Traumatisierte FSA-Soldaten, innergesellschaftliche Spannungen in der Türkei und der Fall der „Maske der Tugend“ der Hizbollah – Netzschau 5. Oktober

Der in Doha ansässige arabische Nachrichtensender Al-Jazeera English berichtet über die psychologischen Folgen, die der Krieg in Syrien auch bei den Kämpfern der Freien Syrischen Armee (FSA) auslöst. Nachdem Israel in den letzten Tagen bereits den 80 Meilen langen Grenzzaun mit Syrien im Golan verstärkt hat, berichtet die israelische Tageszeitung Haaretz, dass die israelische Armee, […]

Der in Doha ansässige arabische Nachrichtensender Al-Jazeera English berichtet über die psychologischen Folgen, die der Krieg in Syrien auch bei den Kämpfern der Freien Syrischen Armee (FSA) auslöst.

Nachdem Israel in den letzten Tagen bereits den 80 Meilen langen Grenzzaun mit Syrien im Golan verstärkt hat, berichtet die israelische Tageszeitung Haaretz, dass die israelische Armee, als Reaktion auf eine Ansammlung von bewaffneten Syrern an der Grenze zu Israel, eine Gruppe von Touristen aus einem nahegelegenen Ort hätte evakuieren müssen.

Im Blog der New York Times The Lede zeigt Robert Mackey den Interessenkonflikt zwischen türkischer Regierung und Teilen der türkischen Öffentlichkeit auf. So hatte das türkische Parlament tagszuvor Militäraltionen gegen Syrien erlaubt, auch wenn Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan betonte, dass dies nicht als Kriegserlaubnis zu missverstehen sei. In der Nacht zu Freitag wurden somit Stellungen der syrischen Armee beschossen. Im Zentrum Istanbuls gingen derweil Anhänger der kemalistischen Volkspartei (CHP) und andere Friedensaktivisten gegen einen potentiellen Krieg der Türkei gegen Syrien demonstrieren. Die Entscheidung des Parlaments sehen sie als Werkzeug „eines imperialistischen Krieges“ gegen Syrien. Rusen Timur Aksak führt in Der Standard zudem die Reaktion des türkischen Ministerpräsidenten auf die Demonstrationen aus, welcher dieser mit den Worten kommentierte, dass die Demonstranten sich „vor der Geschichte verantworten” müssen. Aksak zitiert die Reaktion einer türkischen Journalisten und zeigt, welche deutlich zeigt, welche Spannungen der Konflikt in Syrien hervorruft: „Der nächste Vorwurf [des Ministerpräsidenten] wird dann wohl der des Landesverrats sein“.

Michael Young führt in der libanesischen Tageszeitung The Daily Star aus, wie der Konflikt in Syrien und Hizbollahs Einmischung in diesen, die Widersprüche innerhalb der Hizbollah sichtbar machen und vor allem wie sich das Bild, welches Hizbollah über die letzten Jahre nach Außen aufbauen wollte, nun verändert. Die strategische Notwendigkeit sich in Syrien einzumischen, hat Hizbollahs „Maske der Tugend“ fallen lassen. So haben sich die drei propagierten Charakteristika der Partei als antisektiererisch, vom Iran unabhängige und auf der Seite der Entrechteten stehende Kraft als unwahr erwiesen. Er kommt zu dem Urteil: „Hezbollah’s declining reputation is one thing, but its effectiveness is something else entirely. With or without Syria it will have the ability to wreak havoc in Lebanon and elsewhere. So, take heart that the party’s contradictions are being exposed, but don’t assume Hezbollah is on its last legs”. Dass die Hizbollah mit der gezielten Tötung von sunnitischen Muslimen, sich den Hass der Rest der Rest der arabischen Welt einhandelt, führt Tomas Avenarius in der Süddeutschen Zeitung aus.

Während es in Homs zu den stärksten Bombardierungen seit Monaten kommt, lüftet Al-Arabiya ein weiteres sogenannten „leaked document“, welches ihr von Oppositionellen zugespielt worden sei, darin wird die Behauptung aufgestellt, Bashar al-Asad haben eine Kooperation mit Israel angestrebt, um seine Grenzen zu schützen. Anstrengungen dazu seien bereits im April 2012 unternommen worden, nur einen Monat nach Beginn der Revolution.

… und trotzdem kann das Komitee der Lokalen Koordinationskomitees auf seiner Facebook-Seite am heutigen Freitag in etlichen Städten Syriens von friedlichen Bürgerdemonstrationen berichten.

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