Darf man das, oder ist das nicht total obszön…? – Gastkommentar von Jens-Martin Rode

Die Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit“ fordert die Bundesregierung zum Handeln heraus: Hinter der Aktion „Kindertransporthilfe des Bundes“ steckt nach einem Bericht der taz offenbar ein Fake. Mit einer entsprechenden Internetseite wirbt die Initiative für eine vorgebliche Aktion der deutschen Regierung, mindestens 55.000 Kinder aus dem vom Genozid gezeichneten Syrien aufzunehmen. In Wirklichkeit aber existiert […]

Die Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit“ fordert die Bundesregierung zum Handeln heraus: Hinter der Aktion „Kindertransporthilfe des Bundes“ steckt nach einem Bericht der taz offenbar ein Fake. Mit einer entsprechenden Internetseite wirbt die Initiative für eine vorgebliche Aktion der deutschen Regierung, mindestens 55.000 Kinder aus dem vom Genozid gezeichneten Syrien aufzunehmen. In Wirklichkeit aber existiert ein derartiges Aufnahmeprogramm überhaupt nicht.

Diese Aktion produziert zwangsläufig Enttäuschungen. Nicht wenige werden die Intention der Künstlergruppe erst auf den zweiten Blick durchschauen und wieder einmal vergebens Hoffnungen auf eine westliche Regierung setzen. Doch darin liegt gerade der Reiz dieser Aktion. Denn wäre eine derartige Aktion der Bundesregierung nicht das, was bereits seit Monaten und Jahren notwendig gewesen wäre? Wäre es nicht ebenso notwendig, unsere Regierung an eben diese ihre Pflicht zu erinnern?

Was das „Zentrum für politische Schönheit“ tut, ist provokant, fragwürdig und frech. Aber genau diese Form der moralische Erpressung ist notwendig. Zum Vergleich: In den 90′er Jahren hat die Bundesrepublik mehrere hunderttausende Menschen aufgenommen. Dies ist offenbar geschehen, ohne dass es unser Land in irgendeiner Form in gesellschaftliche oder ökonomische Schwierigkeiten gebracht hätte. Warum sollte etwas Ähnliches nicht auch im Falle Syrien möglich sein? Daran zu erinnern und die Bundesregierung in Zugzwang zu setzen, ist klasse.

Quellen:

Dieser Beitrag wurde von Jens-Martin Rode verfasst und am 12. Mai 2014 auf seinem WordPress-Blog veröffentlicht. Mit Genehmigung des Autors haben wir den Beitrag hier aufgegriffen, da er die komplexe Sachlage einer solchen Kampagne gut zusammenfasst. Als positiv zu bewerten ist, dass die oben genannte Kampagne Öffentlichkeit schafft für die Thematik Syrien und das Leiden der Zivilbevölkerung. Andererseits hat sie bereits, aufgrund des täuschend echt gemachten Medienauftritts, zu herben Enttäuschungen und auch Verärgerung geführt. Es bleibt daher umstritten, ob der Zweck die Mittel heiligt.