Wir haben mit AktivistInnen in Syrien gesprochen, was ihre Reaktionen auf die Flucht des Ministerpräsidenten Riad Hijab heute Vormittag sind. Hier erste Zitate:
“Die Position des Ministerpräsidenten ist eigentlich nur Personen, denen das Regime voll vertrauen kann. Dass sich Premier Hijab nun trotzdem absetzt zeigt deutlich, dass selbst der innerste Kern des Assad-Systems zerbröselt. Alle Syrer wissen, dass das Kabinett eigentlich nur von Marionetten gebildet wird, und die Sicherheitskräfte das Land regieren. Doch wenn sich jetzt selbst die Minister absetzen, dann verliert das Regime wichtige Trümpfe. Dass sich der Premierminister absetzt und zurücktritt zeigt, dass das Regime nicht im Stand ist, eine nachhaltige politische Lösung zu gestalten. Wenn selbst der Ministerpräsident sich nicht traut, “Nein” zu sagen, und stattdessen das Land verlässt, wieviel Angst müssen dann erst die einfachen Menschen haben?”
Abu Hamse aus Mazzeh, Damaskus
“Für uns ist es eine große Freude, dass sich der Premier absetzt. Das hat die Hoffnung bestärkt, dass unsere Revolution bald siegen wird.”
Aktivist “Al Shami 3”, Al Kadam, Damaskus
“Natürlich freuen wir uns immer, wenn ein Minister dem Regime den Rücken kehrt. Aber gleichzeitig fragen wir uns, was Hijab sich eigentlich denkt. Denn immerhin war er mehrere Monate Premierminister und vorher schon lange Zeit Agrarminister unter Assad und hat das Regime mitgetragen.”
Safi Jdaydeh, Jdeidet Artouz, Damaskus
“Es hat uns sehr gefreut zu hören, dass sich der Premierminister absetzt. Das ist ein Zeichen dafür, dass das Regime von Assad langsam auseinander fällt. Auch wenn das Kabinett nur aus Marionetten besteht: Seine Flucht zeigt vor allem, dass die Kontrolle der Regierung durch den innersten Machtzirkel nicht mehr vollständig funktioniert.”
Mohammad Domany, Duma, Damaskus
“Natürlich ist uns jeder herzlich willkommen, der sich dem Regime lossagt! Wenn der Premierminister das Assad-Regime verlässt, stürzt das Regime nicht gleich in sich zusammen; trotzdem hinterlässt er einen weiteren Riss in einer mittlerweile ziemlich wackeligen Mauer!”
Nabil, Qudssaya, Damaskus
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