Provokation von Künstlergruppe bringt Katastrophe in Syrien auf die Agenda / Sofortige Ausweitung des Aufnahmeprogramms der Bundesregierung auf 100.000 Flüchtlinge gefordert
Berlin, 15.05.2014. Die Kunstaktion der Gruppe „Zentrum für politische Schönheit“ zur Aufnahme von 55.000 Kindern provoziert in der deutschen Syrien-Debatte. Die „Kindertransporthilfe des Bundes“ der Künstlergruppe ist heftig umstritten. Von Kritikern wird insbesondere die Instrumentalisierung von Kinderleid skandalisiert. Die deutsch-syrische Initiative Adopt a Revolution, eine der wenigen Organisationen aus Deutschland, die seit über zwei Jahren Projekte der Zivilgesellschaft innerhalb Syriens unterstützt, erklärt hierzu:
„Die Kunstaktion ist eine deutliche Provokation – aber der Skandal ist, dass es trotz der nach UN-Angaben schlimmsten humanitären Katastrophe des jungen 21. Jahrhunderts mittlerweile keinerlei politische Bemühungen mehr gibt, diesen Konflikt zu lösen“, so Elias Perabo, Geschäftsführer von Adopt a Revolution. Inzwischen sind über 9 Millionen Menschen in Syrien und den Nachbarländern auf der Flucht. Deutschland hat gerade einmal zugesagt 10.000 Flüchtlinge aufzunehmen. Alleine auf die letzten 5.000 Plätze für Familiennachzug gab es 76.000 Bewerber. Im Vergleich – während der Balkankriege hatte Deutschland über 300.000 Flüchtlinge aufgenommen.
Hierzu Perabo weiter: „Die Zusage, gerade einmal 10.000 Menschen hier aufzunehmen, ist beschämend für ein so großes Land wie Deutschland. Der Skandal ist nicht das Verhalten einer Künstlergruppe in Berlin, sondern die Tatsache, dass die Bundesregierung Kriegsflüchtlingen humanitäre Unterstützung verweigert. Natürlich darf sich der Appell nicht allein auf die Aufnahme von Kindern beziehen. Stattdessen sollte die Bundesregierung bei der nächsten Innenministerkonferenz im Juni der Forderung der Evangelischen Kirche im Rheinland nach umgehender Aufnahme von mindestens 100.000 syrischen Flüchtlingen folgen.“
Das Scheitern der internationalen Gemeinschaft in der Syrien-Frage wurde am vergangenen Dienstag noch vom Rücktritt von Lakhdar Brahimi, dem UN-Sondervermittler für Syrien, unterstrichen. Damit sind auch die letzten internationalen Bemühungen, zu einer politischen Lösung der Ursachen der humanitären Katastrophe beizutragen, gescheitert.
„Die Aktion könnte bei Menschen in Syrien zu Enttäuschung führen“, so Alan Hassaf, selbst Flüchtling aus Syrien und Leiter des Projektteams bei Adopt a Revolution. „Allerdings ist das nichts gegenüber der Enttäuschung, die wir Syrer bereits in den letzten Jahren durch den Westen erfahren haben. Wir mussten miterleben, wie trotz massiven Einsatzes von Chemiewaffen, täglicher Kriegsverbrechen und ständiger Gewalt gegen die Zivilbevölkerung jegliche Hilfe aus dem Westen weiter ausbleibt. Anfänglich waren die Regierungen voll des Lobes für den Mut der Bevölkerung, für ihre Rechte auf die Straße zu gehen; inzwischen schauen dieselben Regierungen tatenlos zu, wie wir sterben und verelenden.“
Pressekontakt:
Elias Perabo
Adopt a Revolution unterstützt seit Anfang 2012 die Arbeit der jungen syrischen Zivilgesellschaft und vermittelt hierzulande Informationen aus der jungen Demokratiebewegung. Bisher hat Adopt a Revolution rund 60 zivile Initiativen mit knapp 600.000 Euro finanziell unterstützt.
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