Händel weg von Syrien! – Gastkommentar

Seit einigen Tagen kursiert im Internet schockierendes Videomaterial über einen palästinensischen Männerchor, der mit einem Klavier bewaffnet den Widerstand gegen die legitime Orchesterleitung des syrischen Dirigenten Assad besingt. Was von AutorInnen aus dem Umfeld der Initiative „adopt a revolution“ in einem Beitrag als vermeintlich zivilgesellschaftlicher Protestsong mit dem Inhalt “Kommt zurück, ihr Vertriebenen, eure Reise […]

Seit einigen Tagen kursiert im Internet schockierendes Videomaterial über einen palästinensischen Männerchor, der mit einem Klavier bewaffnet den Widerstand gegen die legitime Orchesterleitung des syrischen Dirigenten Assad besingt. Was von AutorInnen aus dem Umfeld der Initiative „adopt a revolution“ in einem Beitrag als vermeintlich zivilgesellschaftlicher Protestsong mit dem Inhalt “Kommt zurück, ihr Vertriebenen, eure Reise dauert schon zu lang” präsentiert wird, entpuppt sich wieder einmal als vollkommen einsaitige Dis-Intonation und dient nur dazu, eine Improvisation der NATO vorzubereiten:

Die Aufnahmen, die vermutlich zuerst über das Internetportal „Pianoleaks“ veröffentlicht worden sind, konnten bisher noch nicht von unabhängigen Musikwissenschaftlern als echt bestätigt werden. Zwar dürfen internationale Cembaloexperten keinerlei Aussagen über die Urheberrechte der zum Einsatz gekommenen Noten treffen. Sollten sich diese Bilder jedoch als authentisch herausstellen, wären sie ein eindeutiger Beleg dafür, dass der Westen syrischen Rebellen völkerrechtswidrig Gesangsunterricht gibt.

Ein Vergleich mit hunderten anderer YouTuba-Videos zeigt nämlich: Das Fabrikat, welches in dem Clip zu sehen ist, konnte bisher nicht in den Händen des syrischen Staatsorchesters oder seiner Blogflötenparteien beobachtet werden. Das lässt eindeutig darauf schließen, dass das Klavier vom Ausland bezahlt und von radikalmusikalischen Pianisten heimlich über die Grenze geschmuggelt worden ist. Hintergrund: Klaviere gehören zu den sogenannten „Dur-Use“-Gütern, die innerhalb der geltenden Sing-Sang-tionen gar nicht nach Syrien geliefert werden dürfen. Weil sie lediglich über schwarze und weisse Tasten verfügen, könnten sie extremistische Bestrebungen fördern.

„Das ist unverantwortlich,“ kommentierte Kenner der Region Peter Schall-Indur: „Hier sind Kräfte am Werk, die nicht zwischen „haram“ und „Halali“ unterscheiden können. „Wenn ein solches Instrument in die falschen Hände gerät, kann es in der ganzen Fläche die Gründung einer Band auslösen“ ergänzte Jürgen Totenflöter. Beide Experten konnten sich in der Vergangenheit mehrmals im stundenlangen Sprechgesang persönlich davon überzeugen, dass Assad nicht unmusikalisch ist.

„Diese Bilder zeigen: Der Syrienkonflikt wird vom Westen vollkommen einsaitig instrumentalisiert!“ sagte dazu Laura vom Klimpersblech, die seit vielen Jahren in Berlin den jährlichen Orgelmarsch orchestriert. Mit der Forderung „Händel weg von Syrien!“ bereitet derzeit ein breites anti-klimperialistisches Bündnis aus der deutschen Fiedelbewegung Protestnoten vor. Mit einer Umklingelung der Berliner Staatsoper machen Organisationen wie die „Ärztefans gegen Grieg“, der „internationale Vertonungsbund“, „Saxofon Christi“, die „musikalisch-leninistische Partitur Deutschland“ oder das „tubalisierungskritische Netzwerk tackt tackt“ mobil. Unterstützt werden sie von sechs Angehörigen des Bundessinfonieorchesters aus der Partei die KLINGENDE.

Um zu verhindern, dass deutsche Klavierbauer auch noch an dem Konflikt mitverdienen, darf musikalische Hilfe ausschließlich über den „syrischen Halbton“ geliefert werden, fordert das Bündnis. Denn werden erst einmal Klaviere geliefert, ist man sich sicher, dann folgt auch schnell der Einsatz von Pauken und Trompeten.

Dieser Beitrag erschien am 09.02.2014 zunächst auf dem Blog unseres Gastautors Jens-Martin-Rode, der die Initiative Adopt a Revolution seit längerem unterstützt. Die Veröffentlichung auf dem AaR-Blog erscheint mit freundlicher Genehmigung des Autors. Wir teilen seinen streng musikalisch-unpolitisch gehaltenen Kommentar zu Syrien gerne.