2,5 Millionen Syrer dringend hilfebedürftig / Mursis Rede zensiert – Presseschau 31. August

Über 2,5 Millionen Menschen sind in Syrien dringend auf Hilfe angewiesen. Das sagte Jan Eliasson, der Vizegeneralsekretär der UN, gestern in New York. In der Region Idlib, in Aleppo, Damaskus und im Süden des Landes seien im Lauf des Donnerstages insgesamt 119 Menschen getötet worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. 79 davon […]

Über 2,5 Millionen Menschen sind in Syrien dringend auf Hilfe angewiesen. Das sagte Jan Eliasson, der Vizegeneralsekretär der UN, gestern in New York. In der Region Idlib, in Aleppo, Damaskus und im Süden des Landes seien im Lauf des Donnerstages insgesamt 119 Menschen getötet worden, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London. 79 davon seien Zivilisten gewesen. Auch um den Militärflughafen in Idlib wird heftig gekämpft. An der Grenze zur Türkei starben drei Menschen, darunter ein Kind, bei der Explosion mehrerer Landminen. Unterdessen drängt vor allem die Türkei darauf, Schutzzonen für die syrische Bevölkerung einzurichten. Ohne militärisches Eingreifen sind solche Zonen aber kaum möglich.

Dahingehend geäußert hatte sich der türkische Außenminister Davutoglu auf einer  Grundsatzdebatte zu Syrien. Die Neue Zürcher Zeitung fasst die Ergebnisse zusammen und schließt mit berechtiger Skepsis: „Der Uno-Hochkommissar für Flüchtlinge, Guterres, erklärte am Donnerstag überdies, die Erfahrung habe gezeigt, dass es leider selten möglich sei, in solchen Zonen die Sicherheit der Zivilbevölkerung auch wirklich zu gewährleisten – der Fall Srebrenica von 1995 ist ein ungutes Beispiel.“

Die Printausgabe der taz widmet sich heute in mehreren Artikeln dem „Bürgerkrieg in Syrien“. Mehrere der Artikel sind auch online abrufbar, unter anderem ein Interview mit einem syrischen Puppenspieler, der anmerkt: „Wir haben keinen Bürgerkrieg. In Syrien kämpfen nicht verschiedene syrische Gruppen gegeneinander, sondern die Syrer kämpfen gegen das Regime.“

Den Vorstoß des ägyptischen Präsidenten Mursi zu einer arabisch-iranisch-türkischen Zusammenarbeit bewertet der Guardian als „zentrale Veränderung“ in der syrischen Krise. Während der Guardian-Kommentator schreibt, Mursis Vorschlag sei auch im Iran „gut aufgenommen“ worden, haben iranische Politiker dem Ägypter jedoch jegliche „politische Reife“ abgesprochen, wie der Spiegel schreibt. Dabei bezogen sie sich auf Passagen in Mursis gestriger Teheraner Rede, in der er das syrische Regime offen kritisiert hatte.

Auf Zenith Online wird zum gleichen Thema angemerkt, dass die iranischen Medien Mursi teilweise zensiert haben.

„Die Hinweise auf eine militärische Unterstützung des Assad-Regimes durch Iran mehren sich“, berichtet die Neue Zürcher Zeitung. Das ist vielen Beobachtern des Konflikts schon seit längerem klar – dennoch ist der Artikel von Ulrich Pick lesenswert, da er, wenn auch knapp, die Hintergründe der Verbundenheit der beiden Regime erklärt.

Die aktuelle Situation der syrischen Kurden analysiert Patrick Markey für die Nachrichtenagentur Reuters. Weil sich das Regime derzeit hauptsächlich auf die Regionen Aleppo und Damaskus konzentriere, könnten die lange unterdrückten Kurden dieses „uneasy vacuum“ ausnutzen.

Die britische Daily Mail berichtet über eine 42-jährige britische Ärztin, die zwei Wochen in einem nordsyrischen Krankenhaus gearbeitet hat, das von der Hilfsorganisation Ärzten ohne Grenzen geleitet wird.

Bereits gestern schließlich beschrieb Harald Neuber für das Internetportal Telepolis, „wie Bundesregierung und die Berliner Stiftung für Wissenschaft und Politik das neue Syrien nach Baschar al-Assad mitzugestalten versuchen“.

Syria Today berichtet über „Alternative Voices„: Zeitungen und andere Medien von syrischen Aktivisten.

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