Syrien gehört uns – Bericht der StudentInnen Herbst 2012

Die Studierenden der UFSS (Union Freier Syrischer StudentInnen) haben ihre Aktivitäten in den letzten Wochen in verschiedenen Städten Syriens fortgesetzt – am aktivsten waren die UFSS-Komitees in Damaskus und Qamishli. Generell gilt, dass die Universitäten und Schulen in fast allen Provinzen Syriens entweder vom Militär und den Sicherheitskräften kontrolliert oder von der FSA als Basis […]

Die Studierenden der UFSS (Union Freier Syrischer StudentInnen) haben ihre Aktivitäten in den letzten Wochen in verschiedenen Städten Syriens fortgesetzt – am aktivsten waren die UFSS-Komitees in Damaskus und Qamishli. Generell gilt, dass die Universitäten und Schulen in fast allen Provinzen Syriens entweder vom Militär und den Sicherheitskräften kontrolliert oder von der FSA als Basis genutzt werden. Daher sind Aktivitäten innerhalb der Universitäten nahezu unmöglich geworden. Militärfahrzeuge und Panzer sind allgegenwärtig, zum Teil gibt es sogar Scharfschützen auf hohen Gebäuden der Universitäten in Damaskus und anderen Städten. Das hohe Aufkommen von Geheimdienstmitarbeitern und Sicherheitspersonal ist auffällig und die Ausweise aller Studierenden werden kontrolliert, wenn sie auf den Campus wollen. So sollen studentischen AktivistInnen gefunden und festgenommen werden.

Leider haben wir es in den letzten Monaten nicht geschafft, ausreichend Spenden für das Netzwerk der Studierenden zusammenzubekommen. Dank Rücklagen konnten wir unsere finanziellen Zusagen einhalten. Um in Zukunft die Studierenden weiter in voller Höhe unterstützen zu können, wollen wir Sie um Ihre Mithilfe bitten: Können Sie mit Ihrer Spende zur Arbeit der Studierendenkomitees beitragen?

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Weiter im Bericht:

Durch die letzten Ereignisse in Syrien, vor allem Militäroperationen und Bombardements, sind auch StudentInnen ums Leben gekommen. Insbesondere an den Hochschulen gibt es inzwischen kaum noch Aktivitäten und das Leben konzentriert sich dort wirklich auf die Vorlesungen, denn viele Studierende waren durch die Eskalation gezwungen, sowohl die Wohnheime auf dem Campus zu verlassen also auch ihre Heimatstädte aufzugeben. Die studentischen AktivistInnen sind aber trotzdem jederzeit bereit, zivile Protestaktionen durchzuführen, sobald sich eine Gelegenheit dafür bietet. Wie die folgende Zusammenstellung zeigt, war das in den letzten Wochen vor allem in Damaskus und Qamishli möglich.

Damaskus

Die AktivistInnen der UFSS führen zusammen mit anderen zivilen Komitees weiterhin Demonstrationen durch, in denen sie Unterstützung für die von Repression und Gewalt betroffenen Städte ausdrücken. Trotz zahlreicher Festnahmen und einer sehr hohen Präsenz von Sicherheitskräften, kommt es immer wieder zu Aktionen. Neben den Demonstrationen führte die UFSS Damaskus eine Graffiti-Kampagne durch unter dem Namen Ja, es ist in der Tat eine Revolution und verteilte in einigen Vierteln Flugblätter. Obwohl die staatliche Repression gezielt die Aktivitäten der StudentInnen unterbinden will und auch einige unserer führenden AktivistInnen festgenommen wurden, gibt die UFSS Damaskus nicht auf. Vor kurzem gab es viele Festnahmen in den Studentenwohnheimen, ferner starb ein Absolvent der Uni Damaskus, Hisham Takieddine, im Gefängnis unter Folter. Selbst der Koordinator der UFSS war für einige Zeit im Gefängnis und wurde durch Folter verletzt, aber nach seiner Rückkehr wollte er kaum auf Genesung warten und ist mindestens so motiviert wie zuvor!

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Video: Demonstration der UFSS nahe der Umayyaden Moschee in Damaskus.

Qamishli

Die StudentInnen der UFSS Qamishli haben an den Freitagsdemonstrationen teilgenommen und dabei Solidarität für die syrischen Städte ausgedrückt sowie den Sturz des Regimes gefordert. Ebenso haben sie ihren Wunsch für ein pluralistisches, demokratisches Syrien zum Ausdruck gebracht, das die Rechte aller BürgerInnen wahrt. In ihren Demos haben die StudentInnen bewiesen, dass die KurdInnen ein essentieller und aktiver Teil der Revolution sind und nicht SeparatistInnen, wie es Teile der arabischen Bevölkerung in anderen syrischen Regionen befürchten. Das syrische Regime beschuldigte die KurdInnen bereits vor der Revolution als abtrünnig. Die StudentInnen der UFSS haben daher in den Demos sowohl die kurdische als auch die syrische Unabhängigkeitsflagge hochgehalten. Sie fordern, sich auf gemeinsame Werte und nicht die Unterschiede zu berufen, da man nur so eine geeinte Opposition schaffen kann. Die UFSS Qamishli hat ebenso die Souria Lana-Kampagne (Syrien gehört uns) gestartet, die sich auf sechs Bereiche konzentriert: Das Rechtssystem in der Übergangsphase, das Ausarbeiten einer Verfassung, das Erarbeiten eines Wahlsystems, die Sozial- und Wirtschaftspolitik, die Rechtsstaatlichkeit sowie eine Reform der Sicherheitsbehörden. Dazu haben StudentInnen in Souria Lana -T-Shirts Broschüren verteilt, um die Kampagne und ihre Schwerpunkte zu erklären. Das Regime hat mit Verhaftungskampagnen reagiert, in denen auch einige studentische AktivistInnen verhaftet wurden.


Bild: Ein Student der UFSS während einer Demonstration in Qamishli.

Lattakia, Daraa und ar-Raqqa

In den letzten Wochen fanden in diesen drei Regionen intensive Verhaftungskampagnen statt. Dabei wurden auch viele studentische AktivistInnen festgenommen. Durch Kämpfe zwischen FSA und Regime wurden einige StudentInnen getötet. Diese drei Komitees haben sich auch an der Souria Lana-Kampagne beteiligt und vor allem Essenskörbe an Flüchtlinge und andere Bedürftige verteilt. Zusammen mit den Lebensmitteln wurden Info-Materialien verteilt, damit gerade diejenigen, die am meisten unter den Folgen der Angriffe des Regimes leiden, nicht rachsüchtig werden und versuchen, gegen die Minderheiten zu hetzen.

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Video: Die Kampagne Souria lana in Daraa.

Dair az-Zur und Aleppo

In beiden Städten dominieren Kämpfe zwischen Freier Syrischer Armee und dem Militär die Situation. Deswegen ist die studentische Bewegung fast vollständig gelähmt und muss sehr viel Aufwand aufbringen, um nicht völlig zusammenzubrechen. Viele AktivistInnen haben die Städte inzwischen verlassen, aber vereinzelt finden noch einige kurze spontane Demonstrationen oder Demos in Zusammenarbeit mit den lokalen Komitees statt. Sie forderten vor allem die Freilassung studentischer Gefangener und konzentrierten ihre Arbeit in den kurdischen Vierteln, wo es generell etwas ruhiger ist, als im Rest der Städte. Wir freuen uns, dass es gelingt, die Proteste trotz der militärischen Auseinandersetzungen aufrecht zu erhalten, denn sie sind sehr wichtig dafür, dass es ziviles Leben in der Stadt gibt und nicht das Militär und die FSA-Kämpfer alles übernehmen.


Bild: Augrund des permanenten Stromausfalls werden in Aleppo Vorlesungen bei Kerzenschein gehalten.

Hama

Unsere AktivistInnen in Hama leiden sehr unter der Repression in der Stadt. Sie ist dort weniger militärisch, jedoch sehr dicht: Alle paar hundert Meter gibt es Straßensperren und Kontrollen und wer gesucht wird, hat es wirklich schwer, sich in der Stadt zu bewegen. Trotzdem haben es die Studierenden dort geschafft, Broschüren einer Kampagne mit dem Titel Souria awalan (Syrien zuerst) zu verteilen und kurze Demos abzuhalten. Ihre zivilen Aktivitäten sind jedoch weiter wichtig, damit das Regime nicht glaubt, es könnte einfach mit noch mehr Sicherheitskräften die Köpfe der Menschen kontrollieren. Als Studierende sind wir angetreten, eine neue Zivilgesellschaft zu schaffen, damit unsere Revolution tatsächlich in einem pluralen, demokratischen Staat endet.

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Video: Die UFFS Hama verteilt simple Hilfsgüter wie Decken an Familien.

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