Das Deutschlandradio hat Navid Kermani interviewt, der gerade aus Syrien und Libanon zurückgekommen ist. Er erkläutert gut, warum die soziale Ursache der Revolution in Syrien sehr viel deutlicher ist als in anderen arabischen Ländern und somit auch anders als anderswo die Revolution nicht von der Mittelschicht ausging. Sehr interessant ist auch wie offen er mit den Menschen in den von Assad kontrollierten Gebieten sprechen konnte und wie er den Konfessionalismus erlebt bzw nicht erlebt.
Warum Revolutionäre zu humanitären Helfern werden, beschreibt die Bloggerin Razzan Ghazawi im Arte-Blog „Die Arabische Welt in Aufruhr„. Viele Ausgebomte waren in Schulgebäuden untergekommen. Jetzt, wo die Schule wieder beginnt, werden sie auf die Straßen gesetzt. Der Staat hilft nicht, sondern überlässt die Aufgabe den Aktivisten. Dadurch entsteht auch eine Klassenspaltung. “We, the middle class, flourished during Assad’s era. We enjoyed new services, and we knew that our economic situation has gotten better, but only at the expense of the working class. The very people who are now leading the revolution are the ones who were neglected by the state. They lost their jobs and homes are scattered in gardens and schools depending on our aid: middle class aid. Our role in this revolution is completely different from theirs, we have privileges and a lot to lose; they don’t.“ sagt die Aktivistin Ruba. Razan Ghazawi schließt mit einer Bitte: „Perhaps the world, especially countries and individuals who fear FSA, can pitch in and contain this humanitarian crisis; this will definitely revive the peaceful side of the revolution.“
Zamalka war einst eine Hochburg des Widerstands mit fröhlichen Demonstrationen. Heute wirkt sie wie eine Geisterstadt, schreibt die Bloggerin Razan Zeitouneh für Damascus Bureau. Wessen Schuld ist das? „It has recently become common to blame FSA whenever a town is taken by government forces. The opposition force is accused of starting an unequal battle in a populated area without considering its limited ability to resist. Others argue that there is no other option, that the revolution has been militarised, and that demonstrations are just as much a target for shelling as FSA forces are. Can we really blame young men who are willing to sacrifice their lives to free their home territory, even though they realise how restricted their military capabilities are? No one really knows what the right thing to do is, or what mistakes to avoid in the future. One thing is for certain. Everyone, including the FSA’s critics, looks back with nostalgia on last year’s demonstrations in Zamalka. They are still waiting for this ghost town to be freed again, vibrant with the sense of liberty and love.„
Ebenfalls auf Damascus Bureau berichtet Sulaf Zaidan von einer Beerdigung nach einem Massaker in Barza.
Der Verfassungsrechtler Naseef Naeem appelliert in der Financial Times Deutschland an die Europäer, als einzige neutrale Größen am Pokertisch, die Initiative zu ergreifen und zu vermitteln.
Wie die syrischen Kurden sich jetzt autonom regieren, zeigt ein Arte-Video. Sie haben nicht nur überall Ortskomitees, sondern auch Arabisch aus dem Lehrplan an Schulen gestrichen.
Der Daily Star hat mit libyschen Kämpfern in Syrien über ihre Motive gesprochen. Sie sagen, viele Syrer hätten ihnen im Kampf gegen Gaddafi geholfen, nun wollen sie das zurückgeben. Von religiösen Motiven distanzieren sie sich: „Dies ist kein heiliger Krieg, sondern eine Revolution.“
Nachrichten (u.a. aus dem Middle East Life-Blog des Guardian): Syrien bezieht fast täglich Waffen aus dem Iran über die irakische Grenze. Die Vereinten Nationen wollen untersuchen, ob die syrischen Regierungstruppen den Tod von Kindern billigend in Kauf nehmen. Die Freunde Syriens treffen sich in den Niederlanden.
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