Nach dem Exklusivinterview, das Vize-Präsident Farouk al-Sharaa Mitte Dezember der libanesischen Tagezeitung al-Akhbar gegeben hat, sinniert France 24 über den wahren Entscheidungszirkel des Assad-Regimes. Al-Sharaa selber gehöre dementsprechend nicht dazu. Drehten sich die Diskussionen nach dem letzten Assad Interview durch Todenhöfer noch darum, ob der syrische Präsident überhaupt wüsste, was in Syrien passiert, so macht Karim Bitar deutlich: „Power has become increasingly concentrated in the hands of just a few people in Assad’s clan, which has grown autistic and seems to have chosen to just keep going“. Zum inneren Zirkel gehörten Bashar al-Assad selber sowie dessen Frau und sein Bruder Maher al-Assad, welcher die 4. Armeedivision anführt. Darüberhinaus gehören berüchtigte Figuren der Geschäftswelt zum inneren Entscheidungszirkel: Mohammed Makhluf, al-Assads Onkel, sein Cousin Rami Makhluf und der Chef des Damaszener Sicherheitskräfte Hazem Makhluf. Bei der Zusammensetzung dieser Gruppe von Entscheidungsträgern wird die Logik des Machterhalts des Regimes besonders deutlich: „Bashar, who runs the show, only listens to people who owe him, for the most part, for their rise.“
Israels Premier Benjamin Netanyahu und Jordaniens König Abdullah II trafen am Dienstag zu einem zunächst geheimgehaltenen Treffen in Amman zusammen, um über die Lage in Syrien zu beraten. Konkret sei es um die Sicherung der chemischen Waffen und die Ausarbeitung einer Position für die Post-Asad Ära gegangen. Analyst Smadar Peri meint dazu: „At this stage it is not clear what this Israeli-Jordanian brainstorming is going to produce.” Sowohl Israel als auch Jordanien zeigten sich schon vor Wochen besorgt über die chemischen Waffen in Syrien. Berichten zu Folge, habe Israel Jordanien um Grünes Licht gebeten, Einrichtungen mit chemischen Waffen in Syrien bombardieren zu dürfen, und Jordanien schon vor Wochen Gasmasken verteilt. Aus den Berichten wird deutlich, Israel und Jordanien sind vor allem um ihr Wohl besorgt, denn der Schaden, den eine Nutzung chemischer Waffen für die syrische Bevölkerung bedeuten würde, wurde in den gemeinsamen Gesprächen nicht thematisiert.
Die libanesische Zeitung The Daily Star berichtet über eine Psychiatrie in der umkämpften Stadt Aleppo. Während viele Bewohner die Stadt bereits verlassen haben, kämpft in der Einrichtung das verbliebene Personal um das Überleben ihrer Patienten. Seit Juli ist die Versorgung der fast 60 Patienten von Stromausfällen und chronischem Mangel an Medizin und Essen geprägt. Das Personal wird schon lange nicht mehr bezahlt, einige wie Abu Abdo blieben trotzdem, weil er seine Patienten nicht einfach sterben lassen konnte: „Most staff stopped coming to work when the battle for Aleppo began, abandoning their patients. I’ve been working here for five years: this is my family, and I couldn’t leave them and let them die of cold and hunger”.
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