Öl für die Opposition, Al-Kaidas Staatsvorstellung, Spaltungen der friedlichen Aktivisten- Netzschau vom 20. April

Die Anschläge von Bosten werden von den Demonstranten in Kafranbel genutzt, um ihr Mitgefühl auszudrücken, aber auch um darauf hinzuweisen: das passiert täglich bei uns. Der Aufruf bleibt nicht unbeantwortet, „Jugend von Kafrnabel“ veröffentlicht ein Bild, in welchen US-Bürger, als Reaktion auf diese Sympathiebekundung, ihr Mitgefühl für das Leiden der Syrer ausdrücken. Nachdem 2011 ein […]

Die Anschläge von Bosten werden von den Demonstranten in Kafranbel genutzt, um ihr Mitgefühl auszudrücken, aber auch um darauf hinzuweisen: das passiert täglich bei uns. Der Aufruf bleibt nicht unbeantwortet, „Jugend von Kafrnabel“ veröffentlicht ein Bild, in welchen US-Bürger, als Reaktion auf diese Sympathiebekundung, ihr Mitgefühl für das Leiden der Syrer ausdrücken.

Nachdem 2011 ein Öl-Embargo verhängt wurde gegen Syrien, berichtet nun Reuters, dass die EU darüber nachdenkt, dieses zu lockern, um so Geld in die Kassen der Opposition zu spülen. Hassan Hassan berichtet derweil von den Verteilungskämpfen um Öl in der östlichen Provinz Deir Ezzor. Aufgrund des Mangels an Brennstoffen raffinieren die Menschen der Provinz Öl immer häufiger selbst, in dem sie es anzünden mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen.

„Willkommen im Islamischen Staat Syrien“ ist die Überschrift Brian Fishmans Artikels in Foreign Policy. Fishman zeichnet die Entwicklung von Al-Kaida in Syrien nach und wie diese ihr Projekt von „Islamischer Staat in Irak“ (ISI) zu „Islamischer Staat in Irak und Groß-Syrien“ (ISIG) entwickelt hat. Er geht der Frage nach, wie diese Mitteilung das Verhalten Jihadistischer Kämpfer beeinflusst und ob es etwas an der Beziehung zu anderen nicht-al-Kaida-affiliierten Gruppen ändert. Derweil zeigen Aktivisten in Aleppo immer wieder deutlich, dass sie diese Entwicklung skeptisch sehen und demonstrieren mit Plakaten wie: „Sharia Komitees = Airforce Geheimdienst“ (letzterer gilt als der brutalste von Syriens vielen Geheimdiensten). Ihre Nachricht zeigt deutlich: Die Menschen wollen über ihr Schicksal selber bestimmen und treten dafür ein.

Al Monitor beschreibt die neue Flexibilität von Al Nusra, die sich inzwischen Al Kaida angeschlossen hat. Auch weil sie anders als bisher Al Kaida-Gruppen mit anderen Oppositionsgruppen zusammen arbeitet und finanziell gut ausgestattet ist, laufen ständig Kämpfer anderer Brigaden zur Al Nusra über.

Die Aktivistin Rita aus Syrien erzählt in Open Democracy wie friedliche Aktivisten mit den Veränderungen in der Revolution, wie Gewalt und das Einmischen anderer Akteure, zurechtkommen. Einige sehen sich entfremdet und verlassen das Land, andere haben den Glauben an eine friedliche Revolution aufgegeben und arbeiten nun eng mit der Freien Syrischen Armee (FSA) zusammen. Dann gibt es noch Aktivisten, die ihre gesamte Kraft darauf verschwenden, gegen Islamisten zu argumentieren. Doch es gibt immer noch viele, die an den ursprünglichen Ziele der Revolution festhalten und kleine Proteste u.ä. organisieren, und dies mit der Überzeugung: „We are the luckiest generation of Syrians because we have lived through an exceptional experience. We have experienced revolution, arrest, torture and betrayal and we have lots of stories to tell our children. We shouldn’t be sad whatever happens because we have triumphed over our fears.Rita berichtet, dass es genau diese Sorte Aktivisten sind, mit denen das Regime am brutalsten umgeht. Im Gegensatz zu FSA-Kämpfern, werden sie auch eher zu Tode gefoltert als aus dem Gefängnis entlassen. Aktivisten in Syrien und außerhalb von Syrien, seien teilweise voneinander entfremdet. Jene, die Syrien verlassen haben und in den Nachbarländern an Heimweh leiden und sich für Flüchtlinge aufopfern, werden von denen, die sich in Syrien befinden oft als „Hotel-Revolutionäre“ bezeichnet. Auch zwischen den Aktivisten, die sich in den „heißen“ Gebieten im Vergleich zu den „sicheren“ Gebieten befinden, kommt es zu Entfremdung.

António Guterres, Hochkommissar der UNO, der bereits für die Unterstützung der Flüchtlinge aus Irak und Afghanistan verantwortlich war, sagt, dass der syrische Bürgerkrieg brutaler und zerstörerischer sei als alle vorherigen Krisen. Bereits jetzt sei die größte humanitäre Krise seit dem Ende des Kalten Krieges abzusehen. Im Zuge dessen warnt er, dass am Ende des Jahres die Hälfte der Bevölkerung Syriens auf Hilfe angewiesen sein wird. Die Hälfte der Hilfsbedürftigen seien Kinder: „I don’t remember any other crisis where we are having 8,000 per day [fleeing across borders], every day since February”, so der Hochkommissar.

John Kerry und Bashar al-Asad haben beide vor dem Auseinanderfallen und der Teilung Syriens gewarnt, Guterres glaubt jedoch, dass der Bürgerkrieg deutlich zeigt, dass die „politische Geographie” des zweiten Weltkriegs (Sykes-Picot Abkommen) in Frage gestellt wird. Guterres ist wenig optimistisch und macht deutlich: „We can now put some money up front in Syria, but we are all in big trouble. Most of the western countries have huge budget difficulties. Moving towards 3 million refugees, there is no way that this can be dealt with.” Und weiter: The system is at breaking point. There is limited capacity to take many more. Where are the people going to flee? Into the sea?

In seinem jüngsten Interview mit syrischen Medien, spielt Bashar al-Asad wieder die „Islamisten-Karte“ und warnt den Westen, dass dieser einen hohen Preis zahlen werden muss, dafür dass er angeblich Al-Kaida unterstützt. Asad betonte zudem, dass er nicht einen Volksaufstand bekämpfe, sondern einen „Krieg gegen den Terror“ führe. Asad machte auch wieder deutlich, dass er nicht aufgeben werde und, dass sein Schicksal mit dem Syrien verbunden sei: „There is no option but victory. Otherwise it will be the end of Syria, and I don’t think that the Syrian people will accept such an option.”


feed_iconUnsere Syrien-Presseschau als RSS-Feed abonnieren.

Für eine wöchentliche Zusammenfassung unserer Beiträge im Syrischer Frühling-Blog schicken Sie uns doch einfach eine E-Mail an: newsletter[ätt]adoptrevolution.org.

Dieser Beitrag ist lizensiert als Creative Commons zur freien Verwendung bei Namensnennung. Bei kommerzieller Weiterverwendung bitten wir um eine Spende an Adopt a Revolution.