Letzte Woche, am 13. Dezember, veröffentlichte unser Partner-Netzwerk der Lokalen Koordinationskomitees ein Statement, das zur Zurückhaltung und Vorsicht beim Kampf um Damaskus aufruft: Dokumente sollten bewahrt, in religiös durchmischten Gebiete vorsichtig agiert und Denkmäler geschützt werden. Wir dokumentieren hier das Statement in einer deutschen Übersetzung.
“Derzeit erlebt Damaskus eine bislang nicht dagewesene Situation, da sich die Kämpfe in den Nachbarschaften und Vorstädten der Hauptstadt verstärken und sich schrittweise dem Zentrum nähern. Dadurch wird die einzig verbliebene Versorgungslinie des stürzenden Regimes immer stärker blockiert.
Wir alle wissen, dass der Kampf [um Damaskus] nicht einfach sein wird. Wie wir bereits seit langem erleben, verteidigt sich das Regime mit den brutalsten Methoden. Wir wissen, dass das Regime alle verbliebenen Ressourcen aufbieten wird, um seine letzte Bastion zu verteidigen. Dies haben wir in all den anderen syrischen Städten erleben müssen.
Daher wenden wir uns hiermit an alle Syrer: die Bataillone der Freien Syrischen Armee, die kämpfen, um die letzte Bastion des Regimes – Damaskus – zu befreien; alle Aktivisten der LCCs; unsere lokalen Räte sowie die betroffenen Anwohner.
Wir appellieren an die FSA, religiöse Orte – ob Moscheen oder Kirchen – als neutrale Orte anzuerkennen, dies besonders in multi-religiösen Gebieten. Weiterhin fordern wir euch auf, so weit wie möglich archäologischen Stätten in der Hauptstadt fern zu bleiben. So können Racheakte des Regimes eingedämmt werden – Racheakte, die nicht zwischen Steinen und Menschen unterscheiden, schon gar nicht das jahrtausendealte Kulturerbe achten, das Damaskus und sein Umland beherbergen. Wir fordern euch auf, alle Dokumente und Ordner aufzubewahren, die ihr in Sicherheitszentren oder Abteilungen der Staatssicherheit findet, denn diese Unterlagen enthalten riesige Mengen von belastendem Material gegen den Staat, seine Amtsträger und Funktionäre. Sie sind essentiell, um das Regime zur Verantwortung zu ziehen, Opfer zu entschädigen sowie Jahrzehnte der staatlichen Politik und Willkür für die Nachwelt zu archivieren.
Wir fordern Aktivisten, Anwohner und FSA-Bataillone auf, zusammenzuarbeiten und Komitees einzurichten, die öffentliches und privates Eigentum in befreiten Gebieten beschützen. Wir appellieren weiterhin an die Bewohner von Damaskus, sich auf einen Anstieg beim Bedarf von Erster Hilfe, Unterkünften, elektrischen Generatoren und grundlegenden Gütern einzustellen und diese nach eigenen Möglichkeiten bereitzustellen.
Die Bewohner von religiös durchmischten Vierteln fordern wir auf, dem Regime keinerlei Möglichkeit einzuräumen, sie oder ihr Viertel in einen Kampf mit den Revolutionären hineinzuziehen. Der Kampf um Damaskus hat zum Ziel, Syrien für all seine Bewohner zu befreien.
Gleichgültig, wie viel Zeit uns vom Kampf um Damaskus noch trennt, und den Hindernissen, mit denen wir konfrontiert sind – die SyrerInnen waren dem Sieg noch niemals so nah. Mit Geduld und der Kooperation aller wird unsere lange Mühe bald ein Ende haben und wir uns in Richtung eines neuen, freien und demokratischen Syriens bewegen.”
Lokale Koordinierungskomitees
Übersetzung: Barbara Blaudzun