Während die New York Times vorschlägt, syrische Flüchtlinge von der Tristesse jordanischer, türkischer und libanesischer Flüchtlingslager in die Tristesse der Detroiter Innenstadt zu schicken, um die entvölkerte Industriestadt wiederzubeleben, beklagt sich Gebran Bassil, Außenminister Libanons und damit Vetreter eines Landes, indem tatsächlich bis zu 1,5 Millionen Syrerinnen und Syrer und oft unwürdigen Bedingungen zu leben, anlässlich des Besuches seines Kollegen Steinmeier im Handelsblatt, dass die internationale Gemeinschaft ihre Hilfszusagen größtenteils immer noch nicht erfüllt hätten. Nächste Station des deutschen Außenministers ist Jordanien. Ob die deutsche Regierung sich bereiterklären wird, jenseits von Gesten der Anteilnahme beispielsweise mehr Flüchtlinge aufzunehmen, ist nicht klar.
Vom Alltag derer, die im Land geblieben sind, berichtet das Women’s blog des Damscaus Bureau. Eine Aktivistin aus Aleppo erinnert sich, wie sie mit anderen Oppositionellen auf dem Rückweg von einem Neujahrsfest für Kinder, das vom Demokratischen Forum organisiert wurde, von einem Flugzeug des Regimes bombadiert wurde. Schwer verletzt wird sie ins Krankenhaus gebracht. Ein junger Mitstreiter, der gerade aus dem von der Regierung kontrollierten Suweida nach Aleppo gekommen war, wird bei dem Angriff getötet. Doch persönliche Verluste und die ständige Bedrohung des Todes durch die gezielten Angriffe auf Zivilisten bringen sie nicht davon ab, weiter für ein Syrien ohne Diktatur zu kämpfen.
Auf Rudaw liest man dazu, dass nach fast vier Jahren Krieg laut einem Bericht von Handicap International 5,1 Millionen Menschen, darunter 2 Millionen Kinder von herumliegender Munition und Blindgängern bedroht sind.
Darayya, im Südwesten von Damaskus, war 2012 Ziel einer langen und zerstörerischen Belagerung durch das Regime. Eine Gruppe namens „The Change Project“, hat es sich damals zur Aufgabe gemacht, Bücher aus den zerstörten Häusern zu retten und in einer Bibliothekt zu sammeln. Die mittlerweile 11 000 Titel reichen von modernen Romanen über religiöse Texte bis hin zu fremdsprachigen Publikationen. Mit ihrer Arbeit wollen die AktivistInnen einen Ort des Wissens und des Lernens in einer Umgebung schaffen, die von Gewalt und Zerstörung geprägt ist.
Das sich daran seiner Meinung sobald nichts ändern wird, ließ Barack Obama am Freitag Al Arabiyya am Rande seines Treffens mit Repräsentanten der Golfstaaten in Camp David wissen. Wie auch die FAZ berichtete, geht er nicht davon aus, dass sich der Konflikt in Syrien bis zum Ende seiner Amtszeit, also bis Anfang 2017, beilegen ließe. Eine amerikanische Verantwortung für den Zustand des Landes – sei es durch die Interventionen der Vereinigten Staaten in der Region, sei es durch Inaktivität und Gleichgültigkeit des Westens – weist er zurück. Ein Eingreifen gegen Assad nach den Giftgasangriffen in Ghouta 2013 sei nicht nötig gewesen, da das Regime all seine Chemiewaffen abgegeben habe – eine gewagte Behauptung, wenn fast wöchentlich Menschen unter den Angriffen der loyalen Truppen auch mit Chemiewaffen leiden.
Während die Einladung des Sonderbeauftragten der UN, Staffan de Mistura, zu Vorbesprechungen für eine Konferenz in Genf zwischen Oppositionsgruppen, der Regierung und internationalen Akteuren (darunter Russland und der Iran), von der Syrian National Coalition ausgeschlagen wurde, ist ihr ehemaliger Präsident, Ahmad Al Jarba optimistisch, dass eine Konferenz, die in den kommenden Monaten in Riad geplant ist, einen Durchbruch bei der Abstimmung der verschiedenen Oppositionsgruppen sein könnte, wie die Oppositionswebsite Aks Al-Ser berichtet. Organisiert durch die arabische Liga und eine Reihe regionaler Akteure, seien voraussichtliche Themen die veränderte militärische Machtbalance und die Erarbeitung eines gemeinsamen Dokuments der Oppositionsgruppen. Danach könnte man über mögliche Gespräche mit Vertretern der Regierung nachdenken, auch wenn eines klar sei: Assad muss gehen.
Währenddessen setzt sich die Dynamik der Offensive von Assad-Gegnern, die Ende April zum Fall von der nördlichen Provinz Idlib und dann der weiter im Süden gelegenen Stadt Jisr al Shughour geführt hatte und bei der wie zuletzt berichtet wurde, der Kommandeur der syrischen Spezialkräfte getötet wurde, fort. In Qalamoun, zwischen Homs und Damaskus an der libanesischen Grenze gelegen, könnte sich laut Walid al Bunni vom Syrian Observer die Frage nach der Kontrolle von Damaskus und damit der Zukunft der Assad-Regierung entscheiden. Die Region, die von der Hisbollah und der Armee 2013 nach einer verlustreichen Schlacht zurückerobert wurde, gilt als logische nächste Etappe des Vorstoßes der Rebellen. Es wird erwartet, dass die Verbündeten des Regimes im Iran und in Libanon größtmögliche Ressourcen aufbieten werden, um die Konfrontation für sich zu entscheiden. Qalamoun wird in den nächsten Wochen somit die Kapazitäten und verbleibenden Handelsmöglichkeiten beider Seiten aufzeigen.
Wie Al-Monitor berichtet, zählt dazu auch, dass die libanesische Hisbollah ihre Operationsgebiet von der unmittelbaren Grenzregion auf andere Gebiete Syriens ausweitet. In einer Analyse der neuen Strategie des Iran im syrischen Krieg sieht der Journalist Ali Hashem eine mögliche Überspannung der Kräfte eines Landes, das auch im Irak operiert, nachdem sich ihre Truppenpräsenz in Syrien seit 2013 verdoppelt hatte.