Ein Jahr nach Ghouta: Tausende SyrerInnen von Seuchen bedroht

Beitrag von Jens-Martin Rode Mit einem dramatischen Appell wendet sich Anfang August 2014 die syrische Menschenrechtsorganisation Violations Documentation Center in Syria (VDC) an die Weltöffentlichkeit: In dem im Vorjahr von Giftgasangriffen gezeichneten Damaszener Vorort Ost Ghouta sind tausende Menschen akut vom Tod durch Infektionskrankheiten bedroht. Das brisante dabei: Krankheiten wie Typhus, Tuberkulose und Hepatitis sind […]

Beitrag von Jens-Martin Rode

Mit einem dramatischen Appell wendet sich Anfang August 2014 die syrische Menschenrechtsorganisation Violations Documentation Center in Syria (VDC) an die Weltöffentlichkeit: In dem im Vorjahr von Giftgasangriffen gezeichneten Damaszener Vorort Ost Ghouta sind tausende Menschen akut vom Tod durch Infektionskrankheiten bedroht. Das brisante dabei: Krankheiten wie Typhus, Tuberkulose und Hepatitis sind unter „normalen“ Umständen durchaus behandelbar. Doch unter den Bedingungen der Belagerung durch das syrische Regime sind wichtige Medikamente und vor allem sauberes Wasser zur Zubereitung von Nahrungsmitteln kaum zu bekommen. Tuberkulose erfordert zudem eine spezielle Behandlung mit Medikamenten, die unter genau kontrollierten Bedingungen gelagert werden müssen. Deshalb werden sie in Syrien nur über die Weltgesundheitsorganisation und in den Apotheken des Syrischen Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds ausgegeben.

Aber: Die Verweigerung der Lebensmittel- und Medikamentenversorgung ist Teil der Strategie, die es dem Syrischen Regime ermöglichen soll, von Rebellen gehaltene Gebiete wieder unter Kontrolle zu bekommen. Solange die Belagerung anhält, ist die Ausbreitung der Krankheiten nicht zu stoppen. Deshalb appelliert das VDC an die Weltgesundheitsorganisation WHO, das internationale Rote Kreuz und den Syrischen Halbmond, die Verantwortung dafür zu tragen, dass Hilfsgüter die Bedürftigen auch erreichen können. Die Menschenrechtsorganisation fordert damit eine konsequente Umsetzung der Resolution Nr. 2165 des UN Sicherheitsrates ein, welche klar vorsieht, dass die humanitäre Versorgung der Bevölkerung diskriminierungsfrei, bedingungslos und ohne notwendiges Einverständnis des Regimes erfolgen muss.

Die Presseerklärung des VDC im Wortlaut zum Download: “Urgent Appeals from the Cities of Eastern Gouta”

So heißt es im einleitenden Paragraphen der VDC-Presseerklärung:

Aufgrund der dramatisch zugespitzten Lebensbedingungen, die von der bereits ein Jahr anhaltenden Blockade durch das syrische Regime herrühren, hat das VDC kürzlich mehrere Hilfsappelle aus den Städten und Orten der östlichen Ghouta erhalten. Diese Hilfsappelle kamen v.a. von den lokalen ärztlichen Versorgungszentren. Sie geben als Ursache für die dramatische Gesundheitslage den Mangel an Nahrungsmitteln an, der zu Tausenden Fällen von Mangelernährung unter den Bewohnern geführt hat. Diese Mangelernährung schwächt das Immunsystem der Betroffenen so stark, dass sich eine Vielzahl von gefährlichen Krankheiten in der östlichen Ghouta ausgebreitet hat. Dazu gehört auch Typhus, das durch eine Kontaminierung von Trinkwasser und Nahrungsmitteln hervorgerufen wird. Weitere gehäuft auftretende Krankheiten sind zudem Hepatitis (A – B – C), Tuberkulose und Windpocken.

Zivile AktivistInnen arbeiten in Syrien weiterhin daran, freie Alternativen zum syrischen Regime aufzubauen. Helfen Sie mit, die junge syrische Zivilgesellschaft zu unterstützen!

Syrische Zivilgesellschaft unterstützen!

Dieser Beitrag erschien am 04.08.2014 auf dem Blog von Jens-Martin Rode, der Adopt a Revolution seit einiger Zeit unterstützt. Wir haben den Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Autors auf dem Adopt a Revolution-Blog veröffentlicht und geringfügig ergänzt.