#SaveYarmouk – Die Wandlungsfähigkeit des Regimes

Seit mehr als zwei Jahren ist der Stadtteil Yarmouk im Süden Damaskus durch die Belagerung des Assad-Regimes von der Außenwelt abgeschottet. Die humanitäre Lage ist katastrophal, die Menschen sind unterversorgt und es fehlt ihnen am Nötigsten. Jedoch haben zivile AktivistInnen es über die letzten Jahre selbst unter diesen Umständen geschafft, sich zu organisieren und unter […]

Seit mehr als zwei Jahren ist der Stadtteil Yarmouk im Süden Damaskus durch die Belagerung des Assad-Regimes von der Außenwelt abgeschottet. Die humanitäre Lage ist katastrophal, die Menschen sind unterversorgt und es fehlt ihnen am Nötigsten. Jedoch haben zivile AktivistInnen es über die letzten Jahre selbst unter diesen Umständen geschafft, sich zu organisieren und unter anderem mit Stadtgärten für Nahrungssicherung zu sorgen und Medikamente zu schmuggeln. PartnerInnen von Adopt a Revolution leisteten Medienarbeit und machten Menschenrechtsbeobachtung und standen deswegen ganz oben auf der Fahndungsliste des Regimes. Mit dem Vordringen von ISIS in dem mehrheitlich von PalästinenserInnen bewohnten Gebiet läuft die jüngste Geschichte allerdings Gefahr, vorschnell in Vergessenheit zu geraten.

Quelle: aljazeera.net

Die Palästinensische Befreiungsfront (PLO, Palestine Liberation Organization) kam, wie Reuters berichtete, zu dem Schluss, dass eine Unterstützung der syrischen Regierung in diesem Fall die einzige Möglichkeit sei, den noch verbliebenen Menschen in Yarmouk zu helfen. „Die Verbrechen und Ermordungen, die sie [ISIS] begehen, lassen uns keine andere Wahl als eine militärische Lösung. Diese bedarf der Zusammenarbeit mit dem syrischen Staat, dessen Souveränität respektiert werden muss.“ wird ِAhmad Majdalani zitiert, der die Delegation der PLO in Damaskus anführt. Inwieweit diese Entscheidung auf Zustimmung der PalästinenserInnen in Yarmouk trifft, die unter der anhaltenden Belagerung und den Fassbomben des Regimes massiv leiden, ist unklar. Ebenfalls offen bleibt auch, wie in dieser Lesart das aktuelle Vorgehen des Regimes in Yarmouk zu interpretieren ist.

Zur weiteren (Re)Legitimierung des Assad-Regime tragen unterdessen auch (deutsche) Medien bei. Wer nur auf die Ereignisse der letzten Woche schaut und feststellt, dass die humanitären Verhältnisse in Yarmouk katastrophal sind, hat zwar recht – lässt aber gleichzeitig die Assad-Diktatur als die vermeintlich gute Kraft erscheinen. So etwa Spiegel Online, deren Redakteure durch die einfache Auslassung, dass das Assad-Regime in den letzten beiden Jahren die frappierende humanitäre Situation überhaupt erst hergestellt hat, massiv an der Rehabilitierung der Assad-Diktatur arbeiten, die seit über vier Jahren mit äußerster Gewalt gegen jede demokratische Opposition vorgeht.

Als die ISIS-Dschihadisten letzte Woche in den Stadtteil eindrangen, suchten diese – wie schon das Regime – als erstes zivile demokratische Kräfte. Das Regime profitierte dadurch, denn es kann auf einmal wieder als potenzieller Beschützer der PalästinenserInnen in Yarmouk auftreten: Es scheint die rationale Kraft zu sein, die sich mit bewaffneten palästinensischen Gruppen zusammentut, um gegen die barbarischen Dschihadisten vorzugehen, wobei gleichzeitig die Dschihadisten zuvor die am meisten gefürchteten GegnerInnen des Regimes ausgeschaltet haben.

Erst vor wenigen Tagen hat die Non-Profit-Organisation Bidayyat vier Kurzfilme veröffentlicht, die in eindrucksvoller Art und Weise die bedrückenden Facetten des Lebens unter der Belagerung im Stadtteil Yarmouk schildern. „Während der vier Monate, die dieser Film in Anspruch genommen hat, hat Abed, einer der Filmmacher, seinen Vater durch einen Scharfschützen des Regimes verloren. Abdallah, ein weiterer der Filmmacher, wurde Opfer eines Entführungsversuchs. Firas Naji, Koordinator des Watad Centers, welches der wichtigste Partner bei dieser Filmproduktion war, wurde in seiner Wohnung ermordet. Jamal Khalife, ebenfalls einer der Filmmacher, kam während einer Attacke von ISIS auf Yarmouk ums Leben. Dies ist nur ein kleiner Einblick in die Belagerung im südlichen Damaskus.“ Nicht erst durch den Vormarsch von ISIS und die Übernahme von Stellungen innerhalb Yarmouks sind die BewohnerInnen Willkürherrschaft und Gräueltaten ausgesetzt. Das systematische Aushungern und der Abwurf von Fassbomben war die letzten Jahre traurige Realität und hat den Alltag vieler SyrerInnen bestimmt!

Unterzeichnen Sie den Aufruf von AktivistInnen für ein Ende des Abwurfs von Fassbomben in Syrien…

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