Presseschau 6. August 12: Premierminister und Kosmonaut laufen über, Deutschland will keine Flüchtlinge, Lob für LCCs

Heute mittag hatte zuerst Al Jazeera die freudige Neuigkeit: Der syrische Premierminister Riad Hijab ist mit Hilfe der Freien Syrischen Armee nach Jordanien geflohen und hat sich dort der Opposition angeschlossen. Nach Aussage seines Sprechers war die Flucht seit langem geplant, das Premierministeramt habe Hijab nur übernommen, da ihm ansonsten mit dem Tod gedroht worden […]

Heute mittag hatte zuerst Al Jazeera die freudige Neuigkeit: Der syrische Premierminister Riad Hijab ist mit Hilfe der Freien Syrischen Armee nach Jordanien geflohen und hat sich dort der Opposition angeschlossen. Nach Aussage seines Sprechers war die Flucht seit langem geplant, das Premierministeramt habe Hijab nur übernommen, da ihm ansonsten mit dem Tod gedroht worden sei.

Ebenfalls mittags explodierte eine Bombe im Gebäude des Staatsfernsehens in Damskus, schreibt die Welt. Mehrere Zeitungen berichten, dass Assad seine Offensive auf Aleppo verstärke.

Einen Tag zuvor war es dem Luftwaffen-General Mohammed Ahmed Faris gelungen in die Türkei zu fliehen. Er war Syriens erster Kosmonaut im All. Am Sonnabend wurden in Damaskus 48 iranische Pilger entführt. In einem Video bekennt sich dazu die Al-Baraa-Märtyrerbrigade, eine islamistische Gruppe – berichtet alles Spiegel-Online.

Der Juli war der bisher blutigste Monat der Revolution. Mindestens 4239 Menschen seien im Juli getötet worden, darunter 3001 Zivilisten, 1133 Soldaten und 105 Deserteure, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Für die deutsche Regierung kein Grund Flüchtlinge aus Syrien aufzunehmen. Forderungen danach seien “völlig fehl am Platz,” sagte den Menschenrechtsbeauftragter der Regierung Markus Löning, laut der Berliner Morgenpost.

Einen skeptischen Blick auf die zerstrittene syrische Opposition wirft die Frankfurter Rundschau, endet aber mit einem Lob für die Lokalen Koordinierungskomitees: “Die größte Hoffnung setzen neutrale ausländische Beobachter auf die zivilgesellschaftlichen Gruppen, auf die lokalen Koordinationskomitees in Syrien selbst… Der Syrien-Kenner Joshua Landis meint, dass man langfristig auf diese Aktivisten setzen müsse, wenn man tatsächlich ein Blutbad nach dem Abgang Assads verhindern wolle. Sie hätten die Zukunft der Nation im Blick, sie praktizierten Demokratie und nutzten das Wort nicht nur, um die Namen ihrer Organisationen damit zu schmücken.”

Ein Bild der Uneinigkeit zeichnet auch der französische Schriftsteller Jonathan Littell in seinem gerade erschienenen Buch über sein Erfahrungen mit den Rebellen. Er begab sich im Auftrag der Le Monde nach Homs. Die Welt rezensiert die “Notizen aus Homs”.

Bahman Nirumand analysiert in der tageszeitung die Rolle des Irans und anderer Mächte. Seine Progrnose ist düster: “Dass Assad kurzfristig die Niederschlagung der Rebellen gelingen würde, scheint derzeit so gut wie ausgeschlossen zu sein. Irans Konzept: ein langjähriger, zermürbender Bürgerkrieg, ähnlich wie der Bürgerkrieg in Libanon, der 15 Jahre lang andauerte.”

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