WM in Syrien: Per Fahrrad zur Übertragung

Sie sind fussballbegeistert und haben sich schon lange auf die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien gefreut. Doch die AktivistInnen in Erbin, einem Vorort von Damaskus, leben seit fast zwei Jahren unter der Belagerung durch das Assad-Regime – und die hat auch Auswirkungen in sportlicher Hinsicht. Denn Strom gibt es schon lange keinen mehr, genauso wie Leitungswasser oder […]

Sie sind fussballbegeistert und haben sich schon lange auf die Fussball-Weltmeisterschaft in Brasilien gefreut. Doch die AktivistInnen in Erbin, einem Vorort von Damaskus, leben seit fast zwei Jahren unter der Belagerung durch das Assad-Regime – und die hat auch Auswirkungen in sportlicher Hinsicht. Denn Strom gibt es schon lange keinen mehr, genauso wie Leitungswasser oder funktionierende Telefone. Die Kommunikation, auch mit Adopt a Revolution, funktioniert nur über sehr teures Satelliteninternet oder von hohen Gebäuden aus über das Handynetz von Damaskus.

Fussballübertragung in Syrien
Fussball-Übertragung in Syrien: Die Zuschauen müssen, wie beim Spiel Algerien-Detuschland, selbst strampeln, um über Dynamos genug Strom für den Fernseher zu erzeugen.

Eigentlich wollten sie in ihrem Zentrum für Zivilgesellschaft auch die WM-Spiele zeigen, zumindest die wichtigsten ab dem Achtelfinale. Hierfür wollten sie über einen Generator Strom aus Benzin erzeugen, doch für Benzin sind inzwischen horrende Preise zu zahlen, weil es teilweise unter Lebensgefahr in die abgeriegelte Stadt geschmuggelt werden muss. Aktuell liegt der Preis bei 14 Euro pro Liter – wenn es überhaupt zu bekommen ist. Eine Übertragung mit einem großen Fernseher oder Beamer musste deswegen aus Geld- und Benzinmangel ausfallen.

Um trotzdem am Fest des Fussballs in Brasilien teilnehmen zu können, sind die AktivistInnen erfinderisch geworden: Über mehrere Dynamos am Fahrrad laden sie eine Autobatterie auf, die dann kontinuierlich Strom für Receiver und zumindest den Flachbildschirm abgibt – was nicht für das public viewing reicht, aber doch für zumindest für einen Fussballabend im kleineren Kreis. Kleiner Haken am Rande: Eine Person muss ständig strampeln, damit der Akku nicht leerläuft.

Beim Ergebnis des Halbfinalspiels zwischen der deutschen und er brasilianischen Nationalmannschaft sind sich die Fans in Erbin uneinig – aber sie sind sich ziemlich sicher, dass der Gewinner auch Weltmeister wird. Sollten sie in den nächsten Tagen genug Benzin auftreiben können, soll zumindest das Finale auf der großen Leinwand in ihrem Zentrum zu sehen sein. Denn eins ist ihnen besonders wichtig: Die Menschen, die seit zwei Jahren unter Belagerung und Beschuss durch die syrische Armee leiden, sollen sich zwischendurch auch mit anderen Dingen als Krieg und Leid beschäftigen können – etwa mit dem Fussballfest in Brasilien.

Adopt a Revolution arbeitet in verschiedenen Regionen Syriens mit fünf Zentren für Zivilgesellschaft zusammen. Dort werden demokratische Werte genauso vermittelt, wie Beschäftigung inmitten des kriegerischen Alltags. Helfen Sie mit, unterstützen Sie die Arbeit der Zentren mit Ihrer Spende!

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Der Aufbau von fünf Zentren für Zivilgesellschaft in Syrien erfolgt mit finanzieller Unterstützung durch das Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) e.V.