Demonstrieren? Du träumst… – Bericht aus Latakia

Das Komitee Latakia besteht insgesamt aus ca. 200 AktivistInnen. Fast ein Drittel davon ist online im Medienbereich tätig. Ihre Aufgabenfelder sind das Verbreiten von Fotos und Videos aus Latakia, die Kommunikation mit verschiedenen Medien sowie den Außenauftritt des Komitees zu gestalten. Der Rest der AktivistInnen sind direkt auf der Straße aktiv. Sie organisieren die Demonstrationen, […]

Das Komitee Latakia besteht insgesamt aus ca. 200 AktivistInnen. Fast ein Drittel davon ist online im Medienbereich tätig. Ihre Aufgabenfelder sind das Verbreiten von Fotos und Videos aus Latakia, die Kommunikation mit verschiedenen Medien sowie den Außenauftritt des Komitees zu gestalten. Der Rest der AktivistInnen sind direkt auf der Straße aktiv. Sie organisieren die Demonstrationen, besorgen lebensnotwendige Bedarfsgüter für Flüchtlinge und vieles mehr. Obwohl wir immer extrem vorsichtig agieren und maximale Sicherheitsvorkehrungen treffen, sind zahlreiche unserer Mitglieder zurzeit in den Gefängnissen des Regimes. Einer unserer Aktivisten, Hasan Azhari, starb nach einem Monat Haft an den Folgen der Folter.

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Video: Als Weihnachtsmänner getarnt verteilen Aktivisten des Komitees an Heiligabend Flugblätter.

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Video: Shabbiha-Milizen auf dem Campus von Latakia.

Zu unserem Komitee gehören auch viele AktivistInnen im Ausland. Manche haben schon vor der Revolution dort gelebt, andere sind erst später aus Syrien geflohen, weil sie von den Sicherheitskräften des Regimes verfolgt wurden. Ihre Namen waren aufgrund ihrer revolutionären Tätigkeit an allen Checkpoints des Militärs bekannt, sodass sie das Land schließlich verlassen mussten. Die AktivistInnen im Ausland spielen eine wichtige Rolle dabei, mit internationalen Organisationen zu kommunizieren. Außerdem kommen sie mit Teilen ihrer privaten Gehälter für die Ausgaben unseres Komitees auf und unterstützen so maßgeblich unsere Arbeit.

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Video: Checkpoint in Ain Al Tamra in Latakia.

Wegen der strengen Sicherheitskontrollen von Seiten des Regimes ist die Situation für die AktivistInnen sehr kompliziert. Die Sicherheitskräfte haben jeden im Verdacht, Teil der Revolution gegen das Regime zu sein. Das schränkt die Bewegungsfreiheit der AktivistInnen extrem ein – egal in welchem Bereich sie tätig sind. Alle laufen ständig Gefahr, festgenommen zu werden, denn kaum jemand steht nicht auf den Fahndungslisten. Auch die konfessionelle Pluralität in Latakia trägt eher zu einer angespannten Stimmung in unserer Stadt bei, da sich diejenigen aus den verschiedenen Gruppen, die sich nicht explizit zur Revolution bekannt haben, noch immer kritisch gegenseitig beäugen. Deshalb muss der Plan, aktuell eine Demonstration zu organisieren, ein Tagtraum bleiben. Um die AktivistInnen so wenig wie möglich zu gefährden, konzentrieren wir uns momentan auf Medien- und Hilfsarbeit, sowie auf medizinische und juristische Tätigkeiten.

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Video: Das Komitee dokumentiert die Zerstörung einer Kirche durch die Armee des Regimes.

Im Bereich der Hilfsarbeit finden die meisten Aktivitäten innerhalb der Stadt statt. Über ein geheimes Netzwerk freiwilliger HelferInnen versuchen wir aktuell ca. 10.000 Familien zu unterstützen. So konstant wie möglich versorgen wir sie mit Nahrungsmitteln und kleineren Geldbeträgen. Die Mehrheit dieser Familien sind die Angehörigen Getöteter, Verhafteter und Vermisster sowie Flüchtlinge. Transparenz ist dabei ein Grundprinzip unserer Arbeit und ein hohes organisatorisches Niveau ist uns sehr wichtig. Deswegen haben wir auch unsere eigene Software für die verschiedenen Bereiche des Rechnungswesens entwickelt. Unser strenges System erlaubt es uns, die Aufwände klar nachvollziehen zu können, ebenso wie die Familien und Individuen, denen die Unterstützung zu Gute kamen. Im medizinischen Bereich konzentrieren wir uns darauf, Feldkrankenhäuser logistisch auszustatten und die Freiwilligen in medizinischen Grundlagen auszubilden.

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Video: Schlange stehen vor den Bäckereien – Brotkrise in Latakia.

Die Medien spielten und spielen bei den friedlichen Protestbewegungen in der Welt und besonders im arabischen Frühling ein große Rolle. Dieser Tatsache sind wir uns bewusst, weswegen wir versuchen, unsere Kommunikationsbüros immer gut auszurüsten. Dabei geht es besonders darum, Kommunikationsunterbrechungen durch den Ausfall des Internets zu vermeiden. Durch unser Kommunikationsbüro und dank eines geheimen Netzwerks von AktivistInnen inner- und außerhalb der Stadt erhalten wir Nachrichten aus erster Hand – und unser Komitee ist damit eine der wichtigsten Informationsquellen im Bezug auf Nachrichten aus Latakia und der befreiten Umgebung.

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