltet – also nahezu abgeriegelt – hat, sind immer mehr Flüchtlinge gezwungen, den riskanten Wasserweg nach Griechenland auf sich zu nehmen. Es ist zu erwarten, dass weiterhin Menschen auf der Überfahrt ertrinken. Stefan Buchen hat auf der griechischen Insel Lesbos die prekäre Lage der Syrer ergründet. Ein Mitarbeiter der griechischen Küstenwache dazu: „Wir wissen, was in Syrien passiert. Es macht uns verlegen, wenn wir sehen, was die Menschen dort erleiden. Aber das hat keinen Einfluss auf unseren Job.“ Bundesinnenminister Friedrich verwehrt sich trotzdem gegen Familienzuzüge nach Deutschland. Fazit des Berichts: „Deutschland lässt Syrer im Stich.“
Der SPIEGEL erwähnt, binnen 24 Stunden hätten 11.000 Syrer ihr Land verlassen. Damit ist die Zahl der Flüchtlinge auf 408.000 gestiegen. Syrien hat sich damit gegenwärtig zur größten humanitären Katastrophe entwickelt. Wie das SF berichtet, rechnet man bei der UNO mit 4 Millionen Hilfsbedürftigen bis Ende des Jahres.
Joshua Landis stellt kurz das erneute Scheitern der Opposition dar, sich zu einen sowie eine Exilregierung zu bilden. Zur Lage der Opposition und dem SNC fasst der Stern zusammen: „Mehr Konflikt als Kooperation“. Im Interview mit der Financial Times äußert Rafif Jouejati ihre Enttäuschung über die letzten Beschlüsse des SNC. Jouejati ist Sprecherin der Lokalen Koordinationskomitees (LCC), die sich gerade aus dem SNC zurückgezogen haben. Für Jouejati ist das neue SNC-Gremium nicht repräsentativ, da in ihm weder Frauen noch Minderheiten vertreten sind.
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