Berlin, 11. März. Mit einem Video-Appell richten sich Zivilisten, die in Ost-Ghouta festsitzen, an den designierten Außenminister Heiko Maas. Sie fordern ihn auf, Druck auf die russische Regierung aufzubauen, um das Massaker in Ost-Ghouta zu beenden.
Das Assad-Regime und seine russischen Verbündeten setzen ihren massiven Beschuss von Wohngebieten und anderen zivilen Zielen in Ost-Ghouta fort. Aktivisten berichten vom wiederholten Einsatz von Chlorgas als Kampfstoff, sowie anschließendem Beschuss mit Streu- und Brandbomben.
> Hier finden Sie den Video-Appell aus Ost-Ghouta an die Bundesregierung!
> https://www.facebook.com/AdoptaRevolution/videos/1665855743504187/
Vor wenigen Tagen erst hatten Partner von Adopt a Revolution aus Ost-Ghouta auf den Besuch der AfD-Delegation in Damaskus reagiert und sie aufgefordert, sich die Lage der Menschen in Ost-Ghouta anzusehen, das in unmittelbarer Nähe zum Stadtzentrum von Damaskus liegt. Nun wenden sie sich an die Bundesregierung.
Adopt a Revolution unterstützt in Ost-Ghouta sieben zivilgesellschaftliche Projekte, teilweise bereits seit 2013. Wir stehen mit unseren Projektpartnern täglich in Kontakt. Viele der belagerten Zivilisten setzten nach wie vor all ihre Hoffnung darauf, dass die Weltgemeinschaft und insbesondere die Bundesregierung den in Ost-Ghouta und anderen Landesteilen Syriens verübten massiven Kriegsverbrechen nicht länger untätig zusieht und den diplomatischen Druck auf die russische Regierung signifikant erhöht.
„Angesichts der Deckung syrischer Kriegsverbrechen durch Russland und die direkte Beteiligung des russischen Militärs an den massiven Verbrechen in Ost-Ghouta muss die Bundesregierung endlich diplomatische Maßnahmen ergreifen“, so Christin Lüttich, Geschäftsführerin von Adopt a Revolution.
Trotz des offensichtlichen Bruchs der von der UN geforderten Waffenruhe hat das Auswärtige Amt bisher lediglich an Moskau ,appelliert‘. „Wir fordern Heiko Maas auf, als eine seiner ersten Amtshandlungen den russischen Botschafter einzubestellen und ein Sondertreffen der EU-Außenminister zu Ost-Ghouta einzuberufen“, so Lüttich. „Europa darf die von Russland gedeckten und begangenen Kriegsverbrechen in Syrien nicht länger tolerieren.“
Die von Adopt a Revolution unterstützen Projekte in der Ost-Ghouta sind die folgenden:
- Freie Schulen in Erbin: Seit 2013 unterstützt Adopt a Revolution gemeinsam mit medico international die Freien Schulen in Erbin für 1.800 Kinder. AktivistInnen gründeten die Schulen, damit Kinder der Stadt nicht auf die religiösen Schulen gehen müssen. Zum Schutz vor Bombenangriffen befinden sich die Unterrichtsräume im Keller – und werden zu Zeiten besonders heftigen Bombardements als Luftschutzkeller genutzt.
- Frauenzentrum „Nisaa al-Ghouta“, Douma: Um Frauen bei der Gestaltung des Lebens in der Belagerung und unter der Herrschaft islamistischer Milizen das Leben zu erleichtern, bietet das Frauenzentrum „Nisaa al-Ghouta“ („Die Frauen der Ghouta“) unter anderem Rechtsberatung, Weiterbildungskurse und psychosoziale Unterstützung. Seit Anfang 2016 unterstützt Adopt a Revolution diese Arbeit.
- Ziviles Zentrum Erbin: Den verschiedenen zivilgesellschaftlichen Initiativen in Erbin einen Arbeits- und Austauschraum zu bieten – das ist das Ziel des Zivilen Zentrums Erbin. Hier treffen sich seit 2014 Apotheker, um sich über selbst zubereitete Medikamente auszutauschen, oder Bürgerjournalisten für Weiterbildungskurse.
- Bibliothek „Haus des Wissens“, Douma: Damit das Leben nicht nur aus Überleben besteht, gründeten Frauen 2014 die Bibliothek „Haus des Wissens“. Sie sammelten Bücher aus zerstörten öffentlichen Bibliotheken und nahmen Bücherspenden von Privatpersonen entgegen. Inzwischen organisieren sie Lesewettbewerbe und Buchbesprechungen, um ein kulturelles Leben zu ermöglichen.
- Frauenprojekt „Fariq Noor“, Ain Tarma: Gewalt gegen Frauen ist auch in den belagerten Städten von Ost-Ghouta ein Problem – und dagegen wehrt sich das Projekt „Fariq Noor“. Durch Aufklärungs- und Präventionskampagnen versuchen die AktivistInnen (Frauen und Männer gemeinsam), häusliche und sexualisierte Gewalt einzudämmen. Seit 2017 unterstützt Adopt a Revolution das Projekt.
- Ton- und Radiostudio Rusul, Douma: Die eigene Musik aufnehmen, Gedichte aufzeichnen oder Radiobeiträge einsprechen: Seit 2015 bietet das Ton- und Radiostudio Rusul die Möglichkeit dazu. Ob Bürgerjournalisten, Dichter oder Filmschaffende, in dem komplett ausgestatteten Tonstudie entsteht vieles von dem, was auf audiovisuelle Weise das Leben im belagerten Ost-Ghouta dokumentiert.
- Bildungsinitiaitve Lamset Amal, Hazze: Kinder spielen häufig in den Trümmern zerstörter Gebäude – und viel zu häufig kommt des deshalb zu Verletzungen aufgrund von Blindgängern. AktivistInnen erstellen deshalb Unterrichtsmaterialien für Schulen und bieten Kurse an, um vor den Gefahren der Hinterlassenschaften des Kriegs zu warnen. Seit 2016 unterstützt Adopt a Revolution die Arbeit zum Schutz der Kinder vor Minen.
Adopt a Revolution unterstützt seit Anfang 2012 die Arbeit der jungen syrischen Zivilgesellschaft und vermittelt hierzulande Informationen aus der syrischen Demokratiebewegung. Unter www.syrien-unterstuetzen.de stellt die Solidaritätsorganisation aktuelle Entwicklungen aus der syrischen Zivilgesellschaft dar. Zivile Initiativen in Syrien hat Adopt a Revolution bisher mit über einer Millionen Euro aus Spendengeldern finanziell unterstützt.