Im Februar gingen Bilder tausender SyrerInnen um die Welt, die, dem Bombenhagel in Aleppo entflohen, unter unvorstellbaren Bedingungen an der Grenze zur Türkei festsaßen. Unter dem Titel „Our Lives Under Russian Attacks“ hat das Violation Documentation Center in Syrien nun einen detaillierten Bericht zu russischen Bombardierungen veröffentlicht, der die gezielten Angriffe auf Zivilisten und ihr Eigentum aufschlüsselt.
Der Bericht bezieht sich dabei auf ein Gebiet im Norden der Provinz Aleppo, welches sich seit 2012 unter Kontrolle bewaffneter oppositioneller Truppen befand. Strategisch ist das Areal um die Städte Azaz, Afrin und Aleppo mit seinen etwa 1 Million Bewohnern vor Allem wegen der internationalen Autobahn von Bedeutung, die Aleppo und die Türkei verbindet.
Im November 2015 starteten Einheiten des syrischen Regimes mit Hilfe der russischen Luftwaffe weiträumige Angriffe auf das Gebiet. Betroffen waren dabei hauptsächlich Zivilisten: Es gab Hunderte Tote und Verletzte, zerstörte Wohngebiete sowie Massen von Geflüchteten, die nun unter denkbar schlechten Bedingungen an der verschlossenen Grenze zur Türkei festsitzen. Verbliebene Anwohner sind durch die gezielte Bombardierung von Krankenhäusern fast vollständig von medizinischer Versorgung abgeschnitten – eins der vielen zivilen Ziele war das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhaus in der Provinz Idlib.
Laut dem Bericht, dessen Daten im Wesentlichen auf Aussagen von Augenzeugen beruhen, wurden innerhalb von drei Monaten, im Zeitraum von November 2015 bis Februar 2016, allein 632 Menschen mit Hilfe russischer Kampfjets getötet – davon 613 Zivilisten.
Tragisch ist auch die Situation der Geflüchteten, die in provisorischen Camps an der Grenze zur Türkei ausharren. “Das Leid der Geflüchteten, die an der türkischen Grenze festsitzen, wird noch verschlimmert durch die niedrigen Temperaturen und fehlende humanitäre Hilfe“, erzählt Taim Omar, ein Aktivist vor Ort. „Zwei Kinder sind erfroren. Was die ganze Situation noch erschwert, ist die immer weiter ansteigende Anzahl Geflüchteter, die trotz der schlechten Konditionen zur Grenze strömen.”
Das Violation Documentation Center ist eine zivile, unabhängige Nichtregierungsorganisation, die seit April 2011 Menschenrechtsverletzungen in Syrien überwacht und dokumentiert.
Syrien braucht weniger Bomben, nicht mehr! Dies ist nur ein weiteres Beispiel dafür, wie Fassbomben des Regimes (hier mit Unterstützung Russlands) Menschenleben zerstören und Zehntausende zur Flucht zwingen. Zeigen Sie sich solidarisch, unterzeichnen Sie den Friedensaufruf aus Syrien!
Herzlichen Dank!