Die M4 wurde nicht nur blockiert, sondern zum Teil auch unpassierbar gemacht.

“Wir lassen uns nicht zum Narren halten!”

Zwar hält das Waffenstillstandsabkommen zwischen der Türkei und Russland für Idlib bislang weitestgehend an. Gegen die gemeinsamen Patrouillen türkischer und russischer Truppen entlang der M4 regt sich aber Protest – von der Zivilbevölkerung und der HTS, die um ihren Einfluss bangt.

Die M4 wurde nicht nur blockiert, sondern zum Teil auch unpassierbar gemacht.

Vor zwei Wochen haben Erdogan und Putin in einer sechsstündigen Verhandlung eine Waffenruhe für Idlib beschlossen. Außerdem vereinbarten sie einen „Sicherheitskorridor“ entlang der Schnellstraße M4 – und zwar für den Abschnitt der Autobahn, der derzeit im von Rebellen gehaltenen Teil Idlibs liegt. Innerhalb des geplanten Korridors liegen wichtige Städte, aus denen die Zivilist*innen dann fliehen müssten. Denn für diese stellt die Rückkehr und Präsenz des syrischen Machthabers Assad eine Bedrohung dar.

Auch für die dschihadistische Miliz HTS wäre das höchst problematisch. In den vergangenen Wochen hat sie bereits massiv an Einfluss und Macht verloren. Nachdem sie sich zunächst aus vielen von ihr kontrollierten Gebieten zurückgezogen hatte, sind viele andere Militärfraktionen der Opposition in das Gebiet zurückgekehrt und kämpfen nun unter türkischem Kommando. Mittlerweile kontrolliert HTS nur noch den Grenzstreifen zwischen Sarmada, Harm und Salqeen. Um nicht noch mehr Einfluss zu verlieren, blockieren HTS und die Tahrir-Partei nun die türkisch-russischen Patrouillen und instrumentalisieren dafür auch Zivilist*innen.

„Die Blockaden sind gut und richtig,“ erklärt unser Partner Mohamed Shakerdy aus Atareb. „Sie hätten aber unmittelbar von der Zivilgesellschaft ausgehen müssen. Ich wünschte, die Menschen wären von alleine auf die Idee gekommen die Patrouillen an der Autobahn zu blockieren und würden es nicht auf Befehl von HTS machen. Zwar hat sich HTS hier weitestgehend zurückgezogen, auf viele Menschen übt sie dennoch nach wie vor Druck aus. Außerdem wäre es besser, wenn es keine kompletten Blockaden wären, sondern eher Einschränkungen. Wir wollen niemanden von uns gefährden, sondern zeigen, dass wir auch noch da sind und dass wir uns nicht ständig zum Narren halten lassen. Wir wissen doch ganz genau, dass diese Abmachungen zwischen der Türkei und Russlands nichts bringen. Die nächsten Bombardierungen und damit auch die nächste Flucht stehen unmittelbar bevor. Es ist nicht mal einen Monat her, als Maarat An Numan und Saraqeb massiv bombardiert wurden. Die Abmachung ist eine Verschnaufpause, nichts weiter.“