Syrien: Praxis des “Verschwinden- lassen” dauert an

Zum Internationalen Tag der Verschwundenen protestieren Angehörige inhaftierter und verschleppter Syrer*innen am 31. August vor der Russischen Botschaft in Berlin. Sie fordern Gewissheit über den Verbleib ihrer Familienmitglieder und ein Ende der Praxis des “Verschwindenlassens”.

Demonstration zum Internationalen Tag der Verschwundenen

31. August 2019, 16-18 Uhr

Russische Botschaft in Berlin

Unter den Linden 63-65

Berlin, 26. August 2019. Willkürliche Verhaftungen und das Verschwindenlassen von Zivilist*innen sind seit Ausbruch der Revolution 2011 in Syrien alltäglich. Insbesondere das Assad-Regime hat zehntausende Menschen willkürlich inhaftiert, ohne deren Angehörige über ihren Verbleib zu informieren. Auch der IS sowie verschiedene Milizen haben Tausende Menschen verschwinden lassen. Die Angehörigen bleiben oft über Jahre im Ungewissen, ob ihre Lieben noch am Leben sind. In Deutschland leben Hunderte syrische Familien, die um das Leben und das Wohl verschwundener Angehöriger bangen.

Nach Zahlen des Syrian Networks for Human Rights (SNHR) sind in Syrien aktuell mindestens 140.000 Menschen willkürlich inhaftiert, rund 130.000 davon in offiziellen oder inoffiziellen Haftanstalten des Assad-Regimes. SNHR geht von mindestens rund 80.000 Menschen aus, die in den Händen des Regimes “verschwunden” sind. Da viele Familien aus Angst vor Repressionen über ihre “Verschwundenen” schweigen, ist von einer hohen Dunkelziffer auszugehen.

Die Praxis der willkürlichen Inhaftierungen und des Verschwindenlassens dauert an: Das Syrian Network for Human Rights (SNHR) dokumentierte allein im Juli 2019 insgesamt 589 Fälle willkürlicher Inhaftierungen, darunter waren auch 38 Kinder und 24 Frauen. Die Hälfte der Betroffenen (296) wurde vom Assad-Regime festgenommen – 213 dieser Inhaftierten gilt mittlerweile als “verschwunden”. Auch dschihadistische Milizen wie HTS und oppositionelle Milizen sind für zahlreiche Fälle willkürlicher Inhaftierung und Verschwindenlassen verantwortlich.

Adopt a Revolution ruft daher zum Internationalen Tag der Verschwundenen zusammen mit Families for Freedom, der Caesar Families Association sowie der Coalition of the Families of the Kidnapped by ISIS und Seite an Seite mit vielen syrischen Betroffenen zu einem Protest vor der Russischen Botschaft auf, zu dem wir Sie herzlich einladen!

Dabei soll nicht nur an die derzeit noch Verschwundenen gedacht und erinnert werden. Wir verlangen konkret die unverzügliche Freilassung aller willkürlich Inhaftierter sowie Informationen über die Toten. Außerdem rufen wir alle Konfliktparteien dazu auf internationalen Hilfsorganisationen Zugang zu den Gefängnissen zu gewähren.