Zahlreiche Vororte von Damaskus sind seit Monaten belagert und werden täglich beschossen. Dennoch versuchen die zivilen AktivistInnen des Komitees in Erbin das zivile Leben aufrecht zu erhalten – und darin Freiheit, Demokratie und Menschenrechte, die Werte der Revolution, zu verwirklichen. Adopt a Revolution unterstützt in Erbin ein Schulprojekt (in Kooperation mit medico international), eine Bibliothek sowie eine Suppenküche für Bedürftige. Wir sprachen mit dem Aktivisten Sami.
Ihr wart mit als Erste am Ort der Chemiewaffen-Angriffe im Sommer 2013. Eure Bilder sind um die Welt gegangen. Was hat das verändert?
Sami: Früher haben wir viel Medien- und Dokumentationsarbeit gemacht. Die Bilder von den Giftgasopfern wurden in allen Zeitungen abgedruckt. Doch die täglichen Kriegsverbrechen mit Luftangriffen auf Wohngebiete interessieren niemanden mehr. Wir versuchen weiterhin, die Verwundeten zu versorgen, die Traumatisierten zu betreuen. Aber Hilfskonvois wird keiner schicken.
An welchen Projekten arbeitet ihr derzeit?
Wir haben in Erbin acht Schulen mit 200 LehrerInnen für 4.000 SchülerInnen aufgebaut. Dazu eine Bibliothek, die zusätzlichen Sprachunterricht und psychologische Unterstützung für Kinder anbietet. Für Erwachsene gibt es ein Zentrum mit politischem und kulturellem Programm. Auf humanitärer Ebene unterstützen wir das Untergrundkrankenhaus logistisch und betreiben eine Gemeinschaftsküche. Sie versorgt täglich 10.000 Menschen mit dem, was wir trotz Belagerung noch organisieren können.
Eure Stadt wird täglich beschossen und es gibt viele Bewaffnete. Was erreicht ihr mit eurer zivilen Arbeit?
Wir wollen das zivile Leben aufrechterhalten und den Menschen etwas Normalität bieten. Es macht viel aus, dass die Kinder wieder zur Schule gehen. Zudem können wir das Feld nicht den Bewaffneten überlassen. Ob die wirklich eine demokratische Zukunft aufbauen können, bezweifeln wir.
Wobei braucht ihr am meisten Unterstützung?
Es geht um zivile Strukturen, die trotz Belagerung langfristig bestehen können; etwa die Wasserversorgung. Im 21. Jahrhundert können wir uns nicht zurück ins Mittelalter katapultieren lassen, mit Hunger und ansteckenden Krankheiten. Das ist Teil des täglichen Überlebens.
Habt ihr angesichts der Lage noch Hoffnung?
Es ist nicht einfach, weiter zu hoffen. Aber wenn ich zurückdenke an die Zeit vor der Revolution, muss ich sagen: Wir sind viel weiter gekommen, als ich jemals geträumt hätte.
Helfen Sie mit – Schulen für Syrien zu unterhalten. Unterstützen Sie diese Zukunftsprojekte mit Ihrer Spende!
Dieses Interview ist in der neuesten Ausgabe der Adopt a Revolution-Zeitung erschienen. Sie können die Zeitung als PDF herunterladen und Exemplare zum Verteilen an FreundInnen und Bekannte bestellen. Schreiben Sie uns dazu einfach eine Email mit Ihrer Adresse an: info[ätt]adoptrevolution.org