Presseschau 15. Dezember: Deprimierende Nachrichten aus Syrien

Die Nachrichten aus Syrien und der umliegenden Region waren diese Woche besonders deprimierend und entsetzlich. Die elende Lage der Flüchtlinge, vor allem in Jordanien und Libanon, wurde durch einen plötzlichen Kälteeinbruch mit Schneestürmen und anhaltendem Frost ins Unermessliche gesteigert; Fotos (CTV) zeigen verschneite Zeltlager. Hilforganisationen (SPIEGEL) berichteten über die extreme Notlage (heute) verzweifelter Menschen.  Inzwischen […]

Die Nachrichten aus Syrien und der umliegenden Region waren diese Woche besonders deprimierend und entsetzlich. Die elende Lage der Flüchtlinge, vor allem in Jordanien und Libanon, wurde durch einen plötzlichen Kälteeinbruch mit Schneestürmen und anhaltendem Frost ins Unermessliche gesteigert; Fotos (CTV) zeigen verschneite Zeltlager. Hilforganisationen (SPIEGEL) berichteten über die extreme Notlage (heute) verzweifelter Menschen.  Inzwischen sollen sich bereits über zwei Millionen SyrerInnen auf der Flucht befinden (amnesty). CNN hat eine Liste der Hilfsorganisationen veröffentlicht, die in der Krise tätig sind; Amnesty International (greenpeace Magazin) wirft den europäischen Ländern ein „völliges Versagen“ in der Flüchtlingspolitik der Syrienkrise vor. Die Website Jaddaliya publiziert eine sehr traurige Sammlung von Zitaten aus Interviews mit Flüchtlingen, über die Dinge, die sie am meisten an ihrer Heimat vermissen.

Die Tragödie der Flüchtlinge spiegelt sich wider, man mag es kaum glauben, in der Katastrophe, die sich zur Zeit innerhalb Syrien selbst abspielt. Die syrische Regierung greift immer öfter zu einer der brutalsten Methoden der Kriegsführung, die es gibt: der Belagerung ganzer Städte. Konkret bedeutet dies, dass zehntausende Menschen im tiefsten Winter durch Belagerung von Nahrung und Heizmaterialien abgeschnitten werden, in dem Soldaten einfach die Zufahrtsstraßen sperren. Der Damaszener Omar Kaddour beschreibt in der Süddeutschen Zeitung diesen unfassbaren Zustand, der von Assads Gefolgsleuten durch den Spruch „Niederknien oder Hungern“ geprägt wurde. Ein Kommentar der Tagesschau bringt die Option einer Luftbrücke ins Spiel, die aber leider bisher nicht ernsthaft diskutiert wird.

Als i-Tüpfelchen der schlechten Nachrichten kam dann am vergangenen Dienstag die Meldung der Verschleppung einer Gruppe wichtiger FriedensaktivistInnen, unter ihnen die bekannte Razan Zeitouneh. Unsere Website berichtet ausführlich hier und hier. Leider gibt es weiterhin keinerlei Informationen über ihren Verbleib (ZEIT).

Derweil gibt die diplomatische Lage keinen Anlass zur Hoffnung auf eine baldige Lösung oder gar Verbesserung des Konflikts. Diplomaten sehen die geplanten Verhandlungen in Genf („Genf II“) pessimistisch, vor allem da die ‚offizielle’ Oppositionspartei SNC weiterhin von internen Querelen und Unfähigkeit geplagt wird (BBC). Die Situation der bewaffneten Opposition innerhalb Syriens wird immer unklarer und verworrener; diese Woche wurde von Kämpfen zwischen der Freien Syrischen Armee und radikal-islamischen Gruppen berichtet (FAZ).

Die UN haben diese Woche bestätigt, dass es in Syrien zu Giftgasangriffen gekommen ist (FAZ). Allerdings tätigen sie keine Aussage dazu, wer hinter den Angriffen steckt. Eine Syrien-Strategie der USA glänzt vor allem durch Abwesenheit, insgesamt scheint die Assad-Regierung derzeit unter keinerlei Druck zu stehen, irgendetwas an ihrem brutalen Vorgehen zu ändern.

Eine Reihe von Artikeln in der deutschen Presse berichtet von jungen Deutschen, die offenbar im Kampf gegen die syrische Regierung gestorben sind (Süddeutsche). Einige der Männer, offenbar alle Muslime, wurden laut einem Bericht der FAZ von radikalen Gruppen angeworben; unter ihnen befand sich auch ein 16-jähriger Frankfurter Schüler.

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