Hört auf die Bevölkerung, werdet die Beschützer der Nation!

Brief von Razan Zeitouneh an die Freie Syrische Armee Die Zustimmung zum Verhaltenskodex für die Freie Syrische Armee (FSA) nimmt ab. Alle Aufrufe, sich dem Kodex zu unterwerfen, sind verhallt, worüber in der Bevölkerung Unzufriedenheit herrscht. An mehreren Orten gab es sogar schon Demonstrationen, die den Umgang der FSA mit den Bürgern und den eigenen […]

Brief von Razan Zeitouneh an die Freie Syrische Armee
Die Zustimmung zum Verhaltenskodex für die Freie Syrische Armee (FSA) nimmt ab. Alle Aufrufe, sich dem Kodex zu unterwerfen, sind verhallt, worüber in der Bevölkerung Unzufriedenheit herrscht. An mehreren Orten gab es sogar schon Demonstrationen, die den Umgang der FSA mit den Bürgern und den eigenen Kämpfern angeprangert und eine Reform der Einheiten verlangt haben.
Sicherlich nutzt die eine oder andere Kampfeinheit den Namen der FSA unberechtigt. Doch das zu kritisieren, reicht nicht mehr aus. Einschüchterungen und Fehlverhalten gibt es zudem auch unter den Einheiten der FSA, die den Verhaltenskodex akzeptiert haben. Für uns ist unverständlich, warum weiterhin brutale Aktionen im Stile von Schlägertrupps, Erniedrigungen von Bürgern und anderes krasses Fehlverhalten toleriert werden!
An vielen Orten haben die militärischen Revolutionsräte keine Macht über die Anführer der Kampfeinheiten und die Anführer ihrerseits keinen spürbaren Einfluss auf die eigenen Soldaten. Materielle Unterstützung für die kämpfenden Einheiten wird unter chaotischen Bedingungen ohne jegliche Planung verteilt. Dabei spielt nicht die militärische Strategie die entscheidende Rolle, sondern die politische Ausrichtung der jeweiligen Gruppen. Deshalb gibt es viele Kampfeinheiten, die gute Absichten im Sinne der Revolution haben, trotzdem jedoch keine Unterstützung erhalten. So können die Einheiten, deren Loyalität nur dem Land gehört, den problematischeren Einheiten nichts entgegensetzen. Wir dürfen unsere Köpfe jedoch nicht in den Sand stecken: Momentan herrscht einfach nur Chaos!
Ich bin keine Militärexpertin und kann nicht einschätzen, inwieweit die FSA in der Lage wäre, sich außerhalb der Städte zu verstecken, um die Brutalität des Regimes von ihren Bewohnern fern zu halten. Aber der FSA muss bewusst sein, welchen Gefahren sie die Bevölkerung aussetzt, wenn sie in ihren Stadtteilen aktiv wird. Vor diesen Gefahren muss die FSA die Bevölkerung genauso schützen wie vor der Gewalt des Regimes. Früher war die FSA ein Teil der Bevölkerung und ihre Soldaten wurden monatelang versteckt und beherbergt. Doch wenn einige Einheiten nun die Sorgen der Bevölkerung ignorieren, werden sie diese Unterstützung verlieren. Die Menschen sind bereit, den Kämpfern Unterschlupf zu gewähren, aber nur wenn es ein Mindestmaß an Grundsätzen gibt, auf die jedes Mitglied der FSA verpflichtet ist.
Außerdem muss es unabhängige Ermittlungsstellen aus lokalen Aktivisten geben. Diese sollen als neutrale Beschwerdestellen das Verhalten der Kampfeinheiten kontrollieren. Selbstkritisch müssen wir feststellen, dass auch die friedlichen Aktivisten ihre Pflichten vernachlässigen und etwa zivile Aufgaben bewaffneten Kämpfern überlassen haben. Aber das befreit die FSA nicht von ihrer Verantwortung, den Beschwerden der Menschen Gehör zu schenken.
Unser Appell an die Kämpfer der FSA: Wenn ihr all das nicht für uns zivile Aktivisten tun wollt, dann tut es für die Menschen, die für euch auf die Straße gegangen sind, die euch in ihren Häusern versteckt haben und die ihre Häuser durch Bombardements verloren haben. Ihr seid die Beschützer der Nation. Bringt diesen Spruch zu seinem wahren Glanz!
Übersetzung: Arias Ali
 

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