PM | Ghouta – erst Bomben, jetzt noch der Hunger

Partnerorganisationen berichten von dramatischer Versorgungslage / Nach Russlands Blockade im Weltsicherheitsrat sofortige Einbestellung des Botschafters gefordert / Proteste am Wochenende auch in Deutschland geplant.

Berlin, 23. Februar. Die humanitäre Lage in den östlichen Vorstädten von Damaskus verschlechtert sich zunehmend. Aufgrund der massiven
Bombardements, die seit Montag nach Angaben des Syrian Observatory for Human Rights (SOHR) 417 Tote gefordert haben, verbringen viele Menschen nun bereits den vierten Tag in Bunkern und Kellern.

Mehrere Projektpartner von Adopt a Revolution, die in Ost-Ghouta eingekesselt sind, berichten, dass vielen Menschen die Nahrungsmittel ausgehen. „Aufgrund des massiven Bombardements harren viele Menschen bereits seit vier Tagen in Bunkern und Kellern aus. Die wenigen Augenblicke, in denen das Bombardement nachlässt, reichen nicht, um sich mit dem Notwendigsten zu versorgen“, so Elias Perabo, Geschäftsführer von Adopt a Revolution. Zudem machten die Bombardements die Produktion und Verteilung von Nahrungsmitteln so gut wie unmöglich.

„Heute ist der erste Tag, an dem es nichts mehr zu essen gibt. Ich konnte heute für meine Familie und mich nichts mehr organisieren. Es gibt kein Brot, aber auch kein Mehl mehr. Ich meine Frau und mein kleiner Sohn haben nur ein paar trockene Kekse gegessen, die ich vor einiger Zeit gekauft habe und die wir noch bei uns hatten. Davon können wir auch morgen noch etwas essen. Danach weiß ich nicht, was werden soll.Zakwan K., Projektpartner von Adopt a Revolution aus der Stadt Erbin in Ost-Ghouta.

Nach Blockade im Sicherheitsrat: Bundesregierung muss russischen Botschafter einbestellen

Gestern Abend verhinderte Russland im Weltsicherheitsrat eine Resolution, die eine Waffenruhe und einen Zugang für humanitäre Güter für die Region ermöglicht hätte. Dabei nannte der russische Außenminister den entsprechenden von Schweden und Kuweit ausgearbeiteten Resolutionsentwurf „populistisch“. Dazu Elias Perabo: „Das UN-System und das Völkerrecht wurden geschaffen, um Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verhindern. Wenn die internationale Staatengemeinschaft weiterhin hinnimmt, dass Russland als ständiges Mitglied im UN-Weltsicherheitsrat schwerste Kriegsverbrechen von Verbündeten deckt und zugleich selbst Kriegsverbrechen begeht, bricht das nach 1945 geschaffene UN-System vollends zusammen.“

Adopt a Revolution fordert die Bundesregierung umgehend dazu auf, den russischen Botschafter einzubestellen, um die klaren Worte, die die Bundeskanzlerin gestern in ihrer Regierungserklärung in Bezug auf Syrien fand, direkt an die russische Regierung zu richten.

Adopt a Revolution arbeitet aktuell mit sieben zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen in Ghouta zusammen – teilweise bereits seit dem Jahr 2013. Wir stehen im täglichen Austausch mit fast allen Projektpartnern und verfügen dementsprechend über eine sehr detaillierte Expertise der Situation vor Ort.

Zum Pressekontakt

Adopt a Revolution unterstützt seit Anfang 2012 die Arbeit der jungen syrischen Zivilgesellschaft und vermittelt hierzulande Informationen aus der syrischen Demokratiebewegung. Unter www.syrien-unterstuetzen.de stellt die Solidaritätsorganisation aktuelle Entwicklungen aus der syrischen Zivilgesellschaft dar. Zivile Initiativen in Syrien hat Adopt a Revolution bisher mit über einer Millionen Euro aus Spendengeldern finanziell unterstützt.