Kommentar von Adopt a Revolution über Obamas Drohung gegen Syrien. Erschienen am 22.08. in der Tageszeitung (Taz)
Die internationale Scheindebatte geht in eine neue Runde: Barack Obama
droht mit einem Militärschlag für den Fall eines syrischen
Chemiewaffeneinsatzes. Sein Statement hat dabei weniger mit Syrien als
vielmehr mit dem amerikanischen Wahlkampf zu tun. Getrieben von den
Republikanern muss er Unterstützung für die Menschen in Syrien
suggerieren. Aber genau diese Unterstützung verweigert er wie andere
westliche Staaten seit Langem.
Das Assad-Regime wird die Giftgas-Debatte nicht schrecken. Im Gegenteil.
Es kann nun darauf vertrauen, dass die USA weiterhin nichts unternehmen
werden, solange es nur keine Chemiewaffen einsetzt. Bis heute fehlt
jedes Anzeichen für eine solche Absicht. Bislang kann man davon
ausgehen, dass Assad Chemiewaffen nicht in Betracht zieht.
Bei allen, die in Syrien Tag um Tag gegen die Diktatur demonstrieren,
wird Obamas Ankündigung die Frustration einmal mehr vergrößern. Seit 16
Monaten warten sie auf Hilfe vom Westen. Dabei geht es nicht um eine
Flugverbotszone – in vielen Regionen sind seit Monaten die Lebensmittel
knapp, und die medizinische Versorgung ist kaum mehr vorhanden.
AktivistInnen fehlt selbst das Geld für einen Internetanschluss. Um der
Welt mitzuteilen, was in Syrien geschieht, müssen sie staatlich
überwachte Internetcafés nutzen. Das ist lebensgefährlich.
Dabei könnte man vielen Menschen schon seit Monaten vor allem in den
Grenzregionen helfen – ohne UN-Resolution und ohne dass sich ein
einziger westlicher Soldat in Gefahr begeben müsste. Doch dafür fehlt
der politische Wille. Lieber spricht man über Militäroptionen, die keine
sind. Elias Perabo, Taz 22.08.2012
Für ihren unbewaffneten Widerstand in Syrien brauchen die AktivistInnen dringend für geheime Wohnung, Kameras, Internet und ihre vielen Aktivitäten Unterstützung.